Bleigießen
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Das Bleigießen ist ein Orakel- und Mantik-Brauchtum, das heute vorwiegend in wenig ernster Weise am Silvesterabend praktiziert wird. Es war aber schon bei den alten Römern verbreitet, die als erstes Volk in größerem Maßstab die Bleiverhüttung betrieben.
Bleistücke (besser Zinnstückchen) werden in einem Löffel über einer Kerze oder einem anderen kleinen Feuer erhitzt, bis sie gerade eben geschmolzen sind. Das geschmolzene Metall wird sodann in eine bereitgestellte Schüssel mit kaltem Wasser gegossen, wo es sofort zu bizarren Formen erstarrt. Die Gestalt der "ergossenen" Bleistücke soll Voraussagen für die Zukunft ermöglichen. Den handelsüblichen Silvesterblei-Packungen sind Bedeutungslisten beigegeben, die Hinweise zur Interpretation geben (z.B. Herz = sich verlieben; Blumen = neue Freundschaft).
Manchmal wird das Blei auch vor ein Licht gehalten und die Weissagung wird aus den wechselnden Schattenbildern abgeleitet.
Man sollte nicht zu lange warten, bis man das Blei ins Wasser gibt, da sonst heißes Blei umherspritzen kann. Der verwendete Löffel sollte hinterher weggeworfen werden, da Blei giftig ist. Daher eignet sich Zinn für das Bleigießen besser: Es ist nicht giftig. Außerdem liegt der Schmelzpunkt von Zinn mit 231,9 °C deutlich niedriger als der von Blei (327,5 °C). Wegen des niedrigeren Schmelzpunktes, 183°C, wird gern die eutektische Lotlegierung aus Zinn und Blei verwendet. Auch Zinngießen ist nicht ganz ungefährlich: Wegen der höheren Wärmekapazität verursachen Zinnspritzer auf der Haut schwere Brandwunden. Am ungefährlichsten ist das Wachsgießen.
Es empfiehlt sich, den Löffel in das obere Drittel der Flamme zu halten, da oberhalb des blauen Kerns die Temperatur am höchsten ist.