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Nerd – Wikipedia

Nerd

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt einen englischen Terminus aus der Internet- und Jugendsubkultur. Für die US-amerikanische Band siehe N.E.R.D.

Nerd [nɜːd] (engl. für Langweiler, Sonderling, Streber, Außenseiter) steht meist abwertend für besonders in Computer oder andere Bereiche aus Wissenschaft und Technik vertiefte Mitmenschen. Manchmal wird auch ein überdurchschnittlicher Intelligenzquotient (IQ) als begleitende Eigenschaft genannt. Ob jemand ein Nerd ist, hängt in erster Linie von der Einschätzung des Umfelds ab. Zwei Wertungsvarianten lassen sich feststellen:

  • Außenstehende meinen „Nerd“ tendenziell abwertend
  • Betroffene verwenden den Begriff umgekehrt als Auszeichnung (Gleichgesinnten und sich selbst gegenüber).

Oft sind Nerds aufgrund ihrer gesellschaftlichen Abgeschiedenheit in einer schwachen sozialen Stellung.

Charakteristisch für Menschen, die gerne als Nerds bezeichnet werden, oder die sich selbst gerne so bezeichnen, sind ein überdurchschnittlich ausgeprägtes Interesse an der Erlangung von Fach- oder Allgemeinwissen sowie auffällig rational geprägte Denk- und Verhaltensweisen. Dies lässt sie aus Sicht ihrer Altersgenossen oft unangepasst und eigenbrötlerisch erscheinen. Viele Nerds zeigen deutlich wenig Interesse an den vorherrschenden jugendlichen oder gesellschaftlichen Trends und legen innerhalb ihrer Fachgebiete oft keinen Wert auf die Meinung von Noobs.

Nerd war anfangs ein Element der amerikanisch-englischen Jugendsprache und wurde in den USA durch häufige Benutzung in der Fernsehserie Happy Days besonders bekannt. Zunächst wurde die Bezeichnung im abwertenden Sinn verwendet, später auch als bestärkende Selbstauszeichnung innerhalb von Nerd-Gruppen oder Nerd-Subkulturen. In der späten Popkultur entstehen häufiger literarische Figuren mit Nerd-Charakter, die verstärkt auch in Comics, Filmen, Fernsehserien und Computerspielen erscheinen, teils sogar als Protagonisten. Unter anderem durch häufige Verwendung der Bezeichnung im Internet fand der englische Begriff Nerd auch in die europäische Jugendsprachkultur Eingang.

Im weiteren Sinn konzentrieren sich Nerds auf Spezielles, das anderen Menschen langweilig oder abstrus erscheinen kann, aber nicht muss: „Sie sind Spezialisten für etwas, das sie ganz alleine, ohne die Hilfe anderer, beherrschen können“ (Klaus Fehling).

In der japanischen Gegenwartskultur ist der Otaku ein vergleichbares Phänomen.

[Bearbeiten] Varianten

Das Stereotyp „Verrückter Wissenschaftler“ hat viele Eigenschaften mit dem Nerd gemeinsam. Nerd wird aber vorwiegend auf junge Menschen angewandt, während mit einem Verrückten Wissenschaftler immer ein professioneller Wissenschaftler höheren Alters gemeint ist (auch: Verrückter Professor). Verrückte Wissenschaftler sind in der Regel mit positiverer Wertung versehen als Nerds und spielen in der Literatur auch eine verbreitetere und bedeutendere Rolle.

Ein häufiger Bestandteil des Nerd-Klischees spielt auf angebliche Mängel in der emotionalen Zugänglichkeit der Betroffenen an. Ob und wie weit dies zutreffen kann, hängt von den jeweiligen psychologischen Hintergründen ab. Menschen mit Asperger-Syndrom oder ähnliche Menschen mit speziellen Hochbegabungen und Defiziten im sozial-emotionalen Bereich entsprechen häufig den Nerd-Kriterien. Je nach persönlicher Entwicklung und Zusammensetzung des Umfelds können Nerds auch einfach nur eine weitere kulturelle Clique bilden.

Weitere Varianten spielen direkt darauf an, dass ein Interesse für Anime, Science-Fiction oder/und Fantasy besonders stark unter Nerds verbreitet ist.

Oft wird der Nerd-Begriff gezielt im Konflikt zwischen Gruppen mit anti-intellektuellen Haltungen und Gruppen mit intellektuellen Zügen gebraucht.

Carl Sagan widmet einer Diskussion um das Nerd-Klischee unter Naturwissenschaftlern ein Kapitel in seinem Buch Der Drache in meiner Garage - oder die Kunst der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven. In diesem Kapitel (Maxwell und die Spinner, engl. Maxwell and the Nerds) zitiert Sagan eine Zusammenfassung der Merkmale, die US-amerikanische Schüler in einer Befragung ihren Nerd-Mitschülern zuschrieben. Hierin sind die Meinungen und Vorurteile zu finden, wie sie das Nerd-Klischee wahrscheinlich ursprünglich beinhalteten:

Ich kenne eine Expertin für Elfjährige. Ich bat sie, die heute typische Meinung über die sogenannten vertrottelten Wissenschaftler zu charakterisieren. Ich muß betonen, daß sie die üblichen Vorurteile wiedergibt und sie nicht etwa unterstreichen möchte: Diese Spinner tragen ihren Gürtel direkt unter dem Brustkorb. Sie tragen kurzärmelige Hemden mit Brusttaschen, in denen eine beachtliche Anzahl von Vierfarbstiften und Bleistiften steckt. In einer speziellen Gürteltasche tragen sie einen programmierbaren Taschenrechner. Alle haben eine dicke Brille mit zerbrochenem Nasenbügel, der mit Heftpflaster geflickt ist. Ihnen fehlt jeder gesellschaftliche Schliff, und dieser Mangel ist ihnen nicht bewußt, oder er ist ihnen egal. Wenn sie lachen, geben sie schnaubende Geräusche von sich. Sie quasseln in einer unverständlichen Sprache miteinander. Sie ergreifen jede Gelegenheit, sich in allen Kursen - außer im Sport - ein paar Extrapunkte zu verschaffen. [...] Sie schauen auf normale Menschen herab, die sie wiederum auslachen. Die meisten Spinner haben Namen wie Norman. Es gibt unter diesen Spinnern mehr Jungen als Mädchen, aber von beiden genug. Sie gehen nie mit einem Mädchen (oder Jungen) aus. Wenn du ein Spinner bist, kannst du nicht cool sein. Und umgekehrt.

[Bearbeiten] Herkunft

Die Herkunft des Wortes ist unklar. Der erste schriftliche Beleg findet sich in dem Gedicht „If I ran the zoo“ von Dr. Seuss aus dem Jahr 1950. Ein Bezug zur hier beschriebenen Bedeutung ist allerdings nicht erkennbar:

And then, just to show them, I'll sail to Ka-Troo
And Bring Back an It-Kutch, a Preep and a Proo,
A Nerkle, a Nerd, and a Seersucker, too!

Nach einer anderen Erklärung ist der Begriff ein Akronym zu Northern Electric Research and Development (heute Nortel Networks). Die Arbeitsmonturen der Angestellten sollen demnach mit dem Schriftzug N. E. R. D. versehen gewesen sein.

Laut einem Artikel der IEEE Spectrum (4/95, Seite 16) stammt die Bezeichnung Nerd ursprünglich vom Rückwärtslesen von 'drunk' (engl. betrunken), also: 'knurd'. Der Begriff soll sich auf College-Absolventen beziehen, die sich gezielt dem Studium widmeten statt Partys zu feiern. Aus „knurd“ wurde im Laufe der Zeit „nerd“. („kn“ am Wortanfang wird im englischen „n“ ausgesprochen).

Laut einem Artikel der Süddeutschen Zeitung wird NERD von manchen auch als Akronym für „Non Emotionally Responding Dude“ (engl.: auf emotionaler Ebene nicht ansprechbaren Typen)[1] benutzt.

[Bearbeiten] Bekannte Beispiele

[Bearbeiten] Personen

  • Wil Wheaton, US-amerikanischer Schauspieler, bekennt sich regelmäßig in seinen Autobiographien und in seinem Webblog zu seinem privaten Leben als Nerd und verkörperte auch in seiner Rolle in der Science-Fiction-Serie Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert einen jungen Nerd.
  • Bill Gates, Gründer von Microsoft, pflegte bis in die 1990'er Jahre offensiv ein Nerd-Image.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Belege

  1. www.sueddeutsche.de

[Bearbeiten] Weblinks

Wiktionary
 Wiktionary: Nerd – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik
  • Why Nerds are unpopular – eine Analyse auf Basis von US-Schulen darüber, warum Nerds gesellschaftlich häufig isoliert sind (englisch)
  • 3sat - Nerdkultur – Ein TV-Bericht von 3sat über die Nerdkultur
  • Nerdling – Ein Magazin für Nerdkultur, Wissenschaft und Science-Fiction, das Nerdklischee-Elemente bewusst einsetzt (englisch)

[Bearbeiten] Literatur

  • David Anderegg: Nerds. Who They Are and Why We Need More of Them. Penguin 2007. ISBN 9781585425907
  • David Brooks: Why Geek Is Newly Chic, in: The New York Times (in: SZ, 2. Juni 2008, S. 2)
  • Max Goldt: Ein gutes und ein schlechtes neues Wort für Männer, in: Mind boggling – Evening Post, Zürich 1998: S. 84-90
  • Carl Sagan: Der Drache in meiner Garage oder die Kunst der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven, Droemer Knaur Verlag, München 1997: S. 448-449


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