Dienstgrade der Kaiserlichen Marine
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Die folgende Aufzählung der Dienstgrade der Kaiserlichen Marine (ohne Marine-Infanterie) gibt den Stand um das Jahr 1900 wieder. Detaillierte Bekleidungsvorschriften sind unter dem Artikel Uniformen der Kaiserlichen Marine aufgeführt. Bis einschließlich des Dienstgrads Feldwebel bzw. Wachtmeister wurden die Dienstgradabzeichen auf dem linken Oberarm getragen. Die Farbe der Knöpfe und Metalltressen richtete sich nach den Laufbahnen: Gold für das seemännische Personal, Silber für die Landabteilungen und Beamte.
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[Bearbeiten] Dienstgrade
[Bearbeiten] Mannschaften (Matrosen)
- Matrose
- Einjährig-Freiwilliger: Oben offener Winkel aus doppelter Wollschnur in den Reichsfarben Schwarz-Silber (statt Weiß)-Rot
- Obermatrose: Oben offener Winkel aus gelber Tresse
Anmerkungen: Einjährig-Freiwilliger war kein Dienstgrad, sondern Bezeichnung der Anwärter für eine Dienstlaufbahn der Reserve (z.B. Seeoffizier der Reserve). Matrosen wurden in diversen Laufbahnen "Gast" (Mehrzahl: "Gasten") genannt, der Obermatrose "Obergast", bei vorangestellter Laufbahnbezeichnung (z.B. "Malergast", "Signalobergast").
[Bearbeiten] Unteroffiziere ohne Portepee (Maate)
- Maat: Auf dem weißen Matrosenhemd stehender blauer Anker mit Laufbahnabzeichen. Auf blauem Matrosenhemd und Matrosenjacke war das Emblem in Metallausführung. Ärmelaufschläge der Jacke mit Metalltresse eingefasst
- Obermaat: wie Maat, über dem Anker zusätzlich Kaiserkrone mit fliegenden Abzeichen
Anmerkungen: Die Maate und Obermaate wurden gemäß ihrer Laufbahn geführt, z.B. als Bootsmannsmaat oder Ober-Feuerwerksmaat.
Der Seeoffizieranwärterdienstgrad der aktiven Laufbahn, Seekadett (bis 17. April 1899 Kadett), rangierte zwischen Maat und Obermaat. Nach bestandener Prüfung erfolgte die Beförderung zum Fähnrich zur See (bis 17. April 1899 Seekadett, umgangssprachlich auch "Säbel-Kadett"), der unmittelbar hinter dem Feldwebel stand. Das Äquivalent in der Reservelaufbahn war indes der "Vize-Säbel-Kadett" (siehe unten).
Beide Dienstgrade trugen eine dem Vize-Feldwebel ähnliche Uniform, jedoch ohne deren Tressen und Ärmelabzeichen, dazu die Ärmelaufschläge der Deckoffiziere (mit drei Ankerknöpfen). Auf jeder Schulter eine Spange aus Silberlitze. Die Mütze ähnelte dem Seeoffiziersmodell, beim Seekadett fehlte die Eichenlaubstickerei um die Kokarde. Zur Uniform gehörte der Marinedolch, beim Fähnrich zur See daran zusätzlich das Portepee. Dem Fähnrich war außerdem das Tragen des Offizierssäbels erlaubt, weshalb man ihn umgangssprachlich auch "Säbel-Fähnrich" nannte.
[Bearbeiten] Unteroffiziere mit Portepee (Feldwebel)
- Vize-Feldwebel bzw. Vize-Wachtmeister: Stehender "klarer" Anker (Metall) unter Kaiserkrone mit fliegenden Bändern. Unter dem Emblem ein oben offener Winkel aus Metalltresse. Zur standardmäßig getragenen Matrosenjacke (Aufschlagtressen wie Maate) weißes Hemd mit hohem Eckkragen („Vatermörder“) und Querbinder. Schirmmütze der Deckoffiziere. Lange blaue Hosen und Halbschuhe. Offizierssäbel mit Portepee.
- Feldwebel bzw. Wachtmeister: wie Vize-Feldwebel bzw Vize-Wachtmeister, zusätzlich zweiter Tressenwinkel unter Laufbahnabzeichen; über den Ärmelaufschlägen umlaufendes Band aus Metalltresse („Kolbenring“)
Anmerkungen: Der Feldwebel war ein Dienstgrad der Marineinfanterie (Werftdivisionen der Seebataillone), der Wachtmeister gehörte zum seemännischen Dienst und beaufsichtigte dort besonders die Abteilungen unter Deck.
Der Dienstgrad Vize-Feldwebel bzw. Vize-Wachtmeister wurde vorwiegend an Soldaten der Reservelaufbahn ("Vize-Säbel-Kadett") vergeben. Diese Freiwilligen konnten vor dem Ersten Weltkrieg nur bis zum Vize-Deckoffizier (veraltet: Vize-Seekadett) aufsteigen. Erst mit der Einrichtung einer eigenen Reserveoffizierslaufbahn in der Marine war dann auch die Weiterbeförderung zum Reserveoffizier möglich.
Portepee-Unteroffiziere mit mehr als 25 Dienstjahren (ab 1913 mit 15 Dienstjahren) legten die Uniform der Deckoffiziere mit den Abzeichen der Portepee-Unteroffiziere an. Seit 1914 trugen alle Portepee-Unteroffiziere, unabhängig vom Dienstalter, Deckoffiziersuniform mit den Abzeichen der Portepee-Unteroffizieren.
[Bearbeiten] Deckoffiziere
- Vize-Deckoffizier (veraltet: Vize-Seekadett) (Vize-Bootsmann, Vize-Steuermann, Vize-Maschinist, Vize-Feuerwerker, Vize-Flugmeister): wie Deckoffizier. Achselklappen mit Goldtresse eingefasst. Offiziersschirmmütze.
- Deckoffizier (Bootsmann, Steuermann etc.): Dienstanzug der Offiziere, statt der Schulterstücke Achselklappen mit dem Laufbahnabzeichen (z.B. unklarer Anker bei Bootsleuten, Zahnrad bei Maschinisten) in Metallausführung. Auf den Ärmelaufschlägen drei waagerecht angeordnete Ankerknöpfe. Schirmmütze ähnlich der Offizierskopfbedeckung, jedoch mit niedrigerem Deckel und ohne Eichenlaubkranz, über der Nationalkokarde (Schwarz, Weiß, Rot) die Kaiserkrone mit fliegenden Kronenbändern.
- Oberdeckoffizier (Oberbootsmann, Obersteuermann etc.): wie Deckoffizier, jedoch über den Laufbahnabzeichen auf den Achselklappen die Kaiserkrone mit fliegenden Bändern
- Deckoffizierleutnant (Deckoffizieringenieur; im Januar 1916 eingeführt): Seeoffizier- oder Marineingenieurmütze. Silberne, schwarz-rot durchwirkte Achselstücke mit dem Deckoffizier-Laufbahnabzeichen. Auf den Kragenseiten kleine vergoldete Kaiserkrone mit Bändern.
Anmerkung: Der Dienstgrad Vize-Deckoffizier wurde nur an Reserveoffiziersanwärter und Ingenieuranwärter vergeben. Obwohl er die Uniform der Deckoffiziere anlegte, rangierte er nur mit dem Vize-Feldwebel. Deckoffiziere als Offizierstellvertreter kennzeichneten Goldtressen an den beiden Seiten der Achselklappen.
[Bearbeiten] Offiziere
- Leutnant zur See (bis 31. Dezember 1898 Unterleutnant zur See): über Ärmelaufschlägen umlaufende schmale Metalltresse; fransenlose Epauletten bzw. Schulterstücke aus vier zusammen genähten, schwarz-rot durchzogenen Silberplattschnüren (wie beim Landheer) (ohne Rangstern)
- Oberleutnant zur See (bis 31. Dezember 1898: Leutnant zur See): mittelbreite Ärmeltresse; Epauletten mit dünnen Fransen, Schulterstücke wie Leutnant (1 Stern)
- Kapitänleutnant: zwei mittelbreite Ärmeltressen; Epauletten mit dünnen Fransen, Schulterstücke wie Leutnant (2 Sterne)
- Korvettenkapitän: drei mittelbreite Ärmeltressen; Epauletten mit dichten Fransen bzw. geflochtene Schulterstücke aus schwarz-rot durchzogener Silberschnur (ohne Stern)
- Fregattenkapitän (Bezeichnung eingeführt am 23. November 1898): vier mittelbreite Ärmeltressen; Epauletten mit dichten Fransen, Schulterstücke wie Korvettenkapitän (1 Stern)
- Kapitän zur See: vier mittelbreite Ärmeltressen; Epauletten mit dichten Fransen, Schulterstücke wie Korvettenkapitän (2 Sterne)
Anmerkung: Die Bezeichnung Fregattenkapitän ersetzte: "Korvettenkapitän mit Oberstleutnantsrang".
[Bearbeiten] Admirale
- Konteradmiral (bis 31. Dezember 1898 "Contreadmiral"): eine breite Ärmeltresse, darüber eine mittelbreite Ärmeltresse; Epauletten mit dicken Fransen bzw. geflochtene Schulterstücke aus zwei Goldschnüren und einer mittig eingefassten schwarz-rot durchzogenen Silberschnur (ohne Stern)
- Vizeadmiral: eine breite Ärmeltresse, zwei mittelbreite Tressen; Epauletten mit dicken Fransen, Schulterstück wie Konteradmiral (1 Stern)
- Admiral: eine breite Ärmeltresse, drei mittelbreite Tressen; Epauletten mit dicken Fransen, Schulterstück wie Konteradmiral (2 Sterne)
- Großadmiral: eine breite Ärmeltresse, vier mittelbreite Tressen; Epauletten mit dicken Fransen, Schulterstück wie Konteradmiral (gekreuzte Kommandostäbe)
[Bearbeiten] Literatur
- Gerhard Beckmann: Die Kaiserliche Marine. Deutsche Gesellschaft für Heereskunde e.V., Potsdam 2001
- Karl Schlawe: Die Deutsche Marine in ihrer gegenwärtigen Uniformierung. Moritz Ruhl Verlag, Leipzig 1913