Nitrozelluloselacke
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Nitrozelluloselacke (alternative Bezeichnungen Nitro-, NC- oder CN-Lacke) sind eine Familie von Lacken (oder, im weiteren Sinne, Anstrichen) welche nach dem verwendeten Bindemittel Zellulosenitrat – das häufig falsch als Nitrozellulose bezeichnet wird – benannt ist.
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[Bearbeiten] Geschichte
Nitrolacke wurden auf Basis von aus Baumwolle synthetisierten Kunstharzen Anfang der 1920er Jahre in den USA als schnelltrocknende Farbe für die Automobilproduktion entwickelt. Bis dahin war die einzige in vertretbarer Zeit (ca. 48 Stunden) trocknende Farbe das sogenannte Japan Black, welches zu der berühmten Aussage von Henry Ford führte, man könne seine Autos in jeder Farbe kriegen, solange es nur Schwarz sei − andere Farben waren bis dahin nur echten Luxuskarossen vorbehalten. Dieses Paradigma änderte sich erst mit der Einführung eines blauen, Duco True Blue genannten, Nitrolacks von DuPont im Jahr 1923, der erstmals bei den 1925er Modellen der Oakland-Marke von General Motors verwendet wurde. Nitrolacke wurden dann in der Automobilindustrie bis circa in die 1950er Jahre verwendet.
Eine grundlegende Forschung und umfassende Entwicklung von Nitrocellulosenlacken hat der deutsche Chemiker Alfred Kraus (1899–1979) betrieben.
[Bearbeiten] Verdünnung
Zum Verdünnen, Lösen oder Pinselreinigen verwendet man die sogenannte Nitroverdünnung oder -lösung; sie besteht in der Regel aus Kohlenwasserstoffen und Ester, ist meist sehr feuergefährlich und häufig auch gesundheitsschädlich. Darum ist bei der Verwendung auf gute Lüftung zu achten.
Alternativ kann man auch Universalverdünnung verwenden, auch hier ist auf gute Lüftung zu achten.
[Bearbeiten] Verwendung, Vorteile
Nitrolacke weisen eine gute mechanische Belastbarkeit auf und werden deswegen in erster Linie zur Veredelung von Hölzern im Innenbereich, insbesondere von Möbeln oder Musikinstrumenten, verwendet, sowie für Metalle im Innenbereich.
Sie lassen sich leicht verarbeiten und trocknen durch den hohen Lösemittelanteil schnell; aus dem gleichen Grund sind sie jedoch auch schlecht mit Nitrolacken überstreichbar, denn das Lösemittel in der frischen Schicht löst die darunterliegende, alte Schicht wieder auf.
[Bearbeiten] Kontraindikationen, Nutzen-Schaden-Abwägung
Neben der schlechten Wiederüberstreichbarkeit mit Nitrolacken gelten diese Lacke als vergleichsweise witterungsempfindlich (also eher für den Innenbereich geeignet), wenig lichtecht, und wenig beständig gegen Chemikalien, Wasser und Wärme.
Aufgrund der eher insgesamt negativen Nutzen-Schaden-Analyse lohnt es sich Alternativen wie z. B. Acryllack in Erwägung zu ziehen.
[Bearbeiten] Inhaltsstoffe
Neben der Nitrozellulose bestehen Nitrolacke aus synthetischen Harzen, Pigmenten oder Farbstoffen (außer natürlich bei Klarlack), Verdünnungs- und Lösemitteln, sowie Weichmachern, Mattierungs-, Schleif- und Lichtschutzmitteln.
[Bearbeiten] Entsorgung, Umwelt-, Gesundheitsaspekte
Aufgrund ihres hohen Lösungsmittelanteils von bis zu 70 % entstehen gesundheitliche Risiken für den Verarbeiter, und die Entsorgung ist problematisch: Reste oder Abfälle müssen in den Sondermüll gegeben werden, und dürfen keinesfalls in das Abwasser – oder gar das Grundwasser – gelangen.
Auch für den Verarbeiter ist die Lösemittelbelastung ein Problem.