Hängepartie
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Eine Hängepartie bezeichnet eine Schachpartie, die abgebrochen wurde, um zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt zu werden. Beim Abbrechen einer Partie notiert der Spieler, der am Zug ist, seinen nächsten Zug (den Abgabezug) verbindlich auf seinem Partieformular, ohne dass der Gegner den Zug sehen kann. Beide Partieformulare werden in einen Umschlag gesteckt. Auf dem Umschlag werden Stellung, Namen der Spieler, verbrauchte Bedenkzeiten, eventuelles Remisangebot, welcher Spieler am wievielten Zug ist sowie Zeitpunkt und Ort der Wiederaufnahme der Partie notiert. Bei Wiederaufnahme der Partie muss der Spieler, der am Zug ist, genau den Zug ausführen, den er notiert hatte. So wird sichergestellt, dass keiner der beiden Spieler die Stellung kennt, in der er seinen nächsten Zug machen muss, was bei der Analyse sonst ein großer Vorteil wäre. Ein fehlerhaft oder mehrdeutig notierter Abgabezug hat den Verlust der Partie zur Folge.
Während es früher als unehrenhaft galt, abgebrochene Partien zu analysieren, war dies in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts allgemein üblich. Dabei wurden oft auch andere Spieler konsultiert, eine Aufgabe, die besonders in Zweikämpfen wie Schachweltmeisterschaften den so genannten Sekundanten zukam. Das Aufkommen von Schachprogrammen und insbesondere Endspieldatenbanken, die perfekte Stellungseinschätzungen ermöglichen und im Turnierschach als unerlaubte Analysehilfen angesehen werden, führte jedoch dazu, dass Hängepartien seit den 1990er-Jahren nicht mehr üblich sind.
Der Begriff Hängepartie wird auch allgemein für eine Situation verwendet, in der es keinen Fortschritt gibt, beispielsweise bei einer Diskussion, bei der kein Kompromiss erzielt werden kann. Damit wird angedeutet, dass eine weitere Gesprächs- oder Diskussionsrunde zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden muss.