Barbelo-Gnostiker

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Der Begriff Barbelo-Gnostiker ist in seiner Etymologie ungewiss. Möglicherweise leitet sich der Begriff Barbelo aus dem Hebräischen von „Barbhe Eloha“ („in der Vier ist Gott“) her, eine andere Erklärung bezieht den Namen auf Baal. Barbelo bezeichnet ein weibliches Äon (Emanation der höchsten Gottheit) des Gnostizismus, das die höchste Stellung besitzt und eine Art Weltenmutter darstellt . Die Bewegung der Barbelo-Gnostiker entstand gegen Beginn des 2. Jahrhunderts, kommt wahrscheinlich aus einer Abspaltung des Gnostizismus und verschmolz die Lehren Valentins mit orientalischem Dualismus und alttestamentlichen, christlichen und apokryphen Motiven.

Der Begriff Barbelo (bzw. Barbeloth, Barthenos, Barbero) kommt bei mehreren gnostischen Gruppierungen vor, so bei den Nikolaiten und den Sethianern, in apologetischer Absicht wird er bei Irenäus, Epiphanius von Salamis und Theodoret erwähnt.

In der Barbelo-Gnosis gibt es, wie in allen gnostischen Strömungen, das oberste Göttliche, das unerkennbar und unerreichbar ist, während die Schöpfung durch ein weibliches Prinzip, die Barbelo, verursacht wird. Sie repräsentiert die höchste Gottheit in ihrem weiblichen Aspekt und besitzt viele Aspekte der gnostischen Sophia. In den Apokryphen des Johannes wird sie als erste Macht, perfekte Schönheit der Äonen und Glorie der Offenbarung beschrieben.

Die materialistische Welt wird, wie in den meisten gnostischen Richtungen, als grundsätzlich widergöttlich - weil gegen das absolute Sein gerichtet oder davon abgespaltet - angesehen. Allerdings waren die Barbelo-Gnostiker verrufen für ihre sexuellen orgiastischen Riten, da sie die Sexualität selbst dem Prinzip der Liebe zuordneten. Keuschheit wurde von dieser Strömung der Gnosis als Beschränkung durch eine böse Macht angesehen, denn der Gnostiker galt als den weltlichen Gesetzen enthoben und als Sünde galt nur Unwissenheit, nicht aber das Verstoßen gegen göttliche Gebote.

Die Barbelognostiker glauben daran, dass Gott sie verdammt habe, auf der Erde in einer Art Zwischenzustand zu verweilen. Nach dieser Zwischenebene stehe den Barbelognostikern die Erlösung und „der Aufstieg in den Himmel“ zu.

Christliche Gruppierungen sagten den Barbelo-Gnostikern Kindestötung und Spermakommunion nach, jedoch ist dies zu bezweifeln, da das Verbreiten dieser Gerüchte zumeist auf alle Ketzer angewandt wurde. Dass im Kult das onanistisch gewonnene männliche Sperma als „Leib des Christus“ der Allnatur und das Abendmahl aus dem weiblichen Menstrualblut als „Blut Christi“ geopfert worden sein sollen, wurde auf die Idee zurückgeführt, dass sperma (Samen), pneuma (Geist) und logos (Wort, Grund, Prinzip) gleichgesetzt wurden und der Demiurg Ialdabaoth seiner Mutter Barbelo die Lichtteile (spermata) entzogen habe, die dem Ursprung alles Seins wieder zurückgeführt werden müssten.

[Bearbeiten] Literatur

• Alexander Böhlig: Gnosis und Synkretismus. Tübingen 1989, Bd. 1, S. 289-311
• Christoph Markschies: Die Gnosis. München: Beck 2001. ISBN 3-406-44773-2 (v.a. Kap. IV 3 = S. 95-101)
• Bibel der Häretiker: die gnostischen Schriften aus Nag Hammadi. Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Gerd Lüdemann und Martina Janßen. Stuttgart: Radius 1997. ISBN 3-87173-128-5 Onlineressource