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Willigis Jäger – Wikipedia

Willigis Jäger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Willigis Jäger OSB (* 7. März 1925 in Hösbach), auch bekannt unter dem Namen Ko-un Rōshi, ist ein deutscher Benediktinermönch, Zen-Meister der Sanbo-Kyodan-Linie und Mystiker.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Willigis Jäger wurde 1946 Benediktiner in der Abtei Münsterschwarzach und schloss sich an die mystische Tradition von Meister Eckhart und Nikolaus von Kues an. Er ließ sich während zwölf Jahren, davon sechs in Japan, gründlich in Zen ausbilden und kehrte als angesehener Zen-Meister nach Deutschland zurück. Dort gründete er 1983 das Meditationszentrum St. Benedikt, das er 17 Jahre bis 2000 leitete. 2002 feierte er sein 50-jähriges Priesterjubiläum.

Als Benediktiner und Zen-Meister ist er sowohl von der christlichen Mystik als auch vom östlichen Zen inspiriert. Er trägt zur Wiederentdeckung und Wiederbelebung des mystischen Weges der christlichen Tradition durch die Kontemplation bei[1]. Zu erklären, was man unter Mystik versteht und wie sich eine der mystischen Erfahrung dienende spirituelle Praxis gestaltet, dafür hat Jäger nach Ansicht Peter Lengsfelds Hervorragendes auf den Weg gebracht[1]. Er hält im In- und Ausland Kurse und Vorträge und weist Wege in eine vertiefte spirituelle Erfahrung als Quelle für eine echte Erneuerung auf allen menschlichen und gesellschaftlichen Ebenen. Dabei vertritt er eine moderne und transkonfessionelle Spiritualität. Eine ständig wachsende Weggemeinschaft versucht, seine Vision einer globalen Spiritualität zu leben. Von ihm ernannte Zen-Lehrer der Sanbo-Kyodan-Schule und Kontemplationslehrer der von ihm gegründeten Würzburger Schule der Kontemplation (WSdK) wirken international an diesem spirituellen Weg mit.

Die Glaubenskongregation unter Leitung des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger warf ihm 2001 vor, Glaubenswahrheiten der persönlichen Erfahrung unterzuordnen (Betroffene Artikel des neuen Katechismus der Katholischen Kirche: 199-301, 413-421, 436-440, 490-511) und erteilte ihm ein Rede-, Schreib- und Auftrittsverbot. Im Januar 2002 untersagte ihm das Bischöfliche Ordinariat in Würzburg deshalb die Ausübung jeder öffentlichen Tätigkeit. Jäger wurde daraufhin auf eigenen Wunsch von der Abtei Münsterschwarzach exklaustriert (eine Art Beurlaubung aus dem Kloster), ist aber nach wie vor Mitglied seiner Klostergemeinschaft. Deren Abt und Gemeinschaft standen in dieser schwierigen Zeit sehr loyal zu ihm[2].

[Bearbeiten] Würzburger Schule der Kontemplation

Ab Anfang 1990 wurde unter Leitung von Willigis Jäger ein „Ökumenischer Arbeitskreis kontemplatives Gebet“ als Vorläufer der heutigen WSdK gebildet welche Mitte der 90er Jahre daraus entstand, und Teil des Vereins Spirituelle Wege e.V.[3] ist. Deren lokales Zentrum, der Benediktushof[4], wurde am 5. März 2004 eingeweiht. Zur WSdK gehören mittlerweile über 120 bestätigte Lehrer[5], die Menschen in den kontemplativen Weg einführen und auf diesem begleiten.

[Bearbeiten] Zitat

  • Jede Religion hat heilige Schriften, Rituale und Gebote. Sie sollen dem Menschen helfen, das zu finden, was mit Gott, Gottheit, Wesensnatur, Sunyata usw. bezeichnet wird. Schriften und Rituale können immer nur auf Gott deuten. (…) Wer Gott erfahren will, muss Bücher, Rituale und alles mentale Begreifen übersteigen. Darum suchten alle Religionen Wege, die in die Erfahrung der letzten Wirklichkeit führen. Im Buddhismus entwickeln sich Zen, Vipassana und die tibetischen Wege. Bei den Hindus entstanden die verschiedenen Formen des Yoga. Im Islam entfaltete sich der Sufismus, im Judentum die Kabbala und im Christentum die Kontemplation. Es sind das spirituelle Wege, die in die Erfahrung dessen führen sollen, was die Heiligen Schriften und Gebote der verschiedenen Religionen lehren. (…) Eine gewissen Grundstruktur ist allen esoterischen Wegen gemeinsam: langes Sitzen, gesammeltes Gehen, ein Laut, ein Wort oder Mantra als Sammlungshilfe. Auch die christlichen Mönche der Tebais und Skytis saßen oft bis zu zehn Stunden am Tag auf einem Schemel und verrichteten einfache Körperarbeiten, in denen sie die Übung der Sammlung praktizierten. Man soll sich für einen Weg entscheiden und möglichst dabei bleiben. Auch das Ziel ist allen esoterischen Wegen gemeinsam: Sie wollen in die Erfahrung der Urwirklichkeit führen, die je nach Religion Gottheit, das Numinose, das Absolute, die Wesensnatur genannt wird. Die transzendentalen Erfahrungsräume zählen zur Grundbegabung unserer menschlichen Existenz, wenn auch viele Menschen davon nichts wissen.[2]

[Bearbeiten] Denken

Nach Jäger sind Religionen auf eine letzte Wirklichkeit gerichtet[6], aber nur Verstehenshilfen, Landkarten[6], Modelle, die veralten, wenn sie nicht von der Erfahrung her immer neu belebt werden[7]. Er billigt allen Religionen ihren Wert zu (wie das auch die katholische Kirche gemacht hat[8])[9][10], bemängelt aber, dass sie ihre Starre überwinden sollten um den Menschen Antwort auf die ganz neu gestellten alten Menschheitsfragen geben zu können[11], und dass das mystische Gebet nicht gelehrt wurde[12]. Er sieht voraus, dass die Evolution neue Bewusstseinsebenen hervorbringen wird.[6] Er meint, dass wer Gott erfährt, erfährt, dass er Liebe ist. Das sagten uns alle Religionen. Aber so lange dies ein Gebot bleibe, bleibe es unwirksam, wie die Geschichte der Religionen und ihre Irrwege zeigen[6], und dass jede Religion transzendiert werden sollte zur Sophia perennis, die ewige Weisheit, die heute nur von einer Minderheit gelebt werde, die aber eines Tages als das wahre Ziel jeder Religion erkannt werde[7]. Mystik würde immer dann lebendig, wenn die spirituellen Erfahrungen der 'Religionsstifter' in objektiven, rechtlichen, dogmatischen Formen erstarrten... Deshalb hätten sich die theistischen Religionen mit der Mystik immer schwer getan[10].

Diese Einsichten eines Mystikers stoßen bei traditionellen Theologen oft auf Kritik (z.B.[13]) und Gegenkritik (z.B.[14][15]).

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Werke von Willigis Jäger (Auswahl)

[Bearbeiten] Sekundärliteratur

  • Thomas Wittstadt: Diese kosmische Religion kennt keinen Erlöser. Eine kritische Auseinandersetzung mit den Thesen von Willigis Jäger (3 Teile). In: Theologisches. Katholische Monatsschrift (Hrsg. von Dr. David Berger), Jg. 33 (2003) 387 ff. 461 ff., 601 ff.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen

  1. a b Peter Lengsfeld (Hg.): Mystik - Spiritualität der Zukunft: Erfahrungen des Ewigen. P. Willigis Jäger OSB zum 80. Geburtstag. Freiburg im Breisgau, Basel, Wien: Herder 2005. ISBN 3-451-28573-8, S. 164, 10
  2. a b Aus: Willigis Jäger: Aufbruch in ein neues Land - Erfahrungen eines spirituellen Lebens. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2003, ISBN 3-45105-381-0, S. 121, 24–26 (mit Biographie, Lehrbriefen, Dokumentation des Konflikts mit Rom und Willigis Jägers Standpunkt)
  3. Spirituelle Wege e.V.
  4. Holzkirchen
  5. [1]
  6. a b c d Willigis Jäger: Wohin unsere Sehnsucht führt: Mystik im 21. Jahrhundert; Ansprachen – Predigten – Inspirationen. Verlag Via Nova, Petersberg 2003, ISBN 3-93648-621-2, S. 261, 308, 229, 231
  7. a b [2]
  8. [3]
  9. [4]
  10. a b [5]
  11. [6]
  12. [7]
  13. [8]
  14. [9]
  15. [10]

[Bearbeiten] Weblinks

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