Irrealis
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Irrealis ist ein Begriff aus der Grammatik, der ein Konditionalgefüge (Bedingungsgefüge) als unerfüllbar beschreibt, weil es entweder der Sprecher oder Schreiber nicht für wirklich hält (Irrealis der Gegenwart) oder das Ereignis in der Vergangenheit liegt und dementsprechend nicht mehr erfüllt werden kann (Irrealis der Vergangenheit).
Im Deutschen drückt man den Irrealis der Gegenwart mit dem Konjunktiv II (Conjunctivus Praeteriti) aus und den der Vergangenheit mit dem Konjunktiv II des Perfekts (Conjunctivus Plusquamperfecti). Beispiele:
- Wenn ich reich wäre, böten sich mir mehr Möglichkeiten. (Irrealis der Gegenwart)
- Wenn ich zur Stelle gewesen wäre, hätte ich sie retten können. (Irrealis der Vergangenheit)
Irrealis der Gegenwart und Vergangenheit können sich im bedingenden (Protasis) und im bedingten Satz (Apodosis) durchaus abwechseln:
- Wenn ich gelernt hätte (Irrealis der Vergangenheit), säße ich nun nicht ahnungslos herum. (Irrealis der Gegenwart)
Ein scheinbar einzeln stehender Konditionalsatz kann ein wünschender Ausruf sein:
- Oh, wenn meine Freundin doch hier wäre! (Irrealis der Gegenwart)
In anderen Sprachen drückt man den Irrealis manchmal ähnlich wie im Deutschen aus, so zum Beispiel im Lateinischen. Das Englische weicht (nach dem Muster der romanischen Sprachen) im bedingten Satz auf den "conditional I" (would + Infinitiv) und "conditional II" (would have + past participle) aus (entsprechende Umschreibung mit dem Konjunktiv von werden ist auch im Deutschen häufig, heute auch im bedingenden Satz).