Minenabwehrfahrzeug
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Minenabwehrfahrzeuge sind Kriegsschiffe, deren Hauptaufgabe die Beseitigung von Seeminen ist.
Dieser Artikel beschreibt die verschiedenen Fahrzeugtypen; die verschiedenen Verfahren zur Minenabwehr sind hier beschrieben.
Seeminen wurden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Kriegen verwandt, aber erst im Ersten Weltkrieg kamen sie in einem solchen Umfang zum Einsatz, dass spezielle Abwehrfahrzeuge entwickelt wurden. Im Laufe der Zeit entstanden verschiedene Grundtypen:
- Minensuchboote
- Minenräumboote
- Minenabwehrdrohnen
- Sperrbrecher
- Minenjagdboote
- Minentaucherboote
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[Bearbeiten] Minensuchboote
Minensuchboote waren die ersten speziell für die Minenabwehr gebauten Kriegsschiffe. Sie waren dafür ausgelegt, die anfangs ausschließlich eingesetzten Ankertauminen zu räumen. Deshalb haben sie einen geringen Tiefgang und gute Manövriereigenschaften. Während die ersten Boote aus Stahl gebaut waren, ging man später zu nicht-magnetischer Bauweise über, um die Gefährdung durch Magnetminen zu reduzieren. Dafür wurde zunächst Holz verwandt, später GFK oder nicht magnetisierbarer Stahl. Für ihren Einsatz im Küstenvorfeld waren Minensucher meist mit leichten Waffen ausgerüstet und konnten auch für Wachaufgaben eingesetzt werden. Die im Zweiten Weltkrieg im Bereich des Ärmelkanals eingesetzten deutschen Hochseeminensucher waren so stark bewaffnet, dass sie auch als Kanalzerstörer bezeichnet wurden.
Die Räumausrüstung kann aus verschiedenen nachgeschleppten Geräten bestehen, mit denen die Kabel der Ankertauminen geschnitten werden. Anfangs setzte man die Minensuchboote dafür im Gespann ein, um die Räumkabel zwischen den Booten durchs Wasser zu ziehen und einen breiten Kanal zu räumen. Später wurden Räumgeschirre eingeführt, die mittels Scherdrachen zur Seite ausscherten, so dass die Boote einzeln eingesetzt werden konnten. Diese Art der Minenräumung wird als mechanisches Räumen bezeichnet.
Gegen akustische und Magnetminen werden Schallsender und elektromagnetische Kabelschleifen oder so genannte Hohlstäbe, Magnetspulen in einem Bootsrumpf oder Schwimmkörper, nachgeschleppt, die das Magnetfeld größerer Schiffe simulieren und die Minen hinter dem Minensuchboot zur Detonation bringen sollen. Dieses Verfahren wird auch Simulationsräumen genannt. Druckfelder von Schiffen können nicht simuliert und deshalb nicht von Minensuchbooten bekämpft werden. Dabei ist das Minensuchboot dadurch gefährdet, dass es selbst das Minenfeld befahren muss. Neuere Minensuchboote sind deshalb mit einem Minenmeidesonar gegen Ankertauminen ausgerüstet, und einige Typen können angetriebene Hohlstäbe fernlenken (s.u.: Minenabwehrdrohnen), um sich selbst außerhalb des Minenfeldes aufhalten zu können.
[Bearbeiten] Minenräumboote
Minenräumboote sind kleine Minensuchboote für den Einsatz in Küstennähe und in Häfen. Anfangs wurden in diesem Bereich umgebaute Motorboote und -yachten eingesetzt. Sie verfügen meist nur über ein relativ kleines Räumgeschirr für den Einsatz in engen Fahrwassern. In den 1920er Jahren wurden von der Werft Abeking & Rasmussen (A&R) in Lemwerder erstmals Räumboote als eigenständiger Schiffstyp konstruiert. Die ersten Boote wurden in den Jahren 1929 - 1934 gebaut. Sie waren 60 t groß, in Kompositbauweise (Stahlspanten mit Holzbeplankung), hatten MWM- bzw. MAN-Dieselmotoren auf zwei Voith-Schneider-Propellern mit gesamt 714 PS.
Aus dem Typ Minenräumboot ist in der Bundesmarine der Typ "Schnelles Minensuchboot" entstanden, der anfangs in Nebenaufgabe auch zur Bekämpfung von U-Booten vorgesehen war.
[Bearbeiten] Minenabwehrdrohnen
Minenabwehrdrohnen sind ferngelenkte kleine Boote oder Unterwasserfahrzeuge, die auf verschiedene Weise zur Minenabwehr eingesetzt werden. Ferngelenkte Hohlstäbe enthalten eine starke elektrische Magnetspule, die das Magnetfeld eines Schiffes simuliert. Solche Boote können auch Geräuschbojen zur Simulation des Schallfeldes eines Schiffes mitführen. Weitere Entwicklungen erlauben auch den Einbau von Sonaranlagen, deren Bild auf das Lenkboot übertragen wird. Damit können Minen geortet und identifiziert werden.
Ferngelenkte Unterwasserfahrzeuge (Unterwasserdrohnen) können Minen mittels Sonar orten und sie mit Sprengladungen bekämpfen. Dabei legen sie entweder die Ladung bei der Mine ab oder sie tragen die Sprengladung in sich und gehen beim Einsatz verloren.
[Bearbeiten] Sperrbrecher
Sperrbrecher sind Schiffe, die beim Durchfahren eines Minenfeldes durch ihr eigenes Geräusch-, Magnet-, und Druckfeld Minen zur Detonation bringen und so ein Fahrwasser minenfrei räumen. Sie ergänzen Minensuchboote hinsichtlich der Bekämpfung von Druckminen. Sperrbrecher wurden erstmals im Ersten Weltkrieg und in größerer Zahl im Zweiten Weltkrieg und danach eingesetzt. Es handelte sich meist um umgebaute Frachtschiffe, deren Laderäume durch Fässer oder andere schwimmfähige Behälter gegen das Volllaufen gesichert waren. Ankertauminen wurden mit dem verstärkten Bug zur Detonation gebracht. Außerdem verfügten einige Sperrbrecher über Magnetwicklungen, die ihr Magnetfeld vergrößerten, mit dem Ziel, Minen möglichst schon bei der Annäherung zu zünden. In den achteren Frachträumen der im und nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetzten Sperrbrecher wurden zusätzliche Schiffs- oder Flugzeugmotore aufgestellt, die den erforderlichen Strombedarf zur Erzeugung des elektromagnetischen Kraftfeldes des Schiffes lieferten (bei dem abgelichteten Sperrbrecher 131 "Schwan" waren es insgesamt 12 Junkers-Flugmotore).
Explosionen neben dem Schiff oder im Hinterschiffsbereich in Höhe der Maschinenräume sollten vermieden werden. Wie auf einigen anderen Minenabwehrfahrzeugen auch, wurde die Besatzung durch Holz- oder Pappunterlagen auf den Decks gegen die Detonationsstöße geschützt. Gleichwohl blieb der Dienst auf Sperrbrechern gefährlich, weil Schiff und Besatzung der Minenwirkung ausgesetzt waren.
Gleichwohl waren die Schiffe sehr widerstandsfähig. So brach 1946 infolge einer Grundminen-Zündung das Vorschiff des vom Deutschen Minenräumdienst eingesetzten Sperrbrechers 11 "Belgrano" in Höhe der vorderen Brückenkante ab. Beide Schiffsteile blieben schwimmfähig. Sperrbrecher 11 lief mit eigener Kraft und dem mitgeschleppten Vorschiff in die Elbmündung zurück.[1]
Bereits im Ersten Weltkrieg wurden einige Sperrbrecher mit Bordflugzeugen ausgestattet, die die Aufgabe hatten, Minen aus der Luft zu entdecken und Minenabwehroperationen als Aufklärer zu unterstützen.
[Bearbeiten] Minenjagdboote
Minenjagdboote suchen mit einem hochfrequenten Sonar den Meeresgrund nach Minen ab. Die dabei festgestellten Kontakte werden mit einer Unterwasserdrohne oder durch Minentaucher identifiziert und gegebenenfalls mit Minenvernichtungsladungen bekämpft. Auf diese Art können auch Minen bekämpft werden, die von Minensuchbooten nicht geräumt werden können. Sie können jedoch keine im Grund verborgenen Minen orten, die jedoch wiederum durch das Simulationsräumen der Minensuchboote bekämpft werden können. Minenjagdboote, wie die dänischen StanFlex 300 (Flyvefisken-Klasse) verfügen über sogenannte Side-Scan-Sonare mit denen sie auch Kontakte in Schlamm- und Sandschichten orten können.
[Bearbeiten] Minentaucherboote
Minentaucherboote sind Einsatzfahrzeuge für Minentaucher, die in engen Gewässern wie zum Beispiel Häfen und Einfahrten eingesetzt werden. Minentaucherboote verfügen über für den Tauchereinsatz notwendigen Einrichtungen wie Kompressoren, Druckkammer und Ruheräume.
[Bearbeiten] Verweise
[Bearbeiten] Interne Links
- Minenabwehrfahrzeuge der Deutschen Marine
- Liste der Minenabwehreinheiten der United States Navy
- Deutsche Minenräumboote
- Deutscher Minenräumdienst
[Bearbeiten] Weblinks
-
Commons: Minesweepers – Bilder, Videos und Audiodateien
- Die Sperrbrecher-Flottillen im Zweiten Weltkrieg
[Bearbeiten] Literatur
- Peter Arndt: Deutsche Sperrbrecher 1914-1945, Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-76376-257-4
- Friedrich Ruge: Im Küstenvorfeld, 2. verbesserte Auflage, München 1977, ISBN 3-7637-5160-2
- Köhlers Flottenkalender 1960/61.
- Die Schiffe der deutschen Kriegsmarine und Luftwaffe, Erich Gröner, Lehmanns Verlag, München 1954
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Bericht der „Hamburger Zeitung“: "Sperrbrecher 11 sank wieder nicht"