Vasco Núñez de Balboa
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Vasco Núñez de Balboa (* 1475 bei Jerez de los Caballeros/Spanien; † Januar 1519 in Acla, in der Nähe von Darién, Panama, hingerichtet) war ein spanischer Entdecker, Konquistador und Abenteurer.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Núñez ging in jungen Jahren nach Santo Domingo und schloss sich dort, um seinen Gläubigern zu entgehen, der Expedition von Enciso gegen Darién an. Hierzu schmuggelte er sich in einem Fass auf ein Schiff der Expedition. Ein Aufstand verschaffte Núñez den Oberbefehl über die neue Kolonie.
1513 erfuhr er über die Einheimischen von einem im Westen liegenden Ozean, den er auf einer Entdeckungsreise aufsuchen wollte. Tatsächlich gelang es ihm am 25. September 1513, eine große Wasserfläche von einem Bergrücken in Panama zu erblicken. Vier Tage darauf stand er am Ufer des Ozeans, es war der Golf von San Miguel des Pazifik.
Núñez wollte die Landenge von Panama ohne Gewalt in Besitz nehmen, wurde jedoch von dem spanischen Bevollmächtigten Pedrarias Dávila durch Intrigen abgelöst, der mit Flotte und Heer angerückt kam. Kleinere Eroberungen des Núñez erregten den Hass Dávilas gegen ihn, der ihn schließlich wegen Aufruhr anklagte und enthaupten ließ.(Oviedo.Vol. III,Libro xxix, caps.iii.1992.Historia general de las Indias)
[Bearbeiten] Ausführlicher Lebenslauf
Núñez de Balboa entstammte einem verarmten galicischen Adelsgeschlecht. 1492 entdeckte Christoph Kolumbus Amerika. Dieser dachte allerdings, dass er einen Weg nach Indien entdeckt habe. Nach seiner Rückkehr brachte Kolumbus viele Kostbarkeiten und Kuriositäten aus der Neuen Welt mit, darunter auch etwas Gold. Kolumbus prahlte damit, es gäbe unermessliche Goldminen in dem neu entdeckten Land.
So kam es, dass sich viele Abenteurer wegen des Goldes auf die Reise nach Amerika machten. Unter ihnen war auch Núñez de Balboa, der 1500 als einfacher Matrose an der Expedition von Rodrigo de Bastidas zur Erkundung der kolumbianischen und der nördlichen Küste der Meerenge von Panama teilnahm. Anschließend ließ er sich im Jahre 1501 in Hispaniola (Haiti) als Pionierlandwirt nieder. Dort züchtete er Schweine. Doch zu Reichtum kam er nicht. Wie viele andere gab er sein Geld in Spelunken aus und machte viele Schulden. Im Jahre 1510 hatte er so viele Schulden, dass er beschloss, von der Insel zu fliehen. Zu dieser Zeit rüstete ein Rechtsanwalt namens Martín de Enciso ein Schiff aus, um an der Nordküste von Urabá (Kolumbien) eine Siedlung zu gründen und dort die Ländereien auszubeuten. Núñez de Balboa sah hier eine günstige Gelegenheit, seinen Gläubigern zu entkommen. Doch dies war nicht einfach, denn das Schiff von Enciso wurde schwer bewacht, damit keine Unberechtigten dort mitfahren konnten.
Also versteckte er sich in einer leeren Proviantkiste und ließ sich von Freunden an Bord tragen. Erst nachdem das Schiff bereits zwei Tage auf hoher See war und er wusste, dass man um seinetwillen nicht umkehren würde, gab sich der blinde Passagier zu erkennen. Enciso war zunächst sehr zornig und wollte Núñez de Balboa am nächsten Strand aussetzen. Doch bevor es dazu kam, begegneten sie einem anderen spanischen Schiff unter der Führung von Francisco Pizarro. Diese erzählten, dass sie die letzten Überlebenden einer Siedlung seien, deren Einwohner vom Sumpfklima und von Giftpfeilen der Eingeborenen ums Leben gekommen seien. Nun wollte die Mannschaft von Enciso nicht weiterfahren. Aber Núñez de Balboa erklärte, dass er die gesamte Küste Zentralamerikas kenne und sich erinnern würde, dass er damals einen Ort namens Darién am Ufer eines goldhaltigen Flusses gefunden hätte, wo freundliche Eingeborene wären. Die Mannschaft folgte seinem Vorschlag und man fuhr an diesen Ort. Núñez de Balboa wurde zum Expeditionsleiter und Generalkapitän. Enciso wurde von der Mannschaft nicht mehr als Führer anerkannt. Núñez de Balboa gründete die erste feste Siedlung Kontinentalamerikas: Santa María de la Antigua del Darién.
[Bearbeiten] Gouverneur von Darién
Im Dezember 1510 wurde er vom König Ferdinand V. von Spanien zum Gouverneur von Darién ernannt. Inzwischen war Enciso auf dem Weg nach Spanien, um wegen dessen Meuterei Anklage gegen Núñez de Balboa zu erheben. 1511 unternahm Núñez de Balboa eine Expedition ins Binnenland. Auf der Suche nach Gold wurden viele Eingeborene getötet und beraubt. Eines Tages traf er auf einen Eingeborenen-Häuptling namens Careta, der ihm vorschlug, ein Bündnis mit seinem Stamm zu schließen, anstatt sich die Indios zu Feinden zu machen. Núñez de Balboa nahm das Angebot an und heiratete die Tochter des Häuptlings. Gemeinsam mit Careta unterwarf er die Indios in der Nachbarschaft. Davon hörte auch der mächtigste Häuptling der Gegend namens Comagre. Dieser lud Núñez de Balboa und seine Gefährten in sein weiträumiges Haus ein. Unaufgefordert schenkte er seinen Gästen 4000 Unzen Gold. Und kaum hatte er das Geschenk verteilt, gingen seine Gäste mit Schwertern und Fäusten aufeinander los, denn jeder wollte einen Anteil am Gold haben.
Comagre war über dieses Verhalten sehr erstaunt, denn für ihn war Gold ein gewöhnliches Metall. Er erzählte seinen Gästen von einem mächtigen See hinter den Bergen und dass alle Flüsse, die in diesen See fließen, Gold mit sich führten. Dort gäbe es so viel Gold, wie man begehre. Aber es sei ein gefährlicher Weg.
Núñez de Balboa hörte dies mit sehr viel Interesse. Endlich hatte er eine Spur von dem sagenhaften Goldland, von dem er und viele andere schon seit Jahren träumten. Aber auch der große See erschien ihm sehr interessant, denn viele glaubten noch, Kolumbus hätte Asien erreicht. Aber die Zweifel daran waren immer stärker geworden. Dies konnte der Beweis dafür sein, dass Kolumbus einen neuen Erdteil entdeckt hatte.
[Bearbeiten] Durchquerung Panamas
Er schrieb an den König von Spanien und forderte eine Truppe von tausend Mann, um das neue Meer zu entdecken und endlich das gefundene Goldland zu gewinnen, das Kolumbus vergebens versprochen hatte und das er, Núñez de Balboa, erobern werde. Noch bevor diese Nachricht den König erreichen konnte, erhielt Núñez de Balboa den Hinweis, dass eine Gerichtsperson aus Spanien auf dem Weg sei, um ihn wegen Meuterei abzuurteilen oder in Ketten nach Spanien zurückzuführen.
Nun wollte Núñez de Balboa nicht mehr auf die erbetenen tausend Mann aus Spanien warten und ebenso wenig auf das Eintreffen der Gerichtsperson. Er rief seine Leute zusammen und erklärte seine Absicht, die Landenge von Panama zu überqueren. Sein Mut übertrug sich auf die anderen. 190 Soldaten erklärten sich bereit, ihm zu folgen. Unter ihnen befand sich auch Francisco Pizarro.
Am 1. September 1513 begann der Marsch. Núñez de Balboa hatte allerdings aus Unwissenheit nicht den kürzesten Weg gewählt und dadurch den gefährlichen Weg um einige Tage verlängert. Zusammen mit hunderten von Indios als Lastenträgern und zahlreichen Bluthunden machten sie sich auf den Weg.
Es war ein höllischer Weg. Von Anfang an mussten sie sich mit Schwert und Axt einen Weg durch den Dschungel bahnen. Immer wieder wurden sie von Eingeborenen überfallen. Hinzu kamen die Hitze, orkanartige Regengüsse und Millionen von Stechmücken. Der Weg ging durch Sümpfe mit Alligatoren und Schlangen. Der Boden war übersät von Zecken, Skorpionen, Tausendfüßlern und Ameisen. Auf selbst gezimmerten Flößen wurden die Flüsse überquert.
Viele Soldaten wurden krank und schwach. Núñez de Balboa ordnete an, dass alle Fieberkranken und Schwachen zurückbleiben sollten. Als die Expedition einmal wegen einer Felswand ein Stück zurückgehen musste, fand man von den zurückgelassenen Kranken nur noch wenige, von Ameisen übersäte Reste. Nachdem man dies gesehen hatte, wurden die Kranken sofort getötet, um ihnen diese schauerlichen Qualen zu ersparen. Aber Núñez de Balboa war auch grausam zu den Eingeborenen. Einmal ließ er eine Anzahl wehrloser Gefangener von Bluthunden zerfleischen.
Nach drei Wochen waren von den 190 Soldaten nur noch 69 übrig geblieben. Dann kamen sie an den Berg, von dessen Gipfel man den großen See sehen sollte. In diesem Augenblick befahl Núñez de Balboa der Mannschaft stehen zu bleiben. Keiner sollte ihm folgen, denn diesen ersten Blick auf den unbekannten Ozean wollte er mit keinem teilen. Allein und einzig wollte er für ewige Zeit der erste Spanier, der erste Europäer, der erste Christ gewesen sein und bleiben, der den neuen Ozean erblickte. Am 25. September 1513, vormittags um elf Uhr, sah er schließlich als erster Weißer den Pazifik.
Nachdem er sich lange das Meer angesehen hatte, rief er seine Kameraden herbei, um seine Freude und seinen Stolz zu teilen. Danach ging die Gruppe den Berg hinab und vier Tage später ging Núñez de Balboa an der Mündung des Sabanflusses einige Schritte ins Meer und nahm, als er salziges Weltmeerwasser feststellte, das mar del sur (Südmeer) für seinen König in Besitz. Die Spanier fanden Gold und Perlen an der Küste. Alle Taschen und Säcke wurden mit diesen Kostbarkeiten vollgestopft und man machte sich auf den Rückweg. Ein Eingeborener erzählte Núñez de Balboa von einem weiteren Land namens Biru im Süden mit unermesslichen Schätzen, die erste Kunde des sagenhaften Inka-Reiches in Peru.
Schon hatte er wieder einen Plan für eine Eroberung. Doch zunächst musste er mit den wenigen Überlebenden zurück nach Darién. Núñez kommt, selbst dem Tode nah, am 19. Januar 1514 wieder in Darién an. Wiederum bat er den spanischen König um eine Truppe von 1000 Mann für die Eroberung Perus.
Aber es kam ganz anders. Durch Intrigen am spanischen Hof wurde er als Gouverneur von Darién durch den spanischen Soldaten (und seinen späteren Schwiegervater) Pedrarias Dávila abgelöst. Der spanische König hörte dann von Núñez de Balboas Entdeckungen und ernannte ihn im Juli 1515 zum Generalkapitän der Provinzen Coiba und Panama und zum Gouverneur der Südsee. Núñez de Balboa machte anschließend noch einige Entdeckungen entlang der Küste von Panama.
Aber das Verhältnis zu seinem Schwiegervater Dávila, der als grausam und geldgierig beschrieben wurde, wurde immer schlechter. Schließlich ließ Dávila ihn wegen einer angeblichen Verschwörung verhaften. Ohne Recht auf Verteidigung wurde Núñez de Balboa zusammen mit vier Freunden in der Stadt Acla in Panama im Januar 1519 enthauptet.
Eine berühmt gewordene Darstellung der Entdeckung des Südmeeres (Pazifik) durch Núñez de Balboa gelang Stefan Zweig in Sternstunden der Menschheit.
Zahlreiche Straßen, öffentliche Plätze und Parks in den Staaten des amerikanischen Westens, aber auch Firmen und Produkte tragen heute Balboas Namen.
[Bearbeiten] Literatur
- Anderson, Charles L.: Life and letters of Vasco Núñez de Balboa. - Westport, Conn. : Greenwood Pr., 1970
- Asenjo García, Frutos: Vasco Núñez de Balboa. - Madrid : Silex, 1991
- McKain, Mark: The exploration of South America. - Philadelphia : Mason Crest Publ., 2002
- Mellander, Gustavo A. (1971). The United States in Panamanian Politics: The Intriguing Formative Years. Danville, Ill.: Interstate Publishers. OCLC 138568.
- Zweig, Stefan: Sternstunden der Menschheit. - Frankfurt a.M. : Fischer, 2002 - Jubiläumsausg.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Núñez de Balboa, Vasco |
KURZBESCHREIBUNG | spanischer Entdecker, Konquistador und Abenteurer |
GEBURTSDATUM | 1475 |
GEBURTSORT | Jerez de los Caballeros, Spanien |
STERBEDATUM | Januar 1519 |
STERBEORT | Acla, Nähe von Darién, Panama |