Herforder Münster
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Das Herforder Münster ist die älteste und größte Kirche der Stadt Herford.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die evangelische Münsterkirche mit der benachbarten Wolderuskapelle war die Kirche des reichsunmittelbaren Frauenstifts in Herford. Die spätromanische Hallenkirche wurde vermutlich 1220 - 1250 erbaut und ist der erste Großbau einer Hallenkirche in Deutschland und heute die größte Hallenkirche in Westfalen. 1270 - 1280 entstand als letzter Teil die Zweiturmfassade, von der allerdings nur der Südturm mit einer Höhe von 66 Metern fertig geworden ist.
Die Kirche wurde ursprünglich als Marienkirche erbaut. Nachdem bereits im Jahre 860 die Reliquien der heiligen Pusinna aus Frankreich nach Herford überführt worden waren und als wundertätig verehrt wurden, stand die Kirche unter einem Doppel-Patronat und trug den Namen St. Marien und Pusinna. Später wechselte der Schwerpunkt der Marien-Verehrung allmählich zur Stiftberger Marienkirche.
[Bearbeiten] Siebensonnenfenster
Über der Tür an der Südseite der Kirche sind sieben vergoldete Sonnen angebracht. Dazu gibt es eine Legende: Als nämlich die Herforder Äbtissin um das Jahr 1000 anstelle der dort stehenden kleineren Stiftskirche eine größere Kirche bauen wollte, stellte sich heraus, dass der Boden zu sumpfig war. Die Äbtissin und die Nonnen flehten daraufhin die Jungfrau Maria um Hilfe an. Am anderen Morgen erschienen sieben Sonne statt einer am Himmel. Sie trockneten in kurzer Zeit den Sumpf aus, so das die Kirche gebaut werden konnte. Zum Andenken an dieses Wunder brachte man über der Tür die sieben vergoldeten Sonnenzeichen an. Ausgrabungen haben allerdings ergeben, dass der Baugrund nicht sumpfig war.
Es gibt noch eine andere Erklärung für das Sonnenzeichen. Danach soll da, wo heute die Kirche steht, ein Hof gewesen sein, der "Das Haus zu den sieben Sonnen" genannt wurde.
Möglicherweise handelt es sich aber auch um die Darstellung der Plejaden einem uralten keltisch-germanischen Symbol; das Auftauchen der Plejaden am 10. März markiert das Ende der (nassen) Winterzeit und den Beginn der Ackerbestellung. An vielen Kirchen karolingischen und ottonischen Ursprungs finden sich vorchristliche Symbole, die einen Hinweis auf entsprechende vorchristliche Heiligtümer geben.
[Bearbeiten] Innenraum
Im Inneren lässt sich an Stützen, Gewölben, Fenstern und vor allem an den Kapitellen ablesen, wie die stilistische Entwicklung während der Bauzeit fortgeschritten ist. Im Osten finden sich noch Kelchblockkapitelle romanischer Prägung. Im Langhaus und im südlichen Querschiff bestimmen kelchförmige Knospen- und Blattkapitelle das Bild. Vom gotischen Anbau zeugen auch einige besonders reiche Maßwerkfenster. Bedeutendstes Stück der Ausstattung ist der Taufstein aus dem Jahre 1500 mit Heiligenstatuetten und sehr lebendig gestalteten biblischen Szenen in den Reliefs. Er steht in einem kryptaähnlichen Raum, in den einige Stufen links vor dem Chorraum hinabführen.
Das Südfenster wurde 1953 von dem bekannten Marburger Glasmaler Erhardt Klonk (1898-1984) zum Thema des barmherzigen Samariters geschaffen.
In der Kirche befinden sich zwei Orgeln, auf denen häufig Orgelkonzerte, z. B. im Rahmen des Herforder Orgelsommers aufgeführt werden.
[Bearbeiten] Frauenstift
Das ehemalige Frauenstift erstreckte sich vom Alten Markt über das Terrain des Rathauses bis über den Stephansplatz, wo heute noch Grundmauern stehen. Auch die Wolderuskapelle steht auf diesem Gebiet. In der Kapelle war der Heilige Waltger (gestorben 825) begraben. Der schlichte Saalbau wurde 1735 errichtet und ist seit 1962 griechisch-orthodoxe Nektarios-Kapelle.
[Bearbeiten] Glocken
Im Turm hängen elf Glocken. Den Kernbestand des Geläuts bilden die drei Glocken Gloriosa, Benedicta (beide um 1300) und Marien- oder Predigtglocke (1444). Im Jahre 1956 goss die Glockengießerei Rincker zwei neue Glocken hinzu, um die wertvollen alten zu entlasten. Im Zuge der Restaurierung der gesamten Glockenanlage, die auch die Aufschweißung der alten Glocken beinhaltete, wurden vier weitere Glocken in der Gießerei Bachert neugegossen. Mit der Einbeziehung der beiden Uhrschlagglocken des 12. und 15. Jahrhunderts, besteht das Münstergeläut aus dem bislang nicht erreichten Umfang von elf Glocken. Es stellt eines der wertvollsten Großgeläute einer evangelischen Kirche in Deutschland dar.
Am Samstag um 19 Uhr wird der Sonntag eingeläutet, am Vorabend des 1. Advent, am Heiligabend und am Pfingstsonntag gibt es ein Stadtgeläut um 12 Uhr. Zum Hauptgottesdienst an Sonn- und Feiertagen um 10 Uhr wird um 09:50 mit einem Vorläuten begonnen. Nach drei Minuten unterbricht es für einen kurzen Moment und das Zusammenläuten beginnt für sieben Minuten.
Im Folgenden ein kurzer Überblick über die Glocken:
Nr. | Name | Nominal (16tel) |
Gießer | Gussjahr | Gewicht (kg) |
Durchmes- ser (mm) |
Läuteanlass |
1 | Auferstehungsglocke | c1 –1 | Rincker | 1956 | 2587 | 1645 | Bestattungen |
2 | Gloriosa | es1 +7 | unbekannt | um 1300 | 2430 | 1477 | Vorläuten an Festtagen |
3 | Benedicta | e1 –4 | unbekannt | um 1300 | 1980 | 1390 | Vorläuten bei Sakramentsgottesdiensten, Einsetzungsworte |
4 | Predigt- oder Marienglocke | f1 –10 | unbekannt | 1444 | 1130 | 1263 | Vorläuten bei Predigtgottesdiensten |
5 | Krone-des-Lebens-Glocke | as1 –3 | Rincker | 1956 | 816 | 1077 | Betläuten (08:00/12:00/18:00 Uhr) |
6 | Liebe-Glocke | b1 –1 | Bachert | 2001 | 687 | 961 | – |
7 | Taufglocke | c2 –1 | Bachert | 2001 | 524 | 880 | Taufhandlung |
8 | Kalandsglocke | ~es2 | unbekannt | um 1200 | 250 | 704 | Werktagsgottesdienste |
9 | Ave-Maria-Glocke | g2 –1 | unbekannt | 15. Jh. | 200 | 608 | – |
10 | Sanctusglocke | b2 +2 | Bachert | 2001 | 93 | 493 | – |
11 | Lob-Gottes-Glocke | c3 –1 | Bachert | 2001 | 62 | 433 | – |
[Bearbeiten] Siehe auch
- Dome, Münster und Kathedralen in deutschsprachigen Ländern
- Stift Herford
- Marienkirche (Herford)
- St. Johannis (Herford)
- St. Jakobi-Kirche (Herford)
[Bearbeiten] Weblink
Koordinaten: 52° 6' 57" N, 8° 40' 16" O