Grenznutzenschule
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Als Grenznutzenschule bezeichnet man mehrere, Anfang der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts in England, Österreich und der Schweiz praktisch zeitgleich erneut aufgekommene Theorierichtungen der Volkswirtschaftslehre, die den Begriff des Nutzens in den Mittelpunkt stellt und auf diesem Wege die Lösung des klassischen Wertparadoxon anstrebt.
Bis ungefähr zum ersten Weltkrieg gelten die Grenznutzenschulen, deren Überlegungen Auslöser der sogenannten „Marginalistischen Revolution“ waren, als in der volkswirtschaftlichen Theorie vorherrschend, auch in der modernen Volkswirtschaftslehre sind die weiterentwickelten Überlegungen von wesentlicher Bedeutung.
Elementare Grundlagen zur theoretischen Fundierung der verschiedenen Grenznutzenschulen wurden bereits einige Jahre zuvor durch Hermann Heinrich Gossen in den Gossenschen Gesetzen formuliert. Der zentrale Begriff des Grenznutzens ist dabei als der Nutzen der letzten bedarfsdeckenden und verfügbaren Einheit eines Gutes zu verstehen, der Wert eines Gutes wird also durch die subjektive Wertschätzung seiner jeweils letzten Einheit („Grenzeinheit“) bestimmt.
[Bearbeiten] Die verschiedenen Schulen
- Die Österreichische Grenznutzenschule (auch Wiener Schule) gilt als bedeutendste der Schulen. Einflussreiche Personen waren Carl Menger, Eugen Böhm von Bawerk, Friedrich von Wieser, Joseph Schumpeter und im Rahmen einer weiterentwickelten jüngeren österreichischen Grenznutzenschule Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek. Die österreichische Grenznutzenschule ist als Ausgangspunkt und bedeutender Teil der Österreichischen Schule zu sehen.
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- Von der österreichischen Schule beeinflusst wurde die sogenannte Schwedische Schule um Knut Wicksell und Erik Robert Lindahl.
- Die Lausanner Schule von Léon Walras hebt besonders die mathematische Methode und den mathematischen Charakter der Untersuchungen hervor. Der abgeleiteten und eng verknüpften Theorie der Wahlakte sind Vilfredo Pareto, Eugenius Slutsky und Irving Fisher sowie Heinrich von Stackelberg und Paul A. Samuelson zuzurechnen.
- Die anglo-amerikanische Schule (auch Cambridge-School) mit William Stanley Jevons und Alfred Marshall überträgt das Grenznutzenprinzip auf den Bereich der Produktion und entwickelt die Grenzproduktivitätstheorie.