Johannes (Apostel)

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Apostel Johannes in einem Gemälde von Albrecht Dürer (Auschnitt aus Die Vier Apostel,  1526)
Apostel Johannes in einem Gemälde von Albrecht Dürer (Auschnitt aus Die Vier Apostel, 1526)

Der Apostel Johannes (hebr. יוחנןJochanan) war nach dem Zeugnis des Neuen Testaments ein Jünger Jesu Christi und wird in der kirchlichen Tradition mit dem „Lieblingsjünger“ Jesu aus dem Johannesevangelium identifiziert. Damit gilt er auch traditionell als Verfasser des vierten Evangeliums.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biblische Grundlagen

Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Gemälde von Albrecht Altdorfer (1515)
Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Gemälde von Albrecht Altdorfer (1515)

Nach dem gemeinsamen Zeugnis der vier kanonischen Evangelien war Johannes einer der Zwölf und gehörte zusammen mit Simon Petrus und Jakobus dem Älteren zum engsten Kreis der Jünger, der nach dem Zeugnis der Apostelgeschichte und des Heiligen Apostel Paulus auch in der jungen Kirche weiter eine besondere Rolle spielte.

Johannes wird in den Evangelien als Sohn des Zebedäus und der Salome und als der Bruder von Jakobus dem Älteren vorgestellt. Johannes und Jakobus sollen von Beruf Fischer am See Gennesaret gewesen sein. Sie bekamen von Jesus den Beinamen Boanerges (aramäisch, von Markus als Donnersöhne übersetzt).

Die früheste Erwähnung findet Johannes im Galaterbrief (ca. 50 nach Christus), in dem Paulus auf das Ansehen hinweist, das Johannes als eine der drei „Säulen“ der jungen Kirche oder der Jerusalemer Gemeinde genießt (Gal 2,9 EU).

Im Johannesevangelium wird von einem namentlich nicht genannten Jünger stets mit der Wendung „der, den Jesus liebte“ gesprochen (Joh 13,23 EU; Joh 19,26 EU; Joh 21,7 EU; Joh 21,20 EU). Gemäß dem Schlusswort des Evangeliums (Joh 21,24 EU) handelt es sich dabei um den Evangelisten. Die traditionelle Auffassung sieht darin auch den Apostel Johannes (s. Verfasser des Johannesevangeliums).

Johannes gilt in der christlichen Tradition vor allem deshalb als großes Vorbild, weil er nach Joh 19,26-27 EU bei der Kreuzigung Jesu nicht fortlief wie die anderen Jünger, sondern auch dort zu Jesus stand.

[Bearbeiten] Altkirchliche Traditionen

In der altkirchlichen Tradition finden sich Berichte, wonach Johannes erst in sehr hohem Alter in Kleinasien als Bischof gestorben ist.

Justin der Märtyrer berichtet Mitte des 2. Jahrhunderts von „Johannes, einem der Apostel“ als einem Zeugen, der „bei uns“ (d. h. in Ephesus) gelebt habe. [1]

Der aus Kleinasien stammende Irenäus von Lyon (spätes 2. Jahrhundert) spricht an vielen Stellen vom Apostel Johannes, der in Kleinasien gelebt habe und erklärt ausdrücklich, dass Johannes sein Evangelium in Ephesus geschrieben habe [2] und dort bis zur Regierungszeit von Trajan gelebt habe. [3]

Darüber hinaus wurde in der altkirchlichen Tradition das Evangelium des Johannes dem Apostel zugeschrieben. Dafür wurden Andeutungen in Joh 19,35 EU und Joh 21,24 EU herangezogen. Die historisch-kritische Exegese nimmt hingegen eine längere Entstehungsgeschichte des Evangeliums an, die den Apostel als alleinigen Urheber der kanonisierten Fassung des Evangeliums ausschließt.

Umstritten ist auch, ob der Apostel Johannes der Verfasser der Offenbarung des Johannes, dem letzten Buch des Neuen Testaments der christlichen Bibel, ist, wie es die kirchliche Tradition annimmt. In der neutestamentlichen Exegese wird eine solche Identifizierung weitgehend ausgeschlossen.

[Bearbeiten] Symbole und Ikonographie

Jesus und Johannes beim Letzten Abendmahl von Valentin de Boulogne (1626)
Jesus und Johannes beim Letzten Abendmahl von Valentin de Boulogne (1626)

Das Symbol des Johannes als Evangelist ist der Adler. In der Bildenden Kunst wird Johannes als Jünger in der Regel als einziger aus dem Kreis der Apostel bartlos dargestellt, weil er während des Wirkens Jesu noch sehr jung gewesen sein muss, wenn er nach traditioneller Auffassung erst unter Kaiser Trajan gestorben ist. In der Ikonografie ist sein Attribut in der Regel der Kelch mit Schlange (vgl. Tabelle Ikonografische Heiligenattribute).

[Bearbeiten] Gedenktag

  • In der katholischen, anglikanischen und vielen protestantischen Kirchen feiert man seinen Gedenktag am 27. Dezember. Der Gedenktag in vielen deutschen evangelischen Landeskirchen lautet offiziell „Tag des Apostels und Evangelisten Johannes“. Das Tagesevangelium an diesem Tag ist Joh 21,20-24 EU, die liturgische Festfarbe ist weiß. Vom Mittelalter bis zum frühen 19. Jahrhundert wurde auch am 6. Mai des Apostels Johannes gedacht. Das um 780 erstmals erwähnte Fest vom 6. Mai, zunächst nur Jahresgedächtnis der Einweihung einer Johanneskirche vor der Porta Latina in Rom, wurde später mit dem „Martyrium“ des Johannes in Beziehung gesetzt.
  • In der orthodoxen Kirche, wo Johannes den Beinamen „der Theologe“ (der von Gott spricht) hat, werden seine Gedenktage am 8. Oktober und 15. Mai gefeiert.

[Bearbeiten] Kirchengebäude

Siehe: Johanneskirche

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen

  1. Justin der Märtyrer, Dialog mit Tryphon, Kap. 81
  2. Irenäus von Lyon: Adv. haer., III, i, 1
  3. Irenäus von Lyon: Adv. haer., II, xxii, 5

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Johannes (Apostel und Evangelist) – Bilder, Videos und Audiodateien