Organon (Aristoteles)
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Das Organon (gr. Όργανον „Werkzeug“, „Methode“) ist eine Sammlung von Schriften des griechischen Philosophen Aristoteles. In ihnen beschreibt Aristoteles die Kunst der Logik als Werkzeug der Wissenschaft. Das Organon enthält sechs Einzelschriften, die vermutlich nicht von Aristoteles selbst, sondern durch byzantinische Gelehrte, die der Sammlung auch den Namen gaben, in dieser Form zusammengestellt wurden.
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[Bearbeiten] Titel und Frage nach der Zusammenstellung
Die Anordnung und der Titel des Organons ist nicht von Aristoteles und ihre Reihenfolge gibt keine Chronologie wieder. Auch sachlich ist die Zusammenstellung problematisch: Ihr liegt die nacharistotelische Einteilung 'Lehre vom Begriff', 'Lehre vom Urteil' und 'Lehre vom Schluss' zugrunde. Es finden sich aber zwei unabhängige 'Lehren vom Schluss' (in der Topik und in den Analytiken), die zudem beide keine Lehre vom Urteil oder vom Begriff voraussetzen.[1] Darüber hinaus fehlt im Organon die – eng an die Topik gebundene – Rhetorik.[2] Dennoch gibt es eine gewisse Berechtigung für die Zusammenstellung. Alle enthaltenen Schriften behandeln mindestens teilweise logische Themen (in einem weiten Sinne). Die wichtige Form-Materie-Unterscheidung kennen sie alle nicht. Es finden sich auch einige Verweise zwischen einigen dieser Schriften aufeinander. Vor allem aber lassen sie sich alle außerhalb des aristotelischen Wissenschaftssystem ansiedeln und als methodologisch und propädeutisch charakterisieren, wenngleich sie das nicht zu einem bloßen Werkzeug macht, vielmehr sind ihre Inhalte auch Gegenstand der Philosophie. Die Spannbreite der Themen umfasst die (heute unterschiedenen/heutigen) Disziplinen Sprachphilosophie, Grammatik, Logik, Wissenschaftstheorie und auch Ontologie. So behandelt De Interpretatione sprachphilosophische, logische und grammatische Probleme und die Kategorien scheinen nicht explizit Relationen zwischen Dingen von Relationen zwischen Wörtern zu unterscheiden.
[Bearbeiten] Inhalte
Die sechs Bücher des Organon beschreiben, wie das menschliche Wissen in unterschiedliche Felder unterteilt und in ihnen mit Hilfe logischer Schlüsse aus Beobachtungen weiter entwickelt werden kann. Dazu lehrt Aristoteles unter Anderem, wie man Beweise ableiten, beweisen und überprüfen kann.
Die Themen sind dazu in sechs Bücher unterteilt:
- Die Kategorien (griechisch: Grundaussage; Originaltitel: Peri ton kategorion, "Über die Kategorien"): hier beschreibt Aristoteles in 15 Kapiteln das Grundprinzip einer hierarchischen Klassifizierung, wie sie die Grundlage der heutigen wissenschaftlichen Beschreibungssysteme bilden.
- De Interpretatione (Peri hermeneias, 14 Kapitel): Aristoteles' Definition der Aussage. Demnach besteht eine Aussage aus einem Wortgefüge, das wahr oder falsch sein kann; Wortgefüge, auf die diese Eigenschaften nicht zutreffen (z.B. Wünsche) sind demnach keine Aussagen. Ebenso begründet Aristoteles in diesem Buch die Widerspruchsfreiheit von Aussagen als Grundlage wissenschaftlichen Wissenszuwachses.
- Die Lehre vom logischen Schluss (Analytika protera, "Erste Analyse") erläutert, wie aus zwei Beobachtungen oder Erkenntnissen eine neue Aussage abgeleitet wird (Syllogismus).
- In der Lehre vom Beweis (Analytika hystera, "Zweite Analyse", 2 Bücher mit 34 bzw. 19 Kapiteln) formuliert Aristoteles die Grundlagen wissenschaftlicher Methodik, die Wissenschaftstheorie, und versucht, die Grenzen wissenschaftlicher Vorgehensweisen zu erkennen.
- Topik (gr.: topos, der Ort) enthält die Lehre von den allgemeinen Sätzen, die durch Wahrscheinlichkeiten erschlossen werden: den Definitionen. Auch hier wird die Zulässigkeit und die Unzulässigkeit von verschiedenen Arten des Beweisschlusses erläutert. Diese Vorgehensweise wird als Hilfsmittel für das (fruchtbare) wissenschaftliche Streitgespräch vorgestellt.
- Die Schrift Sophistische Widerlegungen (Peri ton sophistikon elenchon) behandelt vornehmlich die Lehre von den Trugschlüssen und wie man sie erkennt und vermeidet.
In den meisten Ausgaben des Organon ist seit antiker Zeit eine Einleitungsschrift des Porphyrios, eine Art Vorwort zum ersten Buch "Kategorien", eingebunden.
[Bearbeiten] Nachfolger
Während Aristoteles davon ausgeht, dass die Welt durch reines Nachdenken und Schlussfolgern vollständig zu verstehen sei, bezieht Francis Bacon in seinem Buch Novum Organum (1620) dazu eine Gegenstellung. Er vertritt darin die Idee, Wissen durch Beobachtung und Experimente sowie den daraus gewonnenen Folgerungen systematisch zu vergrößern. Dies ist der grundlegende Ansatz der heutigen wissenschaftlichen Vorgehensweise.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ vgl. Weidemann 2002, S. 67 f.
- ↑ Robin Smith, Aristotle's Logic. § 2. Aristotle's Logical Works: The Organon, in SEP.
[Bearbeiten] Literatur
- Horn, Christoph / Rapp, Christof (Hgg.), Wörterbuch der antiken Philosophie, München 2002 ISBN 3-406-47623-6 Erläuterungen zahlreicher Termini der antiken und auch der aristotelischen Philosophie.
- Rapp, Christof: Aristoteles zur Einführung, Hamburg 2004 ISBN 3-88506-346-8 Die beste deutschsprachige Einführung zu Aristoteles mit sehr guter thematisch gegliederter Bibliografie für Einsteiger.
- Patzig, Günther, Die aristotelische Syllogistik. Logisch-philologische Untersuchung über das Buch A der "Ersten Analytik", 3. Aufl. Göttingen 1969.
- Ebbinghaus, Kurt: Ein formales Modell der Syllogistik des Aristoteles; Göttingen 1964.
[Bearbeiten] Weblinks
- Robin Smith: „Aristotle's Logic“ in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (englisch, inkl. Literaturangaben)
- Das Organon bei {{Zeno.org[1]}}