Freizeitsoziologie
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Freizeitsoziologie ist eine spezielle Zeitsoziologie die sich mit der persönlich besonders frei gestaltbaren Zeit beschäftigt.
Die Freizeitsoziologie war zunächst ein systematisch wenig umgrenztes Feld, worin aber weitgespannt Einzelbeschäftigungen (z. B. Sport, Bildung, Unterhaltung, Urlaub) empirisch erforscht und untersucht wurden.
[Bearbeiten] Horst Opaschowski: Freizeitbegriff und -wandel
Horst Opaschowski (seit 1975 Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg sowie seit 1979 Gründer und Leiter des B·A·T Freizeit-Forschungsinstituts) beschreibt vier Phasen der Freizeitentwicklung im 20. Jahrhundert:
- Nach dem 2. Weltkrieg bis in die 50er Jahre hinein galt Freizeit ausschließlich der Erholung nach getaner Arbeit.
- Die Konsumgesellschaft der 60er und 70er Jahre sah in der Freizeit primär die Befriedigung der sozialen Selbstdarstellung und des Geldausgebens.
- In den 80er Jahren galt das Interesse der Bevölkerung nicht mehr so sehr der Bewältigung des Wohlstandskonsums, sondern verlagerte sich auf die Bedürfnisse des gemeinsamen Erlebens und der Entwicklung eines eigenen Lebensstils.
- Die hektische Phase der 80er wurde in den 90er Jahren von einem Bedürfnis nach Ruhe und innerer Muße abgelöst und äußert sich in der heutigen Zeit durch einen regelrechten „Wellnessboom“.
Opaschowski versteht "Freizeit" nicht mehr in begrifflicher Abhängigkeit von "Arbeit", sondern als "freie Zeit", die durch freie Wahlmöglichkeiten, bewusste Entscheidungen und soziales Handeln charakterisiert ist. Davon ausgehend entwickelte er ein Konzept, das die Lebenszeit in drei Zeitabschnitte, je nach dem vorhandenen Grad an freier Verfügbarkeit über die Zeit, aufteilt:
- Determinationszeit (fremdbestimmte Zeit, z. B. Arbeit, Schule)
- Obligationszeit (zweckgebundene Tätigkeiten wie z. B. essen, schlafen)
- Dispositionszeit (freie verfügbare/selbstbestimmte Zeit)
[Bearbeiten] Literatur
- Hartmut Lüdtke: Freizeitsoziologie. Arbeiten über temporale Muster, Sport, Musik, Bildung und soziale Probleme. Lit, Münster u.a. 2001, ISBN 3-8258-5359-4
- Horst W. Opaschowski: Einführung in die Freizeitwissenschaft. 3. Auflage. Leske und Budrich, Opladen 1997, ISBN 3-8100-1968-2
- Hans-Werner Prahl: Soziologie der Freizeit. Schöningh/UTB, Paderborn 2002, ISBN 3-8252-8228-7
- Hasso Spode: Time out. Freizeit und Freizeitforschung aus historischer Sicht, in Fundiert 1/2006, S.18-26 [1]