Science Center
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Science Center (auch Hands-on-Museum) ist die Umsetzung eines Ausstellungskonzeptes, in dem versucht wird, den Besuchern mittels „Learning by doing“, das heißt durch eigenständiges, spielerisches Experimentieren in „Mitmachausstellungen“ technische und naturwissenschaftliche Zusammenhänge und Phänomene nahe zu bringen. Die Exponate in einem Science Center erfordern Mittun, statt „Berühren verboten“ gilt „Anfassen erwünscht“. (Dieses Ziel verfolgen auch die so genannten Kindermuseen; siehe auch Museumspädagogik). Im Gegensatz zu Naturkundemuseen besitzen die meisten Science Center keine eigenen Sammlungen, die betreut werden müssen und der Wissenschaft zur Forschung dienen. Daher handelt es sich laut dem Internationalen Museumsrat (ICOM) nicht um Museen, sondern um Ausstellungshäuser.
Hugo Kükelhaus präsentierte auf der EXPO in Montreal 1967 erstmals sein „Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne“. Diese ca. 35 spielerischen Experimentieranordnungen waren wichtige Wegbereiter zur Entwicklung dieses neuen Museumskonzeptes.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Als erstes Science Center wurde 1969 das Exploratorium San Francisco eröffnet, das von Frank Oppenheimer initiiert wurde. Ziel ist die Aufklärung über die moderne Wissenschaft und Technik sowie die Anregung zur eigenständigen Auseinandersetzung. Die menschlichen Sinne konstituieren das Ordnungsprinzip des Exploratoriums: Gehörsinn, Gesichtssinn, Geschmacks-, Geruchs- und Tastsinn sowie die Sinne zur Kontrolle des Gleichgewichts, der Fortbewegung und des Hantierens bilden die Grundordnung, nach der die Experimente präsentiert werden. Mit einer jährlichen Besucherzahl von über einer halben Million hat das Exploratorium nach wie vor eine hohe Anziehungskraft und bestimmt konzeptionell noch heute viele Neugründungen. Innerhalb von 30 Jahren folgte in den USA die Gründung von über 300 Science Centern. Zum Teil werden die Experimente und Exponate des Exploratoriums kopiert oder als Reproduktionen gekauft. Das Exploratorium verfügt über eigene Werkstätten, die Nachbauten anfertigen und weltweit exportieren. Erst in den 1980er Jahren entstanden europäische Science Center. Als erstes deutsches wurde das Berliner Spectrum [1] 1982 eröffnet. Bereits 1980 wurden in Flensburg unter dem Begriff Phänomenta erste Science-Center-Experimentierstationen aufgebaut. Weitere Phänomenta Science Center gibt es mittlerweile auch in Bremerhaven, Lüdenscheid, Peenemünde und Templin. Neugründungen sind das Universum in Bremen, das seit September 2000 geöffnet ist, und das von Zaha Hadid architektonisch gestaltete Science Center Phæno in Wolfsburg, das am 24. November 2005 eröffnet wurde. Am 31. März 2007 eröffnete als erstes Science Center Baden-Württembergs das "Science House Rust" neben den Toren des Europa-Parks. Von Joe Ansel stammt das Konzept des interaktiven und themenbezogenen "Science Centers", das er schon in anderen Ländern eingeführt hat.[2]
Mit der im September 2005 in Hameln eröffneten Erlebniswelt Renaissance wird der Ansatz erstmalig für ein geisteswissenschaftliches Thema umgesetzt.
Mittlerweile gibt es weltweit mehr als 400 Science Center.
[Bearbeiten] Historische Vorgänger
Schon Francis Bacon, René Descartes und Gottfried Wilhelm Leibniz entwickelten Konzepte zur Popularisierung von Wissenschaft und Technik, und bereits im 17. und 18. Jahrhundert fanden Wissenschaftsausstellungen ihr Publikum. Frühe Ansätze eines „Public Understanding of Science“ sind auch die berühmten Weihnachtsvorlesungen von Michael Faraday (1860) sowie die Vorträge über die „Physik der Welt“, die Alexander von Humboldt seinerzeit in Berlin hielt. Aus den fürstlichen Kunstkabinetten und Wunderkammern (Kuriositätenkabinett) entwickelten sich Technische Museen und Sammlungen. 1903 eröffnete das Deutsche Museum in München. Als Vorläufer eines Science Centers lässt sich die Berliner Urania begreifen, die bereits 1889 über eine Sternwarte, ein Wissenschaftliches Theater und einen Laienexperimentiersaal verfügte. Im dortigen Wissenschaftlichen Theater wurden mit den damals zur Verfügung stehenden Medien Wissenschaft und Technik möglichst plastisch dargestellt: So zum Beispiel eine Reise „Von der Erde bis zum Monde“ und die „Geschichte der Urwelt“. Ende 1889 besuchte Thomas Alva Edison in Begleitung von Werner von Siemens die Urania. Das Wissenschaftliche Theater der Urania wurde infolge dessen zu einer Tournee in Städten der Ostküste der USA eingeladen. Der Direktor der Urania Max Wilhelm Meyer und der Theatermaler Wilhelm Kranz, beide waren Schulfreunde in Braunschweig gewesen, machten sich auf die Reise nach New York. Das Theaterstück „Von der Erde bis zum Monde“ wurde ins Englische übersetzt. Der Titel war „A Trip to the Moon“. Die „Geschichte der Urwelt“ wurde zu „From Chaos to Men“. In New York wurden beide Stücke in der damals neuen Carnegie Hall aufgeführt.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Spectrum - das Berliner Science Center
- ↑ „Und noch’n Versuch“, Die Zeit, 24. November 2005, Nr. 48
[Bearbeiten] Wichtige Science Center
[Bearbeiten] Deutschland
- Berlin: Spectrum
- Bremen: Universum
- Bremerhaven: Nordsee Science Center
- Essen: Erfahrungsfeld
- Flensburg: Phänomenta
- Gießen: Mathematikum
- Heidelberg: Explo
- Jena: Imaginata
- Lüdenscheid: Phänomenta
- Minden: Terra phänomenalis im Erlebnispark potts park
- München: Deutsches Museum (Sonderstellung)
- Nürnberg: turmdersinne
- Peenemünde: Phänomenta
- Pirmasens: Dynamikum
- Rust: Science House
- Suhl: Phänomania
- Templin: Phänomenta (geschlossen)
- Wolfsburg: phæno
Im Bau:
[Bearbeiten] Europa
- Danfoss Universe, Dänemark
- Cité des sciences et de l’industrie, La Villette, Paris, Frankreich
- Palais de la Découverte, Paris, Frankreich
- Le Vaisseau, Strasbourg, Frankreich
- NEMO Amsterdam, Niederlande
- Glasgow Science Centre, Glasgow, Vereinigtes Königreich
- Technopolis Mecheln, Belgien
- Heureka, The Finnish Science Centre, Vantaa, Finnland
- Teknoteket, National Science Center, Oslo, Norwegen
- TECHNIQUEST Cardiff, Wales, Vereinigtes Königreich
- Technorama Winterthur, Schweiz
- BIOS Nationalparkzentrum Hohe Tauern in Mallnitz, Kärnten, Österreich
- Haus der Mathematik in Wien, Österreich
- Ciutat de les Arts i les Ciències, Valencia, Spanien
- Universeum Göteborg, Schweden
[Bearbeiten] Weltweit
- Exploratorium San Francisco, USA
- Clore Garden of Science, Weizmann-Institut, Rehovot, Israel
- Ontario Science Centre (Toronto), Canada
- Science World (Vancouver), Canada
[Bearbeiten] Literatur
- Hendrik Neubauer: Erlebnis Wissen. Die besten Erlebnismuseen und Science-Center, Bube-Verlag 2007, 290 S., ca. 320 farbige Fotos, ISBN 978-3-938806-86-9 (Reiseführer), erweiterte und aktualisierte 2. Auflage
- Hans-Erhard Lessing: Naturschön - Phänomene im Technorama, 208 S. vierfarbig, Frauenfeld 2006
- Ulrich Reinhardt: Edutainment - Bildung macht Spaß. Lit Verlag, Münster 2005, 258 S., ISBN 978-3-8258-9082-7
- Petra Schaper-Rinkel, Susanne Giesecke, Daniel Bieber, Science Center, Berlin 2002 (Studie im Auftrag des BMBF, pdf-Datei, 50 S.)
- Hilde S. Hein: Naturwissenschaft, Kunst und Wahrnehmung – der neue Museumstyp aus San Francisco, Stuttgart 1993.
- Victor J. Danilov: Science and Technology Centers, London 1982.
[Bearbeiten] Weblinks
- Science-Museum - Übersichtsseite mit interaktiver Karte
- ASTC - Association of Science Technology Centers
- try science: About Science Centers
- ECSITE - European Collaborative for Science, Industry & Technology Exibitions
- BIG - British Interactive Group
- EUSCEA - European Science Events Association
- psci-com – A gateway to Public Engagement with Science
- Association of Children's Museums
- Hands On! Europe
- „Science-Center: Ein Theater für die Wissenschaft“, stern, 7. Dezember 2006
- Ansel Associates, Inc. „creates exciting, effective interactive content for science centers and museums worldwide“