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Schinznacher Baumschulbahn – Wikipedia

Schinznacher Baumschulbahn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Schinznacher Baumschulbahn (SchBB), eine mit Dampf betriebene Schmalspurbahn auf dem Gelände der Baumschule Zulauf AG in Schinznach-Dorf, Kanton Aargau, Schweiz, ist die einzige Dampfbahn in der Schweiz mit einer Spurweite von 600 mm. Das Streckennetz führt im wesentlichen in einem etwa drei Kilometer langen Rundkurs durch das parkartige Baumschulgelände.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Die Landgärtnerei Zulauf besteht seit dem Jahr 1879. Um den Transport von Bäumen, Erde, Torf, Mist und anderen Komponenten zu vereinfachen, wurde 1928 eine Gleisanlage mit einer Spurweite von 600 mm angelegt. Man verzichtete auf motorisierte Schienenfahrzeuge; die Wagen wurden mit Muskelkraft verschoben. Als in den Fünfzigerjahren die motorisierten Strassenfahrzeuge wie Traktoren und Kleintransporter zu boomen begannen, wurde die Bahn vorerst nicht mehr angewendet und die Gleisanlagen grösstenteils entfernt. Anlässlich des huntertjährigen Jubiläums der Landgärtnerei wurde vorgeschlagen, die Feldbahn wieder aufleben zu lassen. 1977 begannen die Mitarbeiter der Hermann Zulauf AG mit dem Wiederaufbau, und am 13. April 1978 fanden erstmals öffentliche Fahrten statt. Für den Betrieb der Eisenbahn wurden in Zeitungen und Fachliteratur freiwillige Helfer gesucht und bald auch gefunden. 1980 gründeten sie den Verein Schinznacher Baumschulbahn. Er betreibt die Bahn mit Unterstützung durch die Zulauf AG. An den meisten Wochenenden zwischen April und Oktober fahren regelmäßig Dampfzüge; an Pfingstsonntag und Bettag nicht.

[Bearbeiten] Rollmaterial

[Bearbeiten] Dampflokomotiven

Es war schwierig, Rollmaterial für eine Spurweite von 600 mm zu beschaffen. Diese Gleisbreite wurde seinerzeit vor Allem für Feld-, Wald- und Industriebahnen gewählt.

  • Die „Taxus“ ist eine ehemalige Brigadelokomotive aus einer Baureihe mit mehr als 1300 Exemplaren für die sogenennten Heeres-Feldbahnbrigaden. Sie wurde 1917 durch die Firma Krauss in München gebaut und 1951 infolge der Enteignung der Waldeisenbahn Muskau in die Deutsche Reichsbahn integriert. Sie kam 1977 mit 16 Güterwagen zur Schinznacher Baumschulbahn.
  • Auch die zweiachsige „Pinus“ kam 1977 zur SchBB. Sie wurde 1937 von der Firma Henschel & Sohn in Kassel gebaut und war dann in Limburg an der Lahn in privatem Besitz. Sie wurde während des Zweiten Weltkrieges für Aufrüstungszwecke eingezogen und war betriebsuntauglich, bis sie 1955 von der Sauerländischen Kalkindustrie in Messinghausen bei Brilon übernommen wurde. 1962 wechselte sie nochmals den Besitzer und kam zur den Kies- und Schotterwerken Nordmark in Lürschau bei Schleswig. Um 1975 wurden dort die Feldbahnloks ausrangiert.
  • Die „Sequoia“ wurde 1944 von der Maschinenbau und Bahnbedarf AG in Babelsberg erbaut. Ihre erste Besitzerin war die deutsche Zweigstelle der Zuckerfabrik-Betriebs GmbH in Zichenau, nördlich von Warschau. (Damals war Polen besetzt.) Die spätere SchBB-Lokomotive wurde mit der Betriebsnummer 194 wurde zwischen Witaszyce und Zagòròv eingesetzt. Dort erhielt sie ihren Schlepptender für den planmässigen Personenverkehr. Mit Beginn der siebziger Jahre wurden die Dampflokomotiven im Personenverkehr durch teilweise noch ältere Dieseltriebwagen abgelöst. Nach einigen Sonderfahrten für Eisenbahnfreunde und einem letzten Einsatz während der Zuckerrübenkampagne 1977 kam die Ty 3-194 ein Jahr später zur Schinznacher Baumschulbahn.
  • Die größte Dampflokomotive ist die Garratt „Drakensberg“, eine aus Südafrika eingeführte Lokomotive der SAR Klasse NGG 13. Sie wurde 1927/28 von der Firma Hanomag in Hannover für die Südafrikanischen Staatsbahnen gebaut. Insgesamt wurden 12 baugleiche Lokomotiven erstellt. Am 14. Februar 1986 wurde sie in Schinznach aufgegleist. Die Lok wurde in zehnjähriger Arbeit restauriert und 1998 wieder in Betrieb genommen. Von der Gattin des südafrikanischen Botschafters wurde die Lok auf den Namen „Drakensberg“ getauft. Im Moment befindet sich das Streckennetz im Umbau, so dass die „Drakensberg“ nicht eingesetzt werden kann. Die Lok befindet sich aber nach wie vor in betriebsfähigem Zustand. Die „Drakensberg“ befindet sich im Eigentum vom Verein Schinznacher Baumschulbahn.
  • Die „Emma“ wurde 1925 als Baudampflokomotive von der Firma Robert Aebi, einer namhaften Herstellerin von Schienentraktoren, gebaut. 1941 wurde sie von der Holzverzuckerungs AG Ems (später Ems-Chemie) gekauft. Nach einem lägeren Gastspiel bei „Oswald Steam Samstagern“, wo die Lok vorbildliche restauriert wurde, erfolgte, nach der Auflösung von „Oswald Steam Samstagern“, der Weiterverkauf an eine Privatperson. Dieser brachte die „Emma“ 1992 nach Schinznach-Dorf. Mittlerweile wurde die Maschine vom Verein Schinznacher Baumschulbahn erworben.
  • Beim Bau des Kraftwerks Rupperswil-Auenstein stand die zuständige Bauunternehmung vor der Notwendigkeit, drei zusätzliche Dampflokomotiven für die Werkbahn mit einer Spurweite von 75 cm zu beschaffen. Da sich keine Gelegenheit bot, Occasionsfahrzeuge zu beschaffen, erteilte man der SLM im März 1944 einen entsprechenden Auftrag. Die spätere SchBB-Lokomotive hiess seinerzeit „Wildegg“ und wurde 1961 in Niederhasli remisiert. Ein Max Kuhn erwarb sie 1966 und bewahrte sie so vor der Verschrottung. Er verschenkte sie der Schuljugend von Turgi, die sie am 26. August 1967 auf dem Namen „Molly“ taufte. Sie stand als Denkmallokomotive beim Bahnhof von Turgi, bis sie wegen Umbauarbeiten an der Bahnstation von der Stelle weichen musste. 1994 wurde sie als Leihgabe nach Schinznach gebracht.
  • Die „Lukas“ wurde 1918 vor der deutschen Firma Orenstein & Koppel mit der 7479 gebaut. Sie wurde 1996 vom Bahnhof Lüsslingen nach Schinznach gebracht.
  • Die „Kalahari“ stammt von der belgischen Firma Franco-Belgé. Dort wurde sie 1953 mit der Fabriknummer 2686 gebaut. Bevor sie 1998 nach Schinznach kam, war sie in Südafrika im Regeldienst. 2008 erfolgte der Verkauf der Lok zurück nach Südafrika.

[Bearbeiten] Diesellokomotiven

Die SchBB besitzt 5 Diesellokomotiven. Diese heissen „Syringa“, „Azalea“, „Paeonia“, „Abelia“ und „DS 90/1“. Auch sie wurden als Occasionen gekauft. Für Rangiermanöver sind sie unentbehrlich.

[Bearbeiten] Wagen

Die SchBB besitzt 11 Personenzugwagen, darunter auch drei rollstuhltaugliche Wagen.

[Bearbeiten] Infrastruktur

Auf dem Gelände befindet sich auch eine Bahnwerkstatt, die die meisten Wartungsarbeiten ausführen kannen, sowie eine Sammlung von historischem Eisenbahnmaterial. Die Kreisbahn erstreckt sich über 3 Kilometer und geniesst eine Konzession der Zulauf AG.

[Bearbeiten] Weblinks


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