Linux Professional Institute
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Das Linux Professional Institute (LPI) gilt als weltweit führendes professionelles Zertifizierungsprogramm der Linux-Gemeinschaft. Das LPI entwickelt professionelle Zertifizierungen für das Betriebssystem GNU/Linux, unabhängig von Software- oder Schulungsanbietern (also weitgehend distributionsunabhängig). Bisher wird ein Zertifizierungsprogramm, Linux Professional Institute Certification (kurz LPIC), angeboten, das sich an Systemadministratoren richtet; über weitere Zertifizierungsprogramme, etwa für Anwender oder Entwickler, wird nachgedacht.
Das mehrstufige Prüfungsprogramm des LPI wird weltweit durch Prüfungszentren von Pearson VUE und Prometric angeboten. Bei den Prüfungen handelt es sich größten Teils um Multiple-Choice-Fragen mit einer oder mehreren richtigen Antworten und um "fit best"-Fragen, bei denen man die richtigen Antworten eintippen muss. Es werden aber auch textuelle Antworten erwartet. Die Prüfungen für Level 1 und 2 kann man in den Sprachen Englisch, Japanisch und seit kurzem auch in Deutsch durchführen. Eine Prüfung zum Level 3 ist in Vorbereitung. Zur Vorbereitung auf die Prüfungen werden keine konkreten Angaben gemacht, sondern nur Prüfungsziele genannt und deren Inhalte kurz zusammengefasst. Es gibt keine Pflichtkurse oder vorgeschriebene Literatur, allerdings zertifiziert das LPI im Sinne einer Qualitätssicherung im Rahmen des "LATM"-Programms (LPI Approved Training Materials) Lernmaterial auf Vollständigkeit und didaktischen Sinn. Damit ist aber keine Empfehlung verbunden. Viele Kandidaten nutzen zur Vorbereitung LATM-Unterlagen oder im Buchhandel erhältliche Bücher, kostenlos oder frei verfügbares Studienmaterial aus dem Internet, und andere nur die klassischen Linux-Howtos und -Manuals. Das LPI hat weltweit seit dem Start im Jahr 2000 mehr als 35.000 Level-1- und Level-2-Zertifizierungsprüfungen ausgeliefert.
LPIC-Zertifikate sind prinzipiell unbegrenzt gültig; allerdings legt das LPI Zertifikatsinhabern "dringend nahe", sich spätestens alle 5 Jahre zu "rezertifizieren" (und unterfüttert das damit, den Status von existierenden Zertifikaten 5 Jahre nach dem Erwerb auf inaktiv zu setzen). Ursprünglich sollte gar keine Rezertifizierung verlangt werden; der Sinneswandel des LPI beruhte darauf, dass es eine Akkreditierung bei der National Organization for Competency Assurance (NOCA), einer Qualitätssicherungs-Organisation für Zertifikatsanbieter, erreichen wollte. Zu den Voraussetzungen einer solchen Akkreditierung gehört ein Rezertifizierungs-Mechanismus. Für eine Weile galt eine Rezertifizierungsfrist von 10 Jahren. Eine Rezertifizierung erreicht man entweder durch das erneute Ablegen der für das Zertifikat ursprünglich erforderlichen Prüfungen oder durch das Ablegen eines höherwertigen LPIC-Zertifikats, in welchem Fall die 5 Jahre auch für die niedrigeren Zertifikate neu gestartet werden (Über eine spezielle geraffte "Rezertifizierungs-Prüfung" wurde beim LPI nachgedacht, aber aktuell ist das kein Thema mehr). Das heißt konkret, jemand, der am 2. September 2004 die Prüfung LPI101 abgelegt hat und am 1. März 2005 LPI102, bekommt ein LPIC-1-Zertifikat, das bis zum 1. März 2010 rezertifiziert werden sollte. Dazu kann er entweder die LPI101- und -102-Prüfungen neu ablegen oder aber LPIC-2 in Angriff nehmen; bekommt er etwa am 1. April 2008 ein LPIC-2-Zertifikat ausgestellt, dann bleiben sowohl sein LPIC-1- als auch sein LPIC-2-Zertifikat bis zum 31. März 2013 aktiv. Das LPI verspricht, die Prüfungsziele der einzelnen Prüfungen in einem Zweijahres-Turnus zu überarbeiten, und empfiehlt eine Rezertifizierung im selben Abstand.
Die größten Sponsoren des LPI sind IBM, Bradford Learning, Linux Magazine, Linuxcare, Maxspeed, SGI, Turbolinux, Novell, Hewlett-Packard, Linux Journal und Wave Technologies.
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[Bearbeiten] Ablauf der Prüfung
Die Reihenfolge der beiden Prüfungen (x01 und x02, siehe unten) ist beliebig. Die Prüfungen werden an einem PC in einem - entweder von einer Person oder einer Kamera - überwachten Raum vorgenommen. Es gibt eine kleine Anzahl vorgekochter Fragenkataloge, die jeweils aus einem großen Vorrat von Fragen geschickt so ausgewählt wurden, dass gewisse psychometrische Bedingungen erfüllt sind (sie werden auch hin und wieder neu zusammengestellt, um den Veröffentlichern von Gedächtnisprotokollen das Leben schwerer zu machen). Als Prüfling bekommt man einen dieser Fragenkataloge vorgelegt, wobei die Fragen auch zufällig durcheinandergewürfelt sein können. Man kann Fragen überspringen und innerhalb der Zeitspanne jederzeit die Antworten korrigieren. Das Ergebnis (Punktezahl und Status bestanden/nicht bestanden) wird sofort nach Beendigung der Prüfung am Bildschirm angezeigt. Vom Prüfungszentrum erhält man einen Ausdruck eines Prüfungszeugnisses mit dem Ergebnis und dem Abschneiden in den jeweiligen Themenbereichen.
Alternativ dazu werden auf Messen und anderen Veranstaltungen Prüfungen angeboten, die auf Papier stattfinden. Hier bekommt man einen ausgedruckten Fragenkatalog und einen Antwortbogen, auf dem man die mutmaßlich richtigen Antworten kenntlich macht. Diese Antwortbögen werden vom LPI zentral ausgewertet, und man wird dann normalerweise einige Wochen später über den Erfolg der Prüfung benachrichtigt.
Erst bei Erreichen der Mindestpunktzahl beider Prüfungen bekommt man das Zertifikat (inkl. einer kreditkartengroßen Zertifikats-Karte) aus Brampton, Ontario, Kanada (wo sich der Hauptsitz des LPI befindet) zugeschickt.
Fällt man durch, kann man die Prüfung nach frühestens einer Woche wiederholen (und bekommt dann einen anderen Fragenkatalog vorgelegt). Fällt man zum zweiten Mal durch, muss man vor dem nächsten Versuch mindestens 90 Tage warten. Das gilt auch für alle weiteren Versuche.
[Bearbeiten] Zertifikat LPIC-1 ("Junior Level Administration")
Um dieses Zertifikat zu erhalten, müssen die Prüfungen 101 und 102 bestanden werden, die mittlerweile in diversen Sprachen (auch Deutsch) zur Verfügung stehen. Früher konnte man zwischen zwei Varianten der Prüfung 101 wählen, die entweder Fragen zum Paketmanagement mit rpm (Red Hat, SUSE, Mandriva, ...) oder aber mit dpkg (Debian, Ubuntu, Xandros, ...) enthielten. Seit 2006 ist das aber nicht mehr möglich; es werden beide Bereiche geprüft. Für jede der Prüfungen stehen 90 Minuten Zeit zur Verfügung.
[Bearbeiten] Prüfung 101
Anzahl der Fragen: 70
Mindestpunktzahl: 500 (von insgesamt 800)
Themen:
- Hardware
- Installation & Paketmanagementsysteme
- Konsolenbefehle
- Dateisysteme, Devices
- X Window System
[Bearbeiten] Prüfung 102
Anzahl der Fragen: 72
Mindestpunktzahl: 500 (von insgesamt 800)
Themen:
- Kernel
- Booten, Initialisierung, Shutdown, Runlevels
- Dokumentation
- Shell, Skripting, Programmieren, Kompilieren
- Administration von unixartigen Systemen
- Netzwerkgrundlagen
- Netzwerkdienste
- Computersicherheit, Betriebssystemsicherheit, Netzwerksicherheit
[Bearbeiten] Zertifikat LPIC-2 ("Intermediate Level Administration")
Um dieses Zertifikat zu erhalten, müssen die Prüfungen 201 und 202 bestanden werden. Diese Prüfungen gibt es auf Englisch, Japanisch und seit dem 3. Mai 2006 auch in Deutsch. Man hat für die Prüfungen jeweils 90 Minuten Zeit (120 Minuten, wenn in der Prüfung „Pilotfragen“ vorkommen, die LPI-intern noch keine Punktbewertung haben; solche Fragen zählen für das Prüfungsergebnis nicht mit, sondern werden gestellt, damit man sich ein Bild davon machen kann, wie schwierig sie sind).
Prinzipiell ist es möglich, Prüfungen auf LPIC-2-Niveau abzulegen, bevor man das LPIC-1-Zertifikat erworben hat. Allerdings bekommt man das LPIC-2-Zertifikat selbst erst, wenn man über ein aktives LPIC-1-Zertifikat verfügt.
[Bearbeiten] Prüfung 201
Anzahl der Fragen: ca. 65 (90 mit Pilotfragen)
Mindestpunktzahl: 500 (von insgesamt 900)
Themen:
- Kernel
- Systemstart
- Dateisystem
- Hardware
- Datei- und Dienstefreigaben
- Systemverwaltung
- Skriptsprachen und Automatisierung
- Problemlösungen, Fehlersuche
[Bearbeiten] Prüfung 202
Anzahl der Fragen: ca. 65 (90 mit Pilotfragen)
Mindestpunktzahl: 500 (von insgesamt 900)
Themen:
- Netzwerkkonfiguration
- Mail & News
- DNS
- Webdienste
- Verwaltung von Netzwerk-Clients
- Systemsicherheit
- Fehlerbehebung in Netzwerken
[Bearbeiten] Prüfungskosten
Jede Prüfung kostet 130 €. Hinzu kommt noch die Umsatzsteuer und somit Gesamtkosten von 154.70 €. Manche Prüfungszentren erheben noch zusätzliche Anmeldungsgebühren von ca. 25 €. Auf speziellen Veranstaltungen, wie etwa dem LinuxTag, kann die Prüfung als "Papierprüfung" zu einem erheblich günstigeren Preis abgelegt werden (in der Regel 60 €).
[Bearbeiten] Literatur
- Harald Maaßen: LPIC-1 Vorbereitung auf die Prüfungen 101 und 102, mit Prüfungssimulator von André Herrmann, Galileo Computing, April 2008, ISBN 3-89842-845-1
- Peer Heinlein: LPIC-1 : Vorbereitung auf die Prüfung des Linux Professional Institute, 2., überabeitete Auflage (mit den neuen Objectives von 2006), Open Source Press: München 2006, ISBN 3-937514-21-X
- Anke Börnig: LPIC-2, Open Source Press, Juli 2006, ISBN 3-937514-20-1
- Anselm Lingnau, Thomas Erker, Tobias Elsner, Michael Küpper (Linup Front GmbH): Trainingsbuch LPI-Level 1, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage. mitp-Verlag, September 2006, ISBN 3-8266-1682-0. Leseproben
- Pritchard, Steven u.a.: LPI Linux Certification in a Nutshell. O'Reilly Media, 4. August 2006, ISBN 0-596-00528-8 (englisch; umfasst LPIC1 und LPIC2)
- Ross Brunson: Exam Cram 2: LPIC 1, Que, September 2004, ISBN 0-7897-3127-4 (englisch; gegenüber der aktuellen Prüfung veraltet)
- Angie & Jason Nash: LPIC 1 Certification Bible. John Wiley & Sons, 1. Juli 2001, ISBN 0-7645-4772-0 (englisch; gegenüber der aktuellen Prüfung veraltet)