Margret Boveri
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Margret Antonie Boveri (* 14. August 1900 in Würzburg; † 6. Juli 1975 in Berlin) war eine deutsche Journalistin. Ihr Leben war durch zahlreiche historische Brüche gekennzeichnet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges setzte sie sich vor allem für die Wiedervereinigung Deutschlands ein. Zu ihrem Freundes- und Bekanntenkreis zählten so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Wilhelm Conrad Röntgen, Theodor Heuss, Ernst von Weizsäcker, Freya von Moltke, Ernst Jünger, Carl Schmitt, Gottfried Benn und Uwe Johnson.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Margret Boveri wurde als Tochter des deutschen Biologen Theodor Boveri und der amerikanischen Biologin Marcella Boveri, geb. O'Grady, in Würzburg geboren. Sie studierte Geschichte und Politikwissenschaft in Würzburg, München und Berlin und promovierte 1933 über das Thema „Sir Edward Grey und das Foreign Office“. Ab 1934 arbeitete sie als Journalistin in der außenpolitischen Redaktion des Berliner Tageblatts. Sie gehörte einer illegalen Widerstandsgruppe an, gemeinsam mit Wolfgang Hanstein, Sekretär des Deutsch-Französischen Studienkomitees; Hugo Richarz von der Preußischen Hauptlandwirtschaftskammer; Wolfgang Krüger von der Reichswirtschaftskammer; Alfred Sohn-Rethel, Assistent von Dr. Max Hahn im MWT (Mitteleuropäischer Wirtschaftstag) und Mitglied der Redaktionskonferenz der Deutschen Führerbriefe. Sie hielt auch Kontakt zu dem Diplomaten und Widerstandskämpfer Adam von Trott zu Solz.
Von 1939 bis zum Verbot der Zeitung 1943 war sie Auslandskorrespondentin der Frankfurter Zeitung (FZ) in Stockholm und New York. Auf eigenen Wunsch kehrte sie – mitten im Zweiten Weltkrieg, nachdem man sie nach Kriegseintritt der USA zeitweise in New York interniert hatte – im Mai 1942 nach Europa (Lissabon) zurück, wo sie ihre Tätigkeit für die FZ sofort wieder aufnahm. Sie veröffentlichte in der FZ auch antisemitische Beiträge, etwa: "Landschaft mit doppeltem Boden. Einfluss und Tarnung des amerikanischen Judentums" (FZ, Nr. 268 und 269, Mai 1943). Die Schärfe der Beiträge sei auf redaktionelle Eingriffe zurückzuführen, erklärte sie nach dem Krieg.[1] Am 20. Juli 1941 wurde sie mit der Kriegsverdienstmedaille ausgzeichnet. [2] Nach dem Verbot der FZ kehrte sie nach Berlin zurück, wo ihre Wohnung durch einen Bombenangriff schwer beschädigt wurde. Boveri nahm sodann eine Tätigkeit als Verfasserin von Berichten in der deutschen Botschaft in Madrid auf, von der sie im März 1944 wieder nach Berlin zurückkehrte, wo sie als freie Mitarbeiterin der Zeitschrift Das Reich bis Kriegsende tätig blieb. Bis zu ihrem Tode lebte sie als freie Journalistin in Berlin.
1968 wurde Boveri mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet.
[Bearbeiten] Werke
- Das Weltgeschehen am Mittelmeer, Zürich 1936
- Vom Minarett zum Bohrturm. Eine politische Biographie Vorderasiens, Zürich und Leipzig 1939
- Ein Auto, Wüsten, blaue Perlen. Bericht über eine Reise durch Vorderasien, Leipzig 1939
- neu: Wüsten, Minarette und Moscheen. Im Auto durch den alten Orient. Vorwort von Peter Scholl-Latour Berlin, wjs 2005, 206 S. m. Fotos, ISBN 3-937989-06-4
- Amerika-Fibel für erwachsene Deutsche, Berlin 1946 (neu: Kommentiert von Theodor Heuss und eingeleitet von Heike B. Görtemaker, Berlin (Landt) 2006, 268 S., 16 Fotos, ISBN 3-938844-03-5
- 16 Fenster und 8 Türen, Berlin 1953
- Der Verrat im XX. Jahrhundert, 4 Bde., Hamburg 1956–1960
- Wir lügen alle. Eine Hauptstadtzeitung unter Hitler, Olten und Freiburg im Breisgau 1965
- Tage des Überlebens. Berlin 1945, München 1968, Neuausgaben: Eichborn 1996, als Band 136 der Anderen Bibliothek sowie (mit Vorwort von Egon Bahr) Berlin: wjs 2004, 327 S., ISBN 3-937989-01-3
- Erinnerte Mutmaßungen, in: Neue Deutsche Hefte 16, 205–208, 1969
- Die Deutschen und der Status Quo, München 1974
- Verzweigungen. Eine Autobiographie, hrsg. von Uwe Johnson, München 1977
neu: Frankfurt am Main, Suhrkamp 1996, 438 S., ISBN 3-518-39076-7
[Bearbeiten] Literatur
- Belke, Ingrid: Auswandern oder bleiben? Die Publizistin Margret Boveri (1900 - 1975) im Dritten Reich. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 53 (2005), S. 118–137.
- Görtemaker, Heike B.: Ein deutsches Leben. Die Geschichte der Margret Boveri, München, C.H. Beck 2005, 416 S. 18 Abb., ISBN 3-40652-873-2
- Rezension, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. Februar 2005, S. 39 und weitere - Dambitsch, David: Eine Dame von Welt - Die politische Journalistin Margret Boveri (1900 - 1975), München, AirPlay-Entertainment 2005, CD mit Booklet, 20 Seiten und Abb., ISBN 3-935168-43-8
- Breslau, Ralf [Hrsg.]: „Ich möchte schreiben und schreiben“ Margret Boveri - eine deutsche Journalistin. Ausstellungskatalog, Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz. Wiesbaden, Reichert 2002, 64 S., Ill., ISBN 3933641411, ISBN 9783933641410
- Dettelbacher, Werner: Frau Dr. Margret A. Boveri zum 100. Geburtstag am 14. August 2000. Eine Handreichung zur Ausstellung „Frau Boveri wußte zu viel“ in der Universitätsbibliothek Würzburg vom 5. bis 31. August 2000, 16 S.
- Fein, Elke: Die Diskussion um Widerstand und Verrat nach dem Zweiten Weltkrieg, unter anderem am Beispiel der Untersuchung von Margret Boveri zum „Verrat im 20. Jahrhundert“. Freie Universität Berlin, 1995
- Gillessen, Günther: Auf verlorenem Posten. Die Frankfurter Zeitung im Dritten Reich. Berlin 1986
- Niester, Klaus: Margret Boveri. Überlebensstrategien einer Publizistin im Dritten Reich. Münster (Westfalen), Univ., Magisterarbeit, 1987, 162 S.
- Christian Tilitzki: Margret Boveri und Carl Schmitt. - ein lockerer Briefkontakt, in: Schmittiana, Band VII, Berlin 2001
- Ernst Klee: „Margret Boveri“ Eintrag in ders.: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5
Von der konservativen „Margret Boveri Stiftung für Demokratieforschung“ in Würzburg wurde ein „Margret Boveri-Preis für wissenschaftliche Publizistik“ verliehen (u. a. an Elisabeth Noelle-Neumann 1997).
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Gillessen, Günther: Auf verlorenem Posten. Die Frankfurter Zeitung im Dritten Reich. Berlin 1986, S. 479 f.
- ↑ Klee 2007, Seite 71
[Bearbeiten] Weblinks
- „Wir lügen alle“, Süddeutsche Zeitung vom 26. Mai 2003, Portrait
- Klappentext zu Boveris Tage des Überlebens in Perlentaucher
- „Eine starke Liebe zu Deutschland“, Die Zeit Nr. 12 vom 17. März 2005, Rezension zu Ein deutsches Leben
„In der Biografie von Heike Görtemaker ist nichts ausgelassen aus dem Leben dieser Journalistin.“ Das ist eine falsche Behauptung, ihre konspirative Tätigkeit beim „Deutsch-Französischen Studienkomitee“ wurde von Görtemaker völlig außer Acht gelassen. Näheres in Erinnerte Mutmaßungen (1969). - „Boveri-Schlösschen“ in Höfen, Gemeinde Stegaurach
- „Eine kategorische Patriotin. Der Lebensweg der Journalistin Margret Boveri“, Die Berliner Literaturkritik vom 6. September 2006
- Literatur von und über Margret Boveri im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
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NAME | Boveri, Margret |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Journalistin |
GEBURTSDATUM | 14. August 1900 |
GEBURTSORT | Würzburg |
STERBEDATUM | 6. Juli 1975 |
STERBEORT | Berlin |