Eigenschaft
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Die Eigenschaft bezeichnet
- allgemein ein realisiertes Merkmal, eine Funktion, ein Attribut oder eine Qualität, die einer Klasse von Objekten, Prozessen, Relationen, Ereignissen, einer Handlung, einer Person oder Personengruppe gemeinsam ist und sie von anderen unterscheidet.
- in der Informatik bei vielen objektorientieren Sprachen ein Attribut einer Klasse.
- in Bezug auf Stoffe siehe physikalische Eigenschaften und chemische Eigenschaften
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[Bearbeiten] Die philosophische Kategorie
Die philosophische Kategorie der Eigenschaft ermöglicht vor allem, die Dinge und Prozesse in ihrem universellen Zusammenhang einzeln oder in Klassen zum Zwecke der Erklärung und Auflistung zu unterscheiden. Die Eigenschaften resultieren aus der Beschaffenheit des Objektes und aus der Art der Wechselwirkung mit anderen Objekten. Eigenschaften, die unabhängig von der Wechselwirkung von anderen Objekten existieren, werden auch wesentliche Eigenschaften genannt. Für Erkenntnistheorien, die die Existenz solcher wesentlicher Eigenschaften annehmen, sind sie das hauptsächliche Ziel der Erkenntnis.
Ob Eigenschaften außerhalb des Bewusstseins existieren, kommt darauf an, ob man eine vom Bewusstsein unabhängige Wirklichkeit anerkennt. Die meisten tun dies und auch, dass Eigenschaften objektiv feststellbar sind.
Ob einem Objekt eine Eigenschaft zukommt, wird gewöhnlich im Experiment untersucht und verifiziert oder falsifiziert. Dabei können Störungen der Feststellungen auftreten, wenn die Methode der Untersuchung eine Wechselwirkung zum Objekt ausübt, wie dies in der Mikrowelt zum Beispiel bei Elementarteilchen möglich ist.
So unterscheidet beispielsweise John Locke zwischen primären und sekundären Eigenschaften. George Berkeley betrachtet alle Eigenschaften als sekundär, was er damit begründet, dass die Eigenschaften als Resultat der subjektiven Wahrnehmung und Empfindung im Bewusstsein entstehen würden.
Bei der wissenschaftlichen Untersuchung unterscheidet man heute die Extension und Intension.
Besitzt eine Klasse von Objekten feststellbar ein Maß an Intension, so können sie graduell untersucht und zugeordnet werden.
Bei der Feststellung der Extension geht es um die Bestimmung des Umfangs der Objekte, denen bestimmte Eigenschaften zugeordnet werden.
[Bearbeiten] Zur Klassifizierung von Objekten mit bestimmten Eigenschaften
Die festgestellte Gleichheit zweier oder mehrerer Objekte bezüglich einer Eigenschaft besagt noch nichts im Hinblick auf die Gleichheit oder Ungleichheit dieser Objekte hinsichtlich anderer Eigenschaften aus (siehe auch Identität).
Objekte mit einer oder mehreren gleichen Eigenschaften (das heißt wesentlichen Eigenschaften, die eine Bestimmtheit beziehungsweise Unterscheidung zulassen) lassen sich zu entsprechenden Objektklassen vereinigen. Dabei sind theoretisch drei Fälle zu unterscheiden:
- Die Objekte verfügen über einen endlichen Katalog von Eigenschaften. Die zu konstituierende Objektklasse soll alle Eigenschaften berücksichtigen. Dies führt zwangsläufig zur Ununterscheidbarkeit aller merkmalsgleichen Objekte einer Klasse.
- Die Objekte verfügen über einen endlichen Katalog von Eigenschaften, aber die zu konstituierende Objektklasse soll lediglich einen Teil dieser Eigenschaften berücksichtigen. Dies gestattet die Unterscheidung merkmalsgleicher Objekte einer Klasse auf Grund der in der Klassifizierung nicht berücksichtigten Eigenschaften.
- Die Objekte verfügen über einen mindestens potentiell unendlichen Katalog von Eigenschaften. Jede zu konstituierende Objektklasse kann aber bei der Realisierung lediglich einen endlichen Teil dieser Eigenschaften berücksichtigen. Bei zusätzlich angenommener Nichtwiederholbarkeit eines in allen Merkmalen gleichen Objekts (das heißt solch ein Objekt mit den gleichen Eigenschaften existiert in jeder Objektklasse genau einmal) ist die Individualisierbarkeit der Objekte gesichert.
Da vielen Definitionen zufolge jedes Ding unendlich viele Eigeschaften hat, kommt praktisch nur der dritte, schwierige Fall in Frage.
[Bearbeiten] Probleme bei der Erkenntnis von Eigenschaften
Im Erkenntnisprozess muss das Erkenntnissubjekt auf das Erkenntnisobjekt einwirken (das heißt als notwendige Voraussetzung des sinnlichen Erkennens). Die Objekte werden auf Grund gemeinsamer Eigenschaften theoretisch zu Klassen vereinigt. Einzelne Repräsentanten dieser Klassen werden praktisch beobachtet, mit ihnen wird unter entsprechenden Bedingungen experimentiert. In der Theorie werden die bei jeder Klassenbildung unterstellten Idealisierungen beibehalten, teilweise noch präzisiert. Die auf diesem Wege erkannten Eigenschaften sind daher nicht zwangsläufig mit denen von Objekten außerhalb der entsprechenden Erkenntnissituation identisch. Man nimmt dennoch allgemein an, dass der Mensch die Eigenschaften von Objekten relativ sicher feststellen kann.
[Bearbeiten] Literatur
Mittelstraß, Jürgen: Eigenschaft, in: Mittelstraß (Hrsg.), Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, 2. Aufl. [2005], S. 283 f. (mit umfangreichen Literaturhinweisen)
[Bearbeiten] Weblinks
- Eintrag in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (englisch, inkl. Literaturangaben)