Multiple Independently targetable Reentry Vehicle
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Multiple Independently targetable Reentry Vehicle (kurz MIRV) bezeichnet nukleare Mehrfachsprengköpfe für Interkontinentalraketen. MIRVs ermöglichen es, mit einer einzigen Trägerrakete mehrere Ziele gleichzeitig anzugreifen und Abwehrmaßnahmen durch das gleichzeitige Eindringen vieler Sprengköpfe zu erschweren. Die ersten ‚vermirvten‘ Raketen wurden Anfang der 1970er Jahre von den USA stationiert.
MIRV ist der Nachfolger des Multiple Reentry Vehicle (MRV), bei dem die Sprengköpfe nicht voneinander unabhängig lenkbar waren.
Die neueste Entwicklung heißt Maneuverable Reentry Vehicle (MARV). Jeder Sprengkopf ist manövrierfähig, also hängt seine Flugbahn nicht nur von den Gesetzen der Ballistik ab. Dadurch wird die Raketenabwehr weniger wirksam. Sie war für die MGM-31C Pershing II und UGM-113B Trident II D5 vorgesehen, wurde aber nur bei der Pershing umgesetzt.
Eine Interkontinentalrakete vom Typ UGM-113B Trident II D5 kann zwischen drei und sechzehn Atomsprengköpfe tragen, die sich nach dem Brennschluß von der Trägerrakete trennen und unabhängig auf einzelne Ziele gelenkt werden können. Gegenmaßnahmen werden dadurch wesentlich erschwert, da die große Zahl von anfliegenden Sprengköpfen jedes Verteidigungssystem überfordert. Auf Grund der MIRV-Technologie kann ein wirksames Raketenabwehrsystem gegen nukleare Angriffe kostspieliger werden als ein anderes Land mit Nuklearwaffen in Schach zu halten. Das von den USA 1996 und Russland 2000 ratifizierte START-II-Abkommen verbietet den Einsatz von landgestützten MIRVs. Die weitere Entwicklung ist jedoch unklar, da das START II-Abkommen vom SORT-Abkommen abgelöst wurde, in dem Mehrfachsprengköpfe nicht mehr verboten sind.
Das stärkste von den USA entwickelte MIRV-System war die LG-118A Peacekeeper, die bis zu zehn Sprengköpfe mit einer Sprengkraft von jeweils bis zu 300 kT TNT-Äquivalent tragen konnte. Die letzten dieser Systeme wurden im Jahre 2005 außer Dienst gestellt.
Das sowjetische Gegenstück ist die R-36M Voivode (SS-18 Satan) mit bis zu zehn Sprengköpfen von jeweils 550 kt. Sie erreicht aber mit 550 bis 250 m eine geringere Zielgenauigkeit als die Peacekeeper. Eine einzelne SS-18 kann eine Fläche von 60.000 km² mit Sprengköpfen abdecken. Dies entspricht nahezu der Fläche Bayerns. SS-18 Satan befinden sich noch immer im Arsenal der russischen Raketentruppen. Die letzten Systeme sollen 2010 deaktiviert und verschrottet werden. Diese sollen durch die neue RS-24 ersetzt werden.