Bauernraubvariante
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Die Bauernraubvariante ist eine Variante in der Najdorf-Variante der Sizilianischen Verteidigung im Schach. Sie trägt den ECO-Code B97.[1] Im Englischen ist die Eröffnung als Poisoned Pawn Variation bekannt, da Schwarz die Möglichkeit geboten wird, einen vermeintlich „vergifteten Bauern“ zu schlagen.
Die Grundstellung der Variante entsteht nach den Zügen (siehe auch: Schachnotation):
- 1. e2-e4 c7-c5 (Die Sizilianische Verteidigung)
- 2. Sg1-f3 d7-d6
- 3. d2-d4 c5xd4
- 4. Sf3xd4 Sg8-f6
- 5. Sb1-c3 a7-a6 (Die Najdorf-Variante)
- 6. Lc1-g5 e7-e6
- 7. f2-f4 Dd8-b6
Mit seinem letzten Zug bedroht Schwarz den Bauern auf b2, der als vergiftet bezeichnet wird, da das Schlagen des Bauerns mit weiteren Tempoverlusten verbunden ist, indem der Weiße die exponierte Stellung der schwarzen Dame ausnutzen und dabei seine Figurenentwicklung vorantreiben kann. Schwarz andererseits legt es darauf an, die weiße Initiative einzudämmen und seinen minimalen Materialvorteil in ein gewonnenes Endspiel hinüber zu retten.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Bauernraubvariante kam im Turnierschach in den 1950er Jahren auf und wird seitdem immer wieder auch von Großmeistern der Weltspitze angewandt, in den 1960er bis 1970er Jahren beispielsweise von Bobby Fischer,[2] Viktor Kortschnoi und Michail Tal. In den 1990ern bis zu seinem Rückzug vom Schach (2005) ließ sich Garri Kasparow gelegentlich auf die Variante ein; zuletzt spielte Vishy Anand 2007 beim Corus-Schachturnier sowohl mit Weiß als auch mit Schwarz zwei verwickelte Partien in diesem Abspiel, die er beide gewinnen konnte.
1972 in Reykjavik wurde die Bauernraubvariante zum ersten Mal bei einer Schachweltmeisterschaft gespielt, es war Bobby Fischer im sogenannten Match des Jahrhunderts, der den scharfen Zug 7. ... Dd8-b6 in der 7. und 11. Wettkampfpartie gegen Boris Spasski spielte. In der 7. Partie erzielte Fischer nach überstandenen Verwicklungen einen Vorteil, den er aber nicht zum Sieg verwerten konnte, während er in der 11. Partie deutlich geschlagen wurde.
Die Bewertung der Variante ist weiterhin Gegenstand theoretischer Untersuchungen und Erprobungen. Es steht nicht fest, ob der Bauer wirklich „vergiftet“ ist.[3]
[Bearbeiten] Hauptvarianten
In der Diagrammstellung verfügt der Weiße über zwei Hauptfortsetzungen, mit
- 8. Sd4-b3 kann er den Verwicklungen aus dem Weg gehen und der Dame den Blick nach b2 verstellen. Der Rückzug des Springers wird dadurch kompensiert, dass die Dame auf b6 nun unglücklich platziert ist und sich meist nach c7 zurückziehen muss, um mit b7-b5 das typische Gegenspiel am Damenflügel einleiten zu können. Der mit dem Schach auf e3 verbundene Damentausch (9. ... Db6-e3+ 10. Dd1-e2 De3xe2+ 11. Lf1xe2) gilt als leicht vorteilhaft für Weiß, er hat Raumvorteil und somit das freiere Spiel.
- Mit 8. Dd1-d2 beginnen die komplizierten Abspiele der Bauernraubvariante, Weiß bietet den Bauern b2 an und deckt vorsorglich seinen Springer auf c3, um auf 8. ... Db6xb2 den bedrohten Turm auf a1 mit 9. Sd4-b3 decken oder mit 9. Ta1-b1 wegziehen zu können. Gleichzeitig droht 9. Sd4-b3 Damenfang mittels 10. a2-a3 und 11. Sc3-d1 oder 11. Ta1-a2. 9. ... Db2-a3 10. Lg5xf6 g7xf6 verschlechtert zwar die schwarze Bauernstruktur, verschafft der Dame aber erstmal einen Fluchtweg.
Nach 9. Ta1-b1 und der einzigen Antwort Db2-a3 verfügt Weiß über zwei Hauptfortsetzungen:
-
- Paul Keres führte 1955 beim Interzonenturnier von Göteborg den Zug 10. e4-e5 ein, mit der damals häufigen Folge d6xe5 11. f4xe5 Sf6-d7 12. Lf1-c4 mit scharfem Spiel. Die mit dem Bauernvorstoß verbundene Öffnung der Diagonalen f8-a3 mit der Befreiung des schwarzfeldrigen Läufers kommt in einigen Varianten durch 12. ... Lf8-b4 aber dem Schwarzen zugute (Fesselungsmotive auf den Diagonalen a5-e1 und a7-g1). 13. Tb1-b3 Da3-a5 14. 0-0 0-0 15. Lg5-f6 ergibt die kritische Stellung.
- 10. f4-f5 ist der Alternativplan des Weißen, der sich in den 1960er Jahren entwickelte. Geplant ist ein Druckspiel auf den Punkt e6 mit Lf1-c4, nachfolgender kurzer Rochade, Öffnung der f-Linie, gegebenenfalls verbunden mit dem Abtausch auf f6, wonach der schwarze Königsflügel weiter geschwächt wird. 10. ... Sb8-c6 11. fxe6 fxe6 12. Sxc6 bxc6 13. e5 dxe5 14. Lxf6 gxf6 15. Se4 ist das Resultat.
- Verwicklungen vorbereitend sind 10. Lg5xf6 g7xf6 11. Lf1-e2 und 10. Lf1-e2 Lf8-e7 11. 0-0 h7-h6 12. Lg5-h4
In der Diagrammstellung verfügt Weiß noch über den trickreichen Zug 8. a2-a3. Der Bauer ist nun offensichtlich „vergiftet“, nach 8. ... Db6xb2?? 9. Sc3-a4 wäre die Dame bereits nicht mehr zu retten: Damenfang. 8. ...Lc8-d7 bereitet den Bauernraub vor.
[Bearbeiten] Literatur
- Garry Kasparow: How to Play the Najdorf. (DVD) Vol. 1. Chessbase, 2005, ISBN 3-937549-25-0
- Rolf Schwarz: Sizilianisch III. Handbuch der Schacheröffnungen. Band 23/III. Rattmann, Hamburg 1980.
- L. Polugajewski: Sizilianisch Najdorf-System bis Polugajewski-Variante, Sportverlag Berlin 1987
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ chessbase.de: ChessBase Magazin 117
- ↑ chesscafe.com: The Kibitzer: Is the Najdorf Poisoned Pawn Edible? (PDF)
- ↑ chessbase.de: President's Cup: Deep Junior geht in Führung