John Demjanjuk

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John Demjanjuk, eigentlich Iwan Nikolajewitsch Demjanjuk (russisch Иван Николаевич Демьянюк, wiss. Transliteration Ivan Nikolaevič Dem'janjuk; * 3. April 1920 in Dubowije Macharinzjy, Rajon Kosjatyn (früher Rajon Samgorodok), Oblast Winnyzja, Ukraine) ist ein ehemaliger ukrainischer KZ-Wächter.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Seit 1951 lebte Demjanjuk in den USA. Am 14. November 1958 erhielt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Er lebte mit seiner Frau, die er in einem DP-Lager kennengelernt hatte, in Indiana, später in Seven Hills, Cuyahoga County, Ohio, wo er als Automechaniker arbeitete. Ende der 1970er Jahre wurde er beschuldigt, der von den Häftlingen Iwan der Schreckliche genannte Aufseher im Vernichtungslager Treblinka gewesen zu sein, „die Vergasungsanlage betrieben und über 100.000 Juden ermordet sowie sadistische Folterungen an Häftlingen begangen“ zu haben. Im Oktober 1983 stellte Israel ein Auslieferungsersuchen, dem 1986 entsprochen wurde. Am 25. April 1988 wurde Demjanjuk in Jerusalem zum Tode verurteilt.

Das Todesurteil wurde jedoch am 29. Juli 1993 vom israelischen Obersten Gerichtshof aufgehoben, da es nach Auffassung der Richter nicht ausreichend Beweise gab, um sicher feststellen zu können, dass Demjanjuk mit „Iwan dem Schrecklichen“ identisch sei. Grundlage dafür waren Akten des KGB, aus denen hervorging, dass der Nachname von „Iwan dem Schrecklichen“ eventuell nicht Demjanjuk, sondern Marchenko gewesen sei. Obwohl 18 verschiedene Zeugen Demjanjuk als „Iwan den Schrecklichen“ identifiziert hatten, wertete das Gericht die Zweifel, die durch die KGB-Akten aufgetaucht waren, als ausreichend für den Freispruch. Gleichzeitig stellte das Gericht fest, dass kein Zweifel bestehe, dass Demjanjuk als Wächter in einem Konzentrationslager gearbeitet hatte. Demjanjuk kam nach siebenjähriger Haft zurück in die USA und wurde vorerst wieder US-amerikanischer Staatsbürger, nachdem ihm die Staatsbürgerschaft vor seiner Auslieferung nach Israel aberkannt worden war.

2001 begann in den USA ein neuer Prozess gegen Demjanjuk, in dem OSI-Chefermittler Edward Stutman Archivunterlagen vorlegte, die das Gericht überzeugten, dass Demjanjuk während des Zweiten Weltkriegs in verschiedenen Vernichtungslagern als Wächter gedient hatte. Bis heute hat Demjanjuk keine glaubhaften anderslautenden Angaben über seinen Aufenthaltsort während des Krieges machen können, deswegen gilt es mittlerweile als gesichert, dass er zumindest in den Vernichtungslagern Treblinka, Sobibor und Majdanek sowie dem Konzentrationslager Flossenbürg und dem Zwangsarbeitslager Trawniki Dienst versehen hat. Im Juni 2004 entschied ein US-amerikanisches Gericht, dass Demjanjuk die US-Staatsbürgerschaft entzogen wird. Im Dezember 2005 wurde die Abschiebung Demjanjuks in die Ukraine angeordnet.

Im Dezember 2006 bestätigten die US-Einwanderungsbehörden (Board of Immigration Appeals) die Ausweisungsanordnung, da die Aussagen des Angeklagten, ihm drohe Folter bei einer möglichen Abschiebung in die Ukraine, nicht haltbar seien. [1]

Am 30. Januar 2008 hatte das Berufungsgericht (U.S. Sixth Circuit Court of Appeals) in Cincinnati eine Beschwerde gegen die im Jahre 2005 erlassene Anordnung zu Demjanjuks Ausweisung verworfen.[2] Der 88-Jährige Demjanjuk beantragte in der Folge beim Obersten Gerichtshof in Washington, die Anordnung der Einwanderungsbehörden zur Ausweisung für ungültig zu erklären.[3] Nachdem die Bundesbehörden der USA sich nunmehr schon seit drei Jahrzehnten um die Abschiebung Demjanjuks bemühten, lehnte es der Oberste Gerichtshof am 18. Mai 2008 ab, sich mit dem Fall des 88-Jährigen zu befassen. Damit ist der mutmaßliche ehemalige KZ-Aufseher John Demjanjuk mit allen seinen rechtlichen Möglichkeiten gegen seine Abschiebung aus den USA gescheitert. Das Justizministerium erklärte, dass die Regierung an der geplanten Abschiebung festhalte.[4]

[Bearbeiten] Sonstiges

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen

  1. US 'Nazi guard' faces deportation - BBC News, 22. Dezember 2006
  2. [1] - Appeals court rules against Demjanjuk, 30. Dezember 2008
  3. [2] - John Demjanjuk's lawyer files appeal of deportation with U.S. Supreme Court, 26. April 2008
  4. USA schieben KZ-Aufseher ab 20 Minutes, 19.05.08