Erleuchtung (Buddhismus)
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Erleuchtung ist der Vorgang des „Erwachens“ (sanskrit: bodhi), das Ziel des spirituellen Entwicklungsweges des Buddhismus.
Ein Erleuchteter (Buddha) ist ein Wesen, welches aus eigener Kraft die Reinheit und Vollkommenheit seines Geistes erreicht und somit eine grenzenlose Entfaltung aller „seiner“ Potentiale erlangt hat: vollkommene Weisheit (Prajna), unendliches Mitgefühl (Karuna) mit allem Lebendigen und dadurch, (worauf besonders die chinesische und japanische Ikonografie deutlich hinweist,) vollständige Heiterkeit.
Voraussetzungen sind das vollständige Begreifen der Vier Edlen Wahrheiten, die Überwindung aller an das Dasein bindenden Bedürfnisse und Täuschungen und somit das Vergehen aller karmischen Kräfte. Durch die Erleuchtung wird der Kreislauf des Leidens, Samsara, durchbrochen und Nirwana erlangt.
Um dies zu erlangen, gab Buddha zu Lebzeiten 84.000 Belehrungen, die alle darauf gerichtet sind, das Leiden im Samsara zu beenden und Erleuchtung zu erlangen. Die Praxissysteme aller buddhistischen Schulen greifen auf die Belehrungen Buddhas zurück, betonen teilweise aber unterschiedliche Aspekte.
Innerhalb des Zen-Buddhismus verdeutlichen die beiden üblichen Übersetzungen von Bodhi als Erleuchtung oder Erwachen in ihrer unterschiedlichen Akzentuierung zwei unterschiedliche Lehrmeinungen: die von der spontanen Erleuchtung (z.B. Hui Neng, der 6. Patriarch) und die von der allmählichen meditativen Selbstvollendung (z.B. Shen-Hsju).[1] Auch bei der spontanen Erleuchtung ist im Sinne dieser Lehrmeinungen nicht an einen einmaligen, abschließenden Vorgang gedacht: alle Meister haben ihre erlangte Einsicht jahrzehntelang, oft auch bei anderen Meistern, vertieft. Die Vorstellung, eine blitzartige Erleuchtung erreichen zu können oder gar zu wollen, ist nach diesen Lehren der gelassenen, geduldigen meditativen Übung abträglich und bewirkt eher das Gegenteil.
Dagegen wird beispielsweise im Theravada die Erleuchtung immer als ein blitzartiger Durchbruch zur Sicht der Wahrheit gesehen, auch wenn der Weg dorthin über mühsame Meditation führen mag.
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[Bearbeiten] Arten der Erleuchtung
[Bearbeiten] Pratyeka-Buddha
- Die Erleuchtung des Pratyeka-Buddha wird durch eigene Bemühungen ohne die Hilfe von Lehrern erreicht. Gemäß dem Tripitaka erscheinen solche Buddhas nur in Zeiten, in denen das Dharma, die Lehre, verloren gegangen ist. In einer solchen Zeit können auch mehrere Pratyeka-Buddhas zugleich erscheinen. Ihre Fähigkeit, anderen zu helfen, Erleuchtung zu erreichen, gilt als geringer als jene der Arhats und Bodhisattvas.
[Bearbeiten] Sravaka-Buddha
- Die Erleuchtung Shravaka-Buddha bezeichnet die "Erleuchtung" jener, die mit Hilfe von Lehrern Erleuchtung erlangen. Ein so Erwachter wird im Theravada als Arhat bezeichnet. Arhats gelten als gute Lehrer, die, nicht zuletzt wegen ihrer eigenen Erfahrungen, anderen Menschen helfen können, selbst Erleuchtung zu erreichen. In der Darstellung des Mahayana hat ein Arhat zwar die Ich-Vorstellung überwunden, ist aber in der Sichtweise noch an die Dualität von Subjekt-Objekt gebunden. Daher ist nach dem Mahayana noch das Durchlaufen von 10 Bodhisattva-Stufen notwendig, um letztendlich Erleuchtung zu erlangen.
[Bearbeiten] Vollkommen erwachter Buddha
- Die Erleuchtung als Vollkommen Erwachter (Samyak-Sambodhi) gilt als die perfekte, mitfühlendste und allwissende Form eines Buddha, der den Dharma durch eigenes Bemühen vollkommen erfasst hat und in der Lage ist, es anderen so zu vermitteln, dass auch sie aus dem Kreislauf des Samsara befreit werden. Der historische Buddha Shakyamuni (aus dem Geschlecht von Shakya) war ein solcher vollkommen erleuchteter Buddha. Nach der buddhistischen Überlieferung erscheint ein vollkommen erwachter Buddha zu Beginn eines Neuen Zeitalters. Es sind 1000 solcher vollkommen erleuchteten Buddhas für dieses Äon prophezeit, Buddha Shakyamuni war der 4. dieser Buddhas. Der nächste Buddha wird Maitreya heißen.
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Bi-Yän-Lu. Aufzeichnungen des Meisters vom Blauen Fels. Koan-Sammlung, aus dem Chinesischen übersetzt, kommentiert und hrsg. v. Ernst Schwarz, München 1999 (ISBN 3-466-20443-7), S. 24f, 254, 311.
[Bearbeiten] Literatur
- Taizan Maezumi, Bernard T. Glassman: Erleuchtung - was ist das?. O. W. Barth Bei Scherz, Bern/München/Wien 2002, ISBN 3502610932 (mit einem Vorwort von Chögyam Trungpa)
- Ama Samy: Zen und Erleuchtung. Zehn Meditationen eines Zen-Meisters. Theseus, Berlin 2005, ISBN 3896202561