Stinktierkohl
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Stinktierkohl | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lysichiton americanus | ||||||||||||
Hultén & St. John |
Der Amerikanische Stinktierkohl (Lysichiton americanus), auch Amerikanischer Riesenaronstab, Scheinkalla oder schlicht Stinkkohl, ist eine Pflanzenart der Familie Aronstabgewächse (Araceae).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Merkmale
Die großen, gelblichen Hochblätter erscheinen im Frühjahr und umhüllen als Blütenstand einen 10 bis 15 cm langen Kolben mit zahlreichen kleinen Blüten. Die Blütenstände locken mit ihrem für den Menschen unangenehmen Geruch (daher der Name) Insekten zur Bestäubung an. An ihnen entwickeln sich anschließend Beeren mit je 1-4 Samen. So entstehen an jedem Kolben etwa 300 bis 650 Samen. Lysichiton americanus verbreitet sich fast ausschließlich generativ. Eine vegetative Vermehrung ist nicht ausgeschlossen, da die Art sehr regenerationsfähig ist. Die dickrippigen, ledrigen, tabakähnlichen Blätter entfalten sich erst nach der Blüte und werden 1 m bis 1,50 m groß.
[Bearbeiten] Standorte
Der Stinktierkohl ist eines der wenigen Aronstabgewächse (Araceae), die im Klima der gemäßigten Breiten vorkommen, und besiedelt insbesondere Sumpf- und Feuchtgebiete auf sauren Böden, wegen seiner Schattenverträglichkeit vorwiegend in Wäldern.
[Bearbeiten] Verbreitung
Der Stinktierkohl ist ursprünglich auf dem nordamerikanischen Kontinent von Alaska bis Kalifornien heimisch. Die Art wurde in einigen Feuchtwäldern des Taunus nordwestlich von Frankfurt seit Ende der 1970er Jahre vom Menschen angesiedelt, hat sich dort etabliert und stark vermehrt. Inzwischen wurden einige weitere Fundpunkte z. B. im westlichen Ruhrgebiet, in Düsseldorf sowie an der Unterelbe im Bereich Stade gemeldet. In Europa kommt sie außerdem noch vereinzelt in der Schweiz und in Norwegen vor. In Schweden ist sie häufiger und in Großbritannien und Irland regelmäßig verbreitet.
[Bearbeiten] Gefahren
Die wegen ihrer Größe und des auffälligen Blütenstandes beeindruckende Art kann große Flächen dicht bedecken und andere seltene Arten der Feuchtwälder wie Torfmoose, Lebermoose oder - in geringerem Umfang - Orchideen verdrängen (Bioinvasion). Allerdings wächst sie recht langsam und kann bis zu 80 Jahre alt werden und eine Fernausbreitung wurde bisher nicht beobachtet (alle bekannten Vorkommen stammen von Ansalbungen oder aus Gärten), so dass die Art in der Gruppe der meist raschwüchsigen invasiven Neophyten eine Sonderrolle einnimmt.
[Bearbeiten] Methoden der Bekämpfung
Feuchtgebiete sind in Deutschland zumeist ökologisch besonders sensible Gebiete, oftmals sogar Naturschutzgebiete, so dass ein Herbizideinsatz weder sinnvoll noch rechtlich zulässig ist. Das vollständige Entfernen der Pflanzen mitsamt dem mächtigen Rhizom ist daher die wirksamste Methode. Vorbeugung, Information und das Melden von Vorkommen bei den Naturschutz- oder Forstbehörden tragen zur Vermeidung einer weiteren Ausbreitung bei.
[Bearbeiten] Literatur
- Alberternst, B. & Nawrath, S. (2002) 'Lysichiton americanus Hultén & St.John neu in Kontinental-Europa. Bestehen Chancen für die Bekämpfung in der Frühphase der Einbürgerung? Neobiota 1, 91-99.
- König, A. & Nawrath, S. (1992) Lysichiton americanus Hultén & St.John (Araceae) im Hochtaunus. Botanik und Naturschutz in Hessen 6, 103-107.
- Alberternst, B. (2005): Der Riesenaronstab im Taunus als Beispiel für Früherkennung und Sofortmaßnahmen zu Beginn der Ausbreitung. Nat.schutz Biol. Vielfalt XX. (im Druck)
- Fuchs, R. Kutzelnigg, H., Feige, G., B. (2005): Natural Forest in Urban Agglomeration „Ruhrgebiet“. – Acta Biologica Benrodis 13, im Druck
- Fuchs, R., Kutzelnigg, H., Feige, G.B., Keil, P. (2003): Verwilderte Vorkommen von Lysichition americanus Hultén & St. John (Araceae) in Duisburg und Mülheim an der Ruhr. - Tuexenia 23: 373-379