Jabuka (Banat)

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Jabuka
Јабука
Torontálalmás
Apfeldorf
Wappen fehlt
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Jabuka (Banat) (Serbien)
DMS
Basisdaten
Staat: Serbien
Provinz: Vojvodina
Bezirk: Južni Banat
(südliches Banat)
Koordinaten: 44° 57′ N, 20° 36′ O7Koordinaten: 44° 56′ 58″ N, 20° 35′ 59″ O
Einwohner: 6.312 (2002)
Telefonvorwahl: (+381) 013
Postleitzahl: 26201
Kfz-Kennzeichen: PA

Jabuka ist eine Ortschaft mit 6312 Einwohnern an der Temesch im Bezirk Južni Banat (Südbanat) der autonomen Provinz Vojvodina in Serbien. Jabuka liegt 8 km nordwestlich der Stadt Pančevo und ist ungefähr 20 km von Belgrad entfernt.

Gemeindehaus, erbaut 1901
Gemeindehaus, erbaut 1901

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Jungsteinzeit

In der Gegend um Jabuka wurden Funde aus dem Endneolithikum gefunden, folglich muss schon in dieser Zeit eine Siedlung in diesem Ort existiert haben.

[Bearbeiten] Jabuka während der Monarchie

Kreuz von Jabuka
Kreuz von Jabuka

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts ließen sich slawische Fischer an dem Temesch-Fluss nieder, an dem sie der Überlieferung nach einen großen Apfelbaum vorgefunden haben sollen. Zur Volkszählung 1733 lebten in Alt-Jabuka 15 slawische Familien. Die überlieferten Namen wie Stoikov, Stepan, Pavao oder Damian verweisen nicht zwingend auf einen serbischen Ursprung, denkbar wäre auch eine bulgarische oder kroatische Herkunft. Die serbischen Ethnologen sprechen deshalb auch nicht von einer serbischen, sondern von einer slawischen Besiedlung. Während der Janitscharen-Aufstände um 1755 wurden auf Geheiß des Hauptmanns Graf von Engelshofer die slawischen Grenzwachen durch deutsche Grenzwächter verstärkt. Es handelte sich dabei um kriegsversehrte Soldaten, die trotz ihrer körperlichen Schwächen noch arbeitsfähig waren. Um die Soldaten langfristig an die sumpfigen Auen zu binden, folgten mit dem Brautschiff heiratswillige deutsche Mädchen und Witwen, deren Herkunft sich nicht mehr eindeutig zurückverfolgen lässt. Nach dem Sieg über die Osmanen wurden die eroberten Gebiete wie das Banat in ihrer Gesamtheit vom Hause Österreich als äraischer (staatlicher) Besitz erklärt, aus dem ungarischen Länderkomplex ausgegliedert, unmittelbar den Wiener Zentralstellen unterstellt und als kaiserliche Provinz verwaltet.

1764 begann dann im Zuge der theresianischen Kolonisation die planmäßige Ansiedlung von „deutschen Familien“ aus Bayern, Württemberg, Pfalz, und Baden, sowie Franzosen aus Lothringen. 1772 wurde das Militärgrenzdorf Jabuka am linken Temeschufer offiziell gegründet. Es wurden durch staatliche Zuschüsse für die Siedler eine Kirche, ein Pfarrhaus, ein Hauptmannsquartier, und 196 Siedlerhäuser erbaut. Zudem wurden 5 Brunnen gegraben. Sechs Jahre später mussten die neuen Siedler den Ort jedoch wieder verlassen, weil Türken im Banat zurückschlugen und das gesamte Dorf niederbrennten. Da die Wiener Hofkammer jedoch ein berechtigtes Interesse an der Beibehaltung der Militärgrenze hatte, wurde abermals mit staatlicher Hilfe ein neuer Ort aufgebaut. Aus Dankbarkeit für ihre Heimkehr ließen die Bewohner von Jabuka ein Kreuz aus Felsstein schlagen und brachten es nach Jabuka, wo es heute noch steht. Die slawischen Siedler sind jedoch nicht mit zurückgekehrt, sondern verblieben oder zogen nach Sefkerin. Kurz nach der Thronbesteigung durch Josef II. erfolgte eine Ansiedlung rumänischer Kolonisten aus Oravitza. Bei der Grundsteinlegung der neuen Kirche im Jahre 1833 zählte Jabuka 2200 Seelen in 260 Häusern. Nach Auflösung der Militärgrenze 1872 gehörte Jabuka zum Königreich Ungarn. Im Zuge der Madjarisierung wurde der Ort nun offiziell Torontálalmás genannt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde aufgrund des Vertrages von Trianon 1920 das Banat aufgeteilt und der größere Teil Rumänien zugeschlagen. Jabuka fiel an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Der Gemeinde wurde nun ein serbischer Notar zugeordnet. Deutsch blieb weiterhin Amtssprache in Jabuka, die rumänische Schule wurde jedoch vom Stuhlamt (Bezirksamt) Pantschowa geschlossen

Hier stand die katholische Kirche bis 1959
Hier stand die katholische Kirche bis 1959

[Bearbeiten] Jabuka im Zweiten Weltkrieg

Bis März 1941 dienten die Männer Jabukas in der jugoslawischen Armee. Am 6. April 1941 wurde Jabuka von der Deutschen Wehrmacht besetzt. Eine Einheit der Division „Hermann Göring“ nahm in Jabuka Quartier und ließ sich von den Einwohnern versorgen. Nach der Kapitulation der jugoslawischen Armee waren die Männer Jabukas aufgerufen, sich freiwillig in die SS zu melden. Da dieser Aufruf praktisch jedoch erfolglos blieb, wurden alle greifbaren Männer der Jahrgänge 1900 bis 1924 im Schulhaus zwangsgemustert. Die jüngsten Jahrgänge wurden nach Prag zur Grundausbildung gebracht und danach an die Ostfront befohlen. Die älteren Jahrgänge meldeten sich mehrheitlich zur „Hipo“ (Hilfspolizei), um den Kriegsdienst zu umgehen.

Im April 1942 wurde die 7. Gebirgsdivision „Prinz Eugen“ aufgestellt, zu der alle wehrpflichtigen deutschen Männer des Banats vom 17. bis zum 50. Lebensjahr eingezogen wurden, sofern sie nicht in der Landwirtschaft unabkömmlich waren. Mit der Aufstellung der „Prinz Eugen“ wurde von Himmler erstmals die „rassische Auslese“ und das „Freiwilligkeitsprinzip“ für die Waffen-SS fallengelassen. Der Leiter des SS-Ergänzungsamtes, Gottlob Berger, sagte einmal diesbezüglich auf einer SS-Führertagung: „Wer sich nicht freiwillig meldet, dessen Haus reißen wir ein!“ Auch war die „Prinz Eugen“ in den Augen anderer hoher SS-Führer wie Theodor Eicke als „minderwertig“ angesehen. Eicke: „Viele (Volksdeutsche) können nicht deutsch schreiben und lesen. Sie verstehen die Kommandosprache nicht und neigen zu Ungehorsam und Drückebergerei. Gegebene Befehle werden meist nicht durchgeführt, mit der Begründung: Man habe nicht verstanden, was der Vorgesetzte von ihnen will. Der Feigheit wird auf diese Weise Vorschub geleistet.“ Die Prinz Eugen-Division operierte hauptsächlich in Bosnien und in Serbien, weshalb deren Soldaten später von der jugoslawischen Regierung zu Landesverräter erklärt wurden.

[Bearbeiten] Vertreibung und Enteignung der deutschen Bevölkerung

Der 4. Oktober 1944 bedeutete das Ende der 180-jährigen deutschen Besiedlung Jabukas. Der Roten Armee folgend haben Einheiten der jugoslawischen Partisanen als erste Maßnahme 21 wahllos herausgegriffene deutsche Bürger (unter ihnen der Arzt Dr. Weinz mit Ehefrau) verhaftet und am Ortsausgang durch Genickschüsse niedergestreckt. Das Massengrab wurde drei Monate später durch Zufall von einer jugoslawischen Kommission entdeckt, die auf der Suche nach Partisanengräbern war. Am 30. Oktober 1944 erschien auch in Jabuka ein Liquidierungskommando, um deutsche Volkszugehörige wegen ihrer Zusammenarbeit mit der Deutschen Wehrmacht zu erschießen. Der serbische Ortsrichter setzte sich jedoch zur Wehr und bestand auf ordentliche Gerichtsverfahren, wodurch er ein zweites Massaker erfolgreich verhindern konnte. Durch die AVNOJ-Beschlüsse wurden Personen deutscher Volkszugehörigkeit enteignet und durften keine Gerichte zu ihrem persönlichen oder rechtlichen Schutz in Anspruch nehmen. Von Internierungslagern oder gar Konzentrationslagern war in den Beschlüssen nichts zu finden. An Weihnachten 1945 wurden die arbeitsfähigen Männer und Frauen aussortiert und über Rumänien nach Russland deportiert. Am 20. April 1945 mussten auf Anordnung des Militärs 9 Wohnviertel mit 153 Häusern vollständig geräumt werden. Die von der Räumung betroffenen rumänischen Familien bekamen Ersatzhäuser zugewiesen. Das Viertel wurde mit Stacheldraht umzäunt, die Fenster vernagelt. Sämtliche noch in Jabuka verbliebenen Deutsche wurden am 28. April 1945 in das neu geschaffene „Internierungslager Jabuka“ eingesperrt. Aufgefüllt bzw. überfüllt wurde es mit Volksdeutschen aus den Nachbargemeinden Glogonj und Franzfeld. Im Schnitt mussten sich 10 Personen ein Zimmer teilen. Ende Oktober wurde das Lager Jabuka aufgelöst. Die Kinder wurden von ihren Familien getrennt und kamen in spezielle Kinderlager wie die Svilara in Sremska Mitrovica, die alten gebrechlichen Überlebenden wurden in das Vernichtungslager Rudolfsgnad deportiert. In den Lagern Jabuka und Rudolfsgnad sind 423 Bürger aus Jabuka umgekommen

[Bearbeiten] Jabuka nach 1945

Im Juli 1945 erfolgte die Ansiedlung von mazedonischen Kolonisten in Jabuka, Glogonj und Franzfeld (Kacarevo). 561 Familien kamen nach Jabuka, die überwiegende Mehrheit aus dem nordmazedonischen Kriva Palanka, 10 km von der bulgarischen Grenze entfernt. Dadurch wurde Jabuka mit 3480 Mazedoniern zur größten mazedonischen Siedlung außerhalb Mazedoniens. 1946 bestand die Bevölkerung Jabukas zu 92 % aus Mazedoniern und zu 7 % aus Rumänen.

In den folgenden Jahren wurden auch Serben aus der Lika (Krajina) angesiedelt. Nach dem Kroatienkrieg kamen weitere serbische Flüchtlinge aus Lika nach Jabuka. Im Kosovokrieg wurde das 8 km entfernte Pančevo wegen seiner Raffinerien und des Militärflughafens durch die Bombardierung der NATO stark in Mitleidenschaft gezogen. Aufgrund der dadurch vernichteten Arbeitsplätze und die mehr oder weniger gleichzeitige Aufnahme Rumäniens in die Europäische Union haben die meisten Rumänen Jabuka Richtung Rumänien verlassen.

[Bearbeiten] Der Ortsname

Ortsschild
Ortsschild

Jabuka bedeutet auf Deutsch Apfel. Die Ortsbenennung stammt wohl von den ersten slawischen Siedlern aus dem 17. Jhd.in Anlehnung eines großen Apfelbaumes. Obzwar der Ort über 200 Jahre eine rein deutsche Gemeinde war, stand der Ortsname JABUKA zu keiner Zeit zur Disposition und wurde bis zum Eintreffen der deutschen Wehrmacht von den deutschen Siedlern beibehalten. Die Umbenennung von Jabuka in Apfeldorf erfolgte erst 1941 auf Druck eines deutschen Offiziers und wurde 1944 wieder zurückgenommen. Ein erkennbarer Wille zur Umbenennung war seitens der Bürger der Gemeinde nicht nachzuweisen. Sowohl die deutsche Mehrheit als auch die rumänische Minderheit nannten ihren Ort stets Jabuka. Der Name Apfeldorf taucht bis 1941 in keinem Kirchenbuch und auch in keinem offiziellen Schreiben mit dem Österreichischen Kaiserhaus auf. Der Name Apfeldorf war somit zu keiner Zeit je amtlich Für die deutsche Bevölkerung aus Jabuka gab es nie einen anderen Namen als Jabuka. (abgesehen von der ungarischen Variante „Torontálalmás“, die jedoch im Zuge der Madjarisierung alle Gemeinden im Banat und in der Batschka erfasst hatte)

[Bearbeiten] Bevölkerung

Alter und neuer Baustil
Alter und neuer Baustil
Gemeinsam erstellter Grabstein
Gemeinsam erstellter Grabstein

Die Bevölkerung setzt sich heute aus über 14 Nationalitäten zusammen, wobei die Serben und die Mazedonier die beiden größten Volksgruppen bilden. Laut der Volkszählung 2002 hat die Gemeinde 5450 Einwohner.


[Bearbeiten] Demographie

Jahr der Volkszählung Einwohner
1833 2200
1911 3480
1921 3265 - darunter 2918 Deutsche, 348 Rumänen, 20 Kroaten
1931 3113 - darunter 2840 Deutsche, 273 Rumänen, 20 Kroaten
1944 2603 - darunter 2109 Deutsche, 260 Rumänen
1946 3784 - darunter 3480 Mazedonier, 260 Rumänen
1971 6782 - darunter 2115 Serben, 4510 Mazedonier, 140 Rumänen
2002 5450 - darunter 3224 Serben. 2054 Mazedonier

[Bearbeiten] Quellen

  • Revue des Etudes sud-est européennes, XL, 1-4, 2002. Seite 215
  • Zoran Janjetovic: Between Hitler and Tito, Belgrade 2000, S.14-17
  • Heimatortausschuss Jabuka: Heimatbuch der Ortsgemeinde Jabuka
  • Kaltenbrunner 1958, S.14
  • Peter Kottler 2007, S. 195
  • Simo Mladenovski: Banatsko selo Jabuka, Skopje 1988