Meisterwerk
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Meisterwerk bezeichnet ursprünglich ein zur Erlangung eines Meistertitels angefertigtes Beispielstück, das qualitativ besonders hervorragt. Im Handwerk, und nur dort, wird es auch Meisterstück genannt, während der Begriff Meisterwerk allgemeinere, einzelwerkübergreifende Bedeutung bekommen hat.
Von der ursprünglichen Bedeutung abgelöst hat sich der Begriff im Bereich der Künste, wo es nach moderner Auffassung nicht mehr um die sachgerechte Anwendung überkommener Formregeln geht, sondern im Gegenteil um die Verstörung des Betrachters, die ihn auf ungewohnte Denkpfade bringen soll.
Das Verständnis des Begriffs ist eng mit der Entwicklung der bildenden Kunst, der Architektur, Literatur und Musik verbunden und auch durch den Kulturkreis bestimmt.
[Bearbeiten] Meisterwerke in der Literatur
[Bearbeiten] Theorie
Anthony Burgess schrieb:
- „Unsere literarischen Maßstäbe [haben] mehr mit augustinischem Puritanismus zu tun [...] als mit der unschuldigen Lust an einer fabelhaft gut erzählten Geschichte. Wenn ein Buch mühsam zu lesen ist, dann muß es wohl gut sein. Wenn es einen vielschichtigen moralischen Konflikt zur Darstellung bringt - noch besser! Und wenn es gar eine Vielfalt von sous-textes und eine ganze Batterie von Symbolen aufzuweisen hat, dann ist es ein Meisterwerk, Rohmaterial für Dissertationen und der Stoff, aus dem Lehrstühle gemacht sind. Ein bloßer Unterhalter zu sein, genügt nicht. Und dabei ist es so unendlich viel schwieriger zu unterhalten als zu belehren.“
Diese ursprünglich als Kritik gemeinte Darstellung spiegelt nachvollziehbar die tatsächliche Spaltung zwischen ernst zu nehmender und populärer Literatur wider. So ist ein populärer Autor nicht unbedingt nach "gängigem Verständnis" ein ernst zu nehmender, im Gegenteil. Dafür gilt ein James Joyce, der sich mit kryptischen Werken wie Finnegans Wake nicht unbedingt eine große Leserschar erobert hat, als einer der Autoren des 20. Jahrhunderts, gerade weil sich sein Werk einem breiten Leserkreis nicht auf Anhieb erschließt.
Problematisch wird es dagegen bei populären Autoren wie Rudyard Kipling oder Arthur Conan Doyle, die die Weltkultur maßgeblich beeinflussten, und denen große literarische Fähigkeiten nicht abzusprechen sind: Auch sie werden nicht unbedingt ernst genommen.
Siehe auch: Alte Meister, 1000 Meisterwerke, Meisterwerk (Buch)- Titel eines Romans.