Schelm
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Das Wort Schelm war im Hochmittelalter des 12. und 13. Jahrhunderts ein ritterlicher Beiname und bedeutete Todbringer. Dieser Beiname deutete wohl auf die Kampfeigenschaften des Ritters hin. Im Spätmittelalter wurde die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Schelm mit der Tätigkeit des Scharfrichters verbunden und wurde dadurch auch zur Bezeichnung dieser Berufsgruppe. Da Scharfrichter aber quasi außerhalb der damaligen Gesellschaft lebten, wurde die Bezeichnung Schelm gegenüber anderen zur tödlichen Beleidigung.
Ein Schelm ist in der letzten Bedeutung des Wortes ein Bösewicht oder auch dessen Scharfrichter. In dieser Bedeutung taucht das Wort heute nur noch in der Übersetzung der Devise des britischen Hosenbandordens auf, welche lautet:
- Honi soit, qui mal y pense. (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.)
Die Verwendung des Begriffes Schelm war noch im 17. Jahrhundert als Verbalinjurie strafbar.
Obwohl ursprünglich Scharfrichter, wurde nach der Sage der „Schelm von Bergen“ bei Frankfurt in den Adelsstand erhoben und trug diesen Namen mit Stolz. Urkundlich erwähnt ist dieses Geschlecht von 1194 bis 1768. Heinrich Heine und Karl Simrock haben die Geschichte unterschiedlich in Gedichten festgehalten. Jedoch ist diese Geschichte eine Erfindung der Romantik und hat nichts mit dem Rittergeschlecht der Schelme von Bergen gemein.
Abweichend vom ursprünglichen Bedeutungsinhalt wird das Wort Schelm heute nur noch in der Bedeutung Schalk oder Schäker verwendet. Dieser Bedeutungswandel vollzog sich jedoch erst im 19. Jahrhundert. Ein Anklang an die frühere Bedeutung findet sich noch im adjektivischen Gebrauch des Wortes. Wenn er oder sie schelmisch lächelt, ist das ein vielsagend kokettes Lächeln, hinter dem sich etwas Verschwörerisches oder Verführerisches verbirgt.
Stellte in der Romantik der Schelm den liebenswerten Bösewicht dar, so war der Schalk der eigentlich hinterhältige Bösewicht. Schalk, in seiner ursprünglichen Bedeutung Knecht oder Diener, war im Althochdeutschen besonders in Zusammensetzungen wie Seniscalc (ältester Diener, Seneschall) und Mariscalc (Aufseher über die Pferde, Marschall) gebräuchlich. Im Mittelhochdeutschen galt dieser Begriff einem Menschen von knechtischer und boshafter Gesinnung, wie ihn auch Martin Luther gebraucht. Erst später erhielt der Begriff Schalk die heutige Bedeutung eines Menschen, der ohne böse Absicht in launiger Verstellung einen listigen Scherz macht.
Goethe lässt in seiner Faustdichtung den Teufel als Schalk auftreten. Der Herr während des Prolog im Himmel: „Von allen Geistern, die verneinen, [...] Ist mir der Schalk am wenigsten verhasst“. Als Schalksnarr wird die Figur des Till Eulenspiegel zum Ende des Mittelalters weltbekannt.
Siehe auch: Schelmenroman