Knochenhaueramtshaus
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Das ursprünglich im Jahr 1529 gebaute Knochenhaueramtshaus ist das bekannteste Fachwerkhaus in Hildesheim. Es war das Gildehaus der Fleischer (Knochenhauer). Wie die Zunfthäuser der anderen Hildesheimer Handwerkervereinigungen steht das zur Gotik zählende Gebäude am Marktplatz, gegenüber dem Rathaus. Durch die repräsentative Gestaltung der Fassade wird das Knochenhaueramtshaus gelegentlich als das schönste Fachwerkhaus der Welt bezeichnet.[1] Neben der Nutzung als Verkaufsraum wurden die Kellergewölbe als Lagerraum verwendet. Im ersten Stock wurden Sitzungen der Gilde abgehalten, und im Obergeschoss waren weitere Vorratsräume sowie Wohnungen untergebracht.
Das 26 Meter hohe Gebäude wurde bei der Bombardierung Hildesheims am 22. März 1945 vollständig zerstört. Obwohl es selbst nicht von Bomben getroffen worden war, wurde es von dem Brand erfasst, der nahezu die gesamte Innenstadt vernichtete.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde an seiner Stelle das moderne „Hotel Rose“ gebaut. Das Knochenhaueramtshaus galt vielen Hildesheimer als das Symbol Alt-Hildesheims schlechthin, und so blieb der Wunsch nach seiner Wiederherstellung stets lebendig. Die Chance dazu bot sich in den 80er Jahren, als das Hotel Rose in Konkurs ging. Im selben Zeitraum plante auch die Hildesheimer Stadtsparkasse einen Neubau ihres Hauptsitzes auf der Südseite des Marktplatzes. Die Hildesheimer nutzten diese Gelegenheit und beschlossen, den historischen Marktplatz komplett wieder aufzubauen. Im Gegensatz zu den Häusern auf der Nord- und Südseite des Platzes, von denen nur die Fassaden rekonstruiert wurden, wurde das Knochenhaueramtshaus ab 1986 im traditionellen Stil rekonstruiert. Hierzu wurden 400 Kubikmeter Eichenholz verbaut und über 4.300 Verbindungen mit ca. 7.500 Holznägeln hergestellt. Die originale Dekoration der Windbretter auf der dem Marktplatz abgewandten Nordseite war nicht genau dokumentiert und konnte daher nicht rekonstruiert werden. Sie wurden stattdessen mit modernen Malereien besetzt, die Krieg und Zerstörung versinnbildlichen.
Heute beherbergt das Gebäude unter anderem das Hildesheimer Stadtmuseum. In einer Umfrage des NDR 2006 wurde es von den Zuschauern als schönstes der "100 schönsten Gebäude Norddeutschlands" gewählt.[2]
[Bearbeiten] Literatur
- W. Konrad: Knochenhaueramtshaus. Gerstenberg, Hildesheim 1970, ISBN 3-8067-8025-0
- Stefanie Krause, Helga Stein: Krieg & Frieden. Die Windbretter an der Nordseite des Knochenhauer-Amtshauses. Lax, Hildesheim 1999, ISBN 3-8269-6332-6
- Carl Lachner: Die Holzarchitektur Hildesheims. Borgemeyer, Hildesheim 1882 (Digitalisat)
- Hans-Dieter Petzoldt (Hrsg.): Knochenhauer-Amtshaus. Wiederaufbau 1987–1990. Chronik und gesammelte Zeitungsberichte. Selbstverlag, Söhre 1990
- Gerd Rump (Hrsg.): 1529–1945 Knochenhauer-Amtshaus Hildesheim. Gerstenberg, Hildesheim 1979
- Gerd Rump: „Ein immerhin merkwürdiges Haus“. Eine Dokumentation zum 25jährigen Bestehen der Gesellschaft für den Wiederaufbau des Knochenhauer-Amtshauses. (= Quellen und Dokumentationen zur Stadtgeschichte Hildesheims; Bd. 7). Gerstenberg, Hildesheim 1995, ISBN 3-8067-8591-0
- Helga Stein: Farbe am Knochenhauer-Amtshaus. Eine Dokumentation. (= Quellen und Dokumentationen zur Stadtgeschichte Hildesheims; Bd. 1). Stadtarchiv, Hildesheim 1993
[Bearbeiten] Referenzen
- ↑ Der französische Architekt Viollet-le-Duc schrieb Mitte des 19. Jahrhunderts: „Und ihr möget den ganzen Erdball durchschreiten, so wird Euch doch kein zweites Fachwerkhaus begegnen, das so viel Schönheit, Kraft und Harmonie ausstrahlt wie das Knochenhaueramtshaus zu Hildesheim.“
- ↑ Die 100 schönsten Bauwerke Norddeutschlands
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 52° 09′ 10″ N, 09° 57′ 05″ O