Charles de Graimberg
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Der Wahlheidelberger Louis Charles François de Graimberg (* 30. Juli 1774 auf Schloss Paars bei Château-Thierry, Frankreich; † 10. November 1864 in Heidelberg; auch Carl oder Karl von Graimberg) machte sich als Künstler, Sammler (Museumsgründer) und Denkmalpfleger um die Erhaltung und "Bekanntmachung" der Heidelberger Schlossruine verdient.
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[Bearbeiten] Leben
Als Sohn eines vermögenden französischen Grafen, verbrachte der im Jahr 1774 geborene Charles de Graimberg mit Eltern und Geschwistern eine idyllisch-beschauliche Kindheit auf dem Stammsitz der Familie, dem Gut Belleau an der Marne. Rückblickend bezeichnete er diese Zeit einmal als die glücklichste seines Lebens.
Seine Neigung zum Zeichnen entdeckte er während seiner Schulzeit in der von Benediktinern geleiteten École royale militaire in Rebais. Der Zeichenlehrer der Schule wurde bald auf seine Begabung aufmerksam und förderte ihn daraufhin tatkräftig. Entsprechend der gängigen Unterrichtspraxis setzte sich Graimberg in dieser Zeit intensiv mit Werken Alter Meister auseinander und schulte seine Zeichentechnik u. a. durch das Kopieren von Vorlagen.
Mit dem Fortschreiten der Revolution und der Emigration der Familie Graimberg 1791 endete seine glückliche und behütete Kinder- und Jugendzeit.
Gemeinsam mit seinem Vater und seinen Brüdern nahm in den folgenden Jahren am ersten Koalitionskrieg teil, bis er sich schließlich nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Militärdienst auf der Kanalinsel Guernsey niederließ.
Nach der jähen Unterbrechung seiner schulischen Ausbildung, begann er nun sich autodidaktisch weiterzubilden. Besonders intensiv widmete er sich der Zeichenkunst. Stück für Stück erschloss er sich zeichnend die landschaftlichen Reize der Insel mit Bleistift, Kohle und Pastellkreiden. Stilistisch standen seine Landschaftszeichnungen in dieser Zeit deutlich unter dem Eindruck der niederländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts. Man kann davon ausgehen, dass Graimberg, der ja bereits in seiner Schulzeit in Rebais die Alten Meister studierte und kopierte, sich gemäß seines Interesses für die Landschaft besonders intensiv mit der Blüte der Landschaftsmalerei in den Niederlanden auseinandersetzte.
Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, verkaufte er seine Landschaftszeichnungen sowie kleine Porträtminiaturen und arbeitete als Haus- und Zeichenlehrer.
Schließlich entsprach er der Bitte seines Vaters nach Frankreich zurückzukehren.
Die erste Zeit nach seiner Rückkehr in die alte Heimat verbrachte Graimberg in Château-Thierry bei seinem Vater. Auch hier erweiterte er seine Skizzensammlung unermüdlich. In zahlreichen Zeichnungen hielt er die Heimat seiner Kindheit bildlich fest. Wohl im Bestreben, sich in unterschiedlichen Herangehensweisen zu schulen und auf der Suche nach dem eigenen, ihm entsprechenden „Zeichenduktus“, näherte er sich seinen Motiven sowohl in detaillierten, kleinteiligen Bleistiftzeichnungen als auch in bisweilen nur andeutend flüchtigen, zart lavierten Pinselzeichnungen. Auch bei seinen Bildfindungen reicht die Bandbreite von Architekturzeichnungen bis hin zu großzügig angelegten Landschaftsräumen.
Eine besondere Faszination übte die Ruine der alten Festungsanlage von Château-Thierry auf Graimberg aus. Das in der Romantik verklärte Bild der Ruine im Landschaftsraum, das Zusammenspiel von ruinösem Mauerwerk und überwuchernder Natur, einstiger Stärke und fortschreitendem Verfall, fesselte ihn mehr und mehr. So zeichnete er u. a. eine Folge von insgesamt 15 Ansichten der Festungsruine.
Charles de Graimberg, der sich bis dahin, wenn man von seinem ersten künstlerischen Unterricht in seiner Schulzeit absieht, autodidaktisch weitergebildet hatte, zog 1807 nach Paris, um sich im Atelier des Malers Jean Victor Bertin ausbilden zu lassen. Auch hier widmete er sich besonders intensiv der Landschaftszeichnung. Außerdem beschäftigte er sich in dieser Zeit erstmals mit der Ölmalerei.
Sein Interesse für die Druckgraphik und die Überlegung, bei einem Kupferstecher in die Lehre zu gehen, um seine Zeichnungen selbst stechen zu können, führten ihn 1810 nach Deutschland. Sein Bruder Louis vermittelte ihm einen Kontakt zu seinem Freund und Nachbarn in Karlsruhe, dem badischen Hofkupferstecher Christian Haldenwang.
In der Absicht, Skizzen für ein Landschaftsbild zu machen, das er nach seiner Rückkehr nach Paris bei Bertin in Öl ausführen wollte, beschloss Graimberg bald darauf, nach Heidelberg zu reisen und das Neckartal mit der romantischen Ruine zu zeichnen. Seine Begeisterung für das Heidelberger Schloss hielt ihn dann entgegen seiner ursprünglichen Absicht in Deutschland fest.
Um sich ausschließlich der Schlossruine widmen zu können, die für ihn als Gesamtkunstwerk betrachtet die schönste europäische Ruine war, ließ er sich in Heidelberg nieder und mietete sich auf dem Schloss - im Torturm des Gläsernen Saalbaus - ein. Mit seinem Arbeitseifer, seinem Fleiß und seiner Begeisterung verschaffte er sich bei vielen Sympathie und Respekt. Helmina von Chézy, die Graimberg zeitlebens freundschaftlich verbunden blieb, beschreibt in ihren Lebenserinnerungen beeindruckt ihre erste Begegnung mit ihm:
„Am Tage nach meiner Ankunft fiel mir beim Umhergehen mit meinen Kindern ein großes alterthümliches Gebäude auf, welches die Stadt wie eine Krone schmückte. [...] Im Schloßhof bemerkten wir einen jungen Mann auf einem Malergerüst. [...] Er war ein französischer Emigrant [...] Heidelbergs Reize hatten ihn hier gefesselt; er wollte von hier nicht scheiden, ohne sie in Bildern noch einmal geschaffen zu haben. Ueber dies Streben vergaß er die Schrecknisse der Revolution, die Trauer um den Königsstamm und die Zustände seines Heimatlandes. Heidelberg wurde ihm Heimat, Geliebte, Andachttempel, Paradies. Er konnte die Fülle seiner Schönheit nicht ertragen, ohne sie wieder auszuströmen.“
Diese gefühlvolle Formulierung wirkt heute für die meisten wohl eher befremdlich, trifft jedoch im Kern ihrer Aussage exakt Graimbergs Befindlichkeit, sein Lebensgefühl und die tiefe Begeisterung mit der er sich nach den gravierenden Umwälzungen in seinem Heimatland Frankreich und der damit verbundenen vollständigen Veränderung seiner Lebensumstände ganz neuen Zielen und Inhalten verschrieb in deren Mittelpunkt er die Heidelberger Schlossruine stellte. Ihre bildliche Darstellung und ihre Erhaltung machte er sich ebenso zur Aufgabe wie den Aufbau einer möglichst umfassenden Sammlung zur Geschichte des Schlosses und seiner Bewohner, um auf diese Weise der Heidelberger Schlossruine ein umfassendes Denkmal zu errichten.
Von seiner Familie wurde er beim Aufbau seiner „Unternehmen“ tatkräftig unterstützt. Obwohl ihn seine Projekte oft in finanzielle Bedrängnis brachten. Sein französisches Erbteil und die Mitgift seiner Frau „flossen“ in sein „Kupferstichunternehmen“, die kurpfälzisch-badische Sammlung sowie verschiedene Maßnahmen zum Schutz der Ruine, während er selbst mit Frau und Kindern vergleichsweise bescheiden lebte.
Charles de Graimberg starb am 10. November 1864 im Alter von 90 Jahren in Heidelberg in seinem Haus am Kornmarkt.
[Bearbeiten] Werke
- Das Heidelberger Faß. Mannheim 1816 als Karl von Graimberg
- Notice de l'entreprise des vues de Heidelberg. Heidelberg 1820.
- Nachrichten von der Alterthümerhalle des Heidelberger Schlosses. 1842
- Le guide des voyageurs dans la ruine de Heidelberg D'après un du château. 1856
- Graimberg, Charles de: Collection des Vues de Heidelberg. Dessinées d'apres nature par Charles de Graimberg. o.O. o.J. [Heidelberg frühestens 1817/18].
- Graimberg, Charles de (Hrsg.): Ansichten der Ruinen des Heidelberger Schlosses, der Stadt und der Gegenden, in Steindruck = Vues lythographiées de la ruine, de la ville et des environs de Heidelberg. o.O. o.J. [Heidelberg frühestens 1820].
- Graimberg, Charles de: Notice de l'entreprise des vues de Heidelberg. Heidelberg 1820.
- Graimberg, Charles de: Lieferung der Ansichten von Heidelberg. Nach der Natur gezeichnet von Karl von Graimberg, wobey der perspektivische Antheil von Thomas Alfred Leger, Professor der Architektur an der Universität zu Heidelberg; und in Kupfer gearbeitet vom Hofkupferstecher Haldenwang = Livraison des vues de Heidelberg. Dessinées d'apres nature par Charles de Graimberg, mises en perspective par Thomas Alfred Leger, professeur d'architecture à l'université de Heidelberg, et gravées par Charles Haldenwang, graveur de la Cour de Bade. Heidelberg (u.a.) o.J. [frühestens 1821/zw. 1821 u. 1825].
- Graimberg, Charles de (Hrsg.): Sammlung der Ansichten von Heidelberg, vom Neckarthale, von Schwetzingen, von Baden, und vom Rhein. = Collection des Vues de Heidelberg, de la vallé du Neckar, de Schwetzingen, de Bade et du Rhin. o.O. o.J. [1825].
- Graimberg, Charles de (Hrsg.): Sammlung von Ansichten des Schlosses und der Stadt Heidelberg in Tuschmanier = Collection de vues à l'aquatinte de la ville et du château de Heidelberg. o.O. o.J. [Heidelberg frühestens 1825].
- Graimberg, Charles de: Histoire du gros tonneau de Heidelberg. Mannheim 1828.
- Graimberg, Charles de: Ansichten von Heidelberg, Schwetzingen, Baden und vom Rhein. 2 Bde. o.O. 2o.J. [frühestens 1828/29].
- Graimberg, Charles de: Antiquitaeten des Heidelberger Schlosses, nach der Natur gezeichnet von Karl von Graimberg, perspektivisch entworfen von Thomas Alfried Leger, gestochen von Texier. Zu haben bey Herrn von Graimberg zu Heidelberg = Antiquités de Château de Heidelberg, dessinées d'après nature par Charles de Graimberg, mises en perspective par Thomas Alfried Leger, gravées par Texier. Heidelberg o.J. [frühestens 1830].
- Graimberg, Charles de (Hrsg.): Sammlung von Ansichten von Heidelberg und vom Rheine in Aquatinta = Collection de vues à l'aquatinte de Heidelberg et du Rhin. o.O. o.J. [Heidelberg um 1830].
- Graimberg, Charles de: Ansichten des Heidelberger Schlosses, des Wolfsbrunnens, von Stift Neuburg, Dilsberg und Neckarsteinach. Dessiné par Charles de Graimberg. o.O. o.J. [um 1830].
- Graimberg, Charles de (Hrsg.): Die grossen Ansichten des Schlosses von Heidelberg und seiner Umgebungen gezeichnet und herausgegeben von Karl von Graimberg = Les grandes Planches du chateau de Heidelberg dessinées et publiées par Charles de Graimberg. o.O. o.J. [Heidelberg frühestens 1830/31].
- Graimberg, Charles de (Hrsg.): Die Statuen der achtzehn Stammhäupter des kurpfalz-baierischen Fürstenhauses auf dem Heidelberger Schlosse. 3 H.e oder Sammelbd. Heidelberg o.J. [um 1831].
- Graimberg, Charles de: Annonce de la troisième exposition des collections d'antiquités palatines et badoises appartenant à Monsr. le Comte Chs. de Graimberg. o.O. o.J. [1831 o. 1840].
- Graimberg, Charles de: Le guide de voyageurs dans la ruine de Heidelberg. Heidelberg 21836 (11827).
- Graimberg, Charles de (Hrsg.): Ansichten der Stadt, des Schlosses und der Umgebungen von Heidelberg = Vues de la Ville, du Château et des Environs de Heidelberg. o.O. o.J. [Heidelberg frühestens 1837/39].
- Graimberg, Charles de: Nachrichten von der Alterthümerhalle des Heidelberger Schlosses = Notice de la Galerie des Antiquités du Château de Heidelberg. o.O. 1842.
- Graimberg, Charles de: Die Kupferstiche von Heidelberg und die Alterthümerhalle des Heidelberger Schlosses = Les gravures de Heidelberg et la Galerie des Antiquités du Château de Heidelberg. Heidelberg 1847.
- Graimberg, Charles de (Hrsg.): Guide dans les Ruines du Chateau de Heidelberg, orné d'un plan et de vues gravées. Extrait du guide des voyageurs du professeur Dr. Th. Alfr. Leger. Heidelberg o.J.
[Bearbeiten] Nachwirkungen, Ehrungen
- Inschriften im Schloßhof am Saalbau und am Palais Morass. Das Kurpfälzische Museum zeigt dort u. a. seine Sammlung, aus der es hervorgegangen ist.
- Ehrengrab auf dem Bergriedhof mit drei weißen Marmorkreuzen und Schrifttafeln auf roten Buntsandsteinen.
Im von ihm gekauften und bewohnten Palais Graimberg gründete später Maria G., die letzte ihrer Linie (+1965), die erste deutsche katholische Soziale Frauenschule (1977 nach Freiburg im Breisgau verlagert).
[Bearbeiten] Literatur und Quellen
- Anja-Maria Roth: Louis Charles François de Graimberg (1774–1864): Denkmalpfleger, Sammler, Künstler. Heidelberg 1999, ISBN 3-924973-50-4
- Alfred Starck: Graf Charles de Graimberg: sein Leben und Wirken in Heidelberg. Heidelberg 1898
- Fritz Quoos: HD hat den Graimbergs viel zu verdanken. In Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, 2007:111:5 (Heidelberger Nachrichten) vom 15. Mai 07. (Über die städt. Ehrengräber auf dem Bergfriedhof)
- Manfred Berger: GRAIMBERG-BELLAU, Maria Antoinette Josephine Theresia Franziska Gräfin von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (bbkl), Band XXI (2003) Spalten 517-526
- Chézy, Helmina von: Gemälde von Heidelberg, Mannheim, Schwetzingen, dem Odenwalde und dem Neckarthale. Wegweiser für Reisende und Freunde dieser Gegend. Heidelberg 2o.J. [erweiterte Ausgabe der 2. Auflage von 1821, die ca. 1822 erschien].
- Chézy, Helmina von: Unvergessenes. Denkwürdigkeiten aus dem Leben von Helmina von Chézy. Von ihr selbst erzählt. Bd. 2. Leipzig 1858.
- Leger, Thomas A.: Erklärendes Verzeichnis der Denkmäler in der Graimbergischen Alterthümersammlung des Heidelberger Schlosses. Hrsg. von Karl v. Graimberg. Bd. 1 u. 2 Nachträge. Heidelberg 1838, 1839, 1843.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
[Bearbeiten] Weblinks
- Heidelberger Alumnus Dr. Hans J. Zwang schenkt seiner Alma Mater Stiche von Charles de Graimberg
- Graimberg, Carl, Graf von,
- Wie ein französischer Graf das Schloss rettete (Stadtführung)
Personendaten | |
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NAME | Graimberg, Charles de |
ALTERNATIVNAMEN | Louis Charles François de Graimberg; Karl oder Carl Graimberg |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Kupferstecher und Landschaftsmaler, gilt als der erste Denkmalpfleger |
GEBURTSDATUM | 30. Juli 1774 |
GEBURTSORT | Schloss Paars bei Château-Thierry |
STERBEDATUM | 10. November 1864 |
STERBEORT | Heidelberg |