Hermann Schneider

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Prof. Dr.med. Dr.phil. Hermann Louis Heinrich Schneider (* 29. April 1874 in Pforzheim; † 26. Oktober 1953 in Delmenhorst) war ein deutscher Psychiater, Philosoph und Pädagoge.

Hermann Schneider wurde 1897/1898 in Heidelberg zum Dr.med. promoviert; der Titel der Dissertation lautete: "Über die Stillung von Leber- und Nierenblutungen durch Dampf und heiße Luft". 1904 folgte in Leipzig die Promotion zum Dr.phil. mit der Dissertation "Die Stellung Gassendis zu Descartes". Er habilitierte sich 1905 in Leipzig; der Titel der Habilitationsschrift lautete "Das kausale Denken in deutschen Quellen zur Geschichte und Literatur des 10., 11. und 12. Jahrhunderts", die Probevorlesung als Privatdozent fand unter dem Titel "Goethes naturphilosophische Leitgedanken" statt.

1911 wurde Hermann Schneider ao. Prof. für Philosophie (Antrittsvorlesung: "Jesus als Philosoph") und 1923 ao. Prof. für Philosophie und Pädagogik. 1939 wurde er emeritiert.

Hermann Schneider arbeitete zunächst als Nervenarzt, entschloss sich aber frühzeitig, seinen Beruf aufzugeben. Er studierte Philosophie (u.a. bei Einrich Rickert in Freiburg) und ließ sich dann in Leipzig nieder. Fast zwei Jahrzehnte, von 1912 bis 1931, arbeitete er an seinem Hauptwerk "Die Kulturleistungen der Menschheit". Wie in anderen Werken ist sein thematischer Schwerpunkt der Darstellung der jeweiligen Beiträge einzelner Völker zur Kultur der Menschheit erkennbar.

Eine seiner wichtigsten Thesen liegt in dem Postulat, dass die kulturellen Hochleistungen gerade nicht auf "Rassenreinheit", sondern auf "Durchmischung" beruhen. Kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten äußerte er damit eine Auffassung, die im Gegensatz zur Rassentheorie stand. Hermann Schneider bestritt mit seinem Satz, dass neue Kulturleistungen möglich bleiben, wenn es zu neuen Völkermischungen kommt, die Formulierungen Oswald Spenglers (vgl. Lit. 1974). Auch wenn Hermann Schneider damit im Widerspruch zur Nazi-Propaganda stand, so finden sich doch in seinen Schriften (insbes. in "Erziehung zum Deutschsein") antisemitische Anschauungen und die Forderung nach Aufgabe der kulturellen Identität der Juden.

[Bearbeiten] Hauptwerke (in Auswahl)

• Kultur und Denken der Alten Ägypter, Leipzig: 1907
• Kultur und Denken der Babylonier und Juden, Leipzig: 1910
• Religion und Philosophie, Leipzig: 1912
• Metaphysik als exakte Wissenschaft, Leipzig: 1921
• Philosophie der Geschichte, Band I: Geschichte der Geschichtswissenschaft, Breslau: 1923
• Philosophie der Geschichte, Band II: Logik und Gesetze der Geschichte, Breslau: 1923
• Erziehung zum Deutschsein, Breslau: 1925
• Die Kulturleistungen der Menschheit, Band I, Leipzig: 1927
• Die Kulturleistungen der Menschheit, Band II, Leipzig: 1931

[Bearbeiten] Literatur

• "Der Anti-Spengler. Vor hundert Jahren wurde Hermann Schneider geboren" In: "Die Welt", 29.04.1974
• Carsten Heinze: Die Pädagogik an der Universität Leipzig in der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945, Bad Heilbrunn/Obb.: 2001

Personendaten
NAME	Schneider, Hermann
KURZBESCHREIBUNG	deutscher Psychiater, Philosoph und Pädagoge
GEBURTSDATUM	29. April 1874
GEBURTSORT	Pforzheim
STERBEDATUM	26. Oktober 1953
STERBEORT	Delmenhorst