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Herkulesbahn – Wikipedia

Herkulesbahn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Triebwagen an der Endstation am Brasselsberg, 1962
Triebwagen an der Endstation am Brasselsberg, 1962

Die Herkulesbahn war eine nebenbahnähnliche Kleinbahn im Kasseler Habichtswald (Nordhessen, Deutschland). Sie transportierte von 1902 bis 1966 Güter und Personen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

Die Güter- sowie Personentriebwagen der Herkulesbahn, die als Meterspurbahn errichtet wurde, verkehrten unter anderem zwischen dem Kasseler Stadtgebiet und den Hochlagen des Habichtswalds.

Die Personenwagen fuhren vom Kirchweg im Stadtteil Wehlheiden über die Kohlenstraße und die damals noch sehr schmale, gepflasterte und auch heute noch steile Druseltalstraße hinauf zum Habichtswald. Innerhalb des Waldgebiets fuhren sie insbesondere durch das waldreiche Tal der Drusel über den zu Bad Wilhelmshöhe gehörenden Ortsbezirk Neuholland und von dort entlang der Hüttenbergstraße hinauf zum Herkules. Oberhalb dieser Straße ist der ehemalige Verlauf der Gleise noch anhand eines zumeist gerade verlaufenden Spazier- und Wanderwegs gut zu erkennen. Die Bergstation befand sich etwa 300 m westlich des Riesenschlosses am untersten der drei heutigen Parkplätze. Von dort konnten die Fahrgäste leicht zum Bergpark Wilhelmshöhe und zu den dortigen Wasserspielen gelangen.

Auf einem Seitenabstecher fuhren Personentriebwagen vom an der Druseltalstraße stehenden Luisenhaus entlang des Habichtswalds bzw. der Bergstraße (heute Konrad-Adenauer-Straße) bis zur Endstation unterhalb des Brasselsbergs im Stadtteil Brasselsberg.

Innerhalb des Habichtswalds verkehrten auf weiteren Seitenabstechern auch Gütertriebwagen, die das Abbaumaterial aus den hiesigen Zechen (z. B. Zeche Herkules und Zeche Roter Stollen) in Richtung Kassel abtransportierten. Die größte Steigung betrug 1:12,5.

[Bearbeiten] Geschichte

Gebäude der Bergstation am Herkules um 1910
Gebäude der Bergstation am Herkules um 1910

Im Habichtswald wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch an vielen Stellen Braunkohle abgebaut. Der Transport der Kohle, aber auch der Steine aus den vielen Steinbrüchen, war nur unter großen Mühen mit Pferdefuhrwerken möglich. Nachdem 1898 die Zeche Alte Drusel stark erweitert wurde, sollte eine Drahtseilbahn die Kohle zum Bahnhof Wilhelmshöhe bringen. Der Kasseler Industrielle Gustav Henkel regte unter eigener Regie den Bau einer elektrischen Bahn an, die von seinem eigenen Elektrizitätswerk gespeist wurde. Mit seinem Plan erhoffte er sich eine bessere Auslastung seines Kraftwerks, mehr Besucher für sein Palmenbad (Kassels erstes Hallenbad) und eine günstigere Verkehrsanbindung für die Villenkolonie Mulang, in der er auch selber wohnte.

Seit dem 7. November 1902 transportierte die Herkulesbahn mit eigens konstruierten Güterwagen Braunkohle aus dem Druseltal zum Bahnhof Wilhelmshöhe in der Kohlenstraße und über einen kleinen Abstecher zum Kesselhaus des Henkelschen E-Werks und des Palmenbades. Ab 1905 wurden Basalt transportiert. Der Personentransport konnte am 27. April 1903 vom Palmenbad zum Herkules aufgenommen werden. Hierfür standen Anfangs drei Personenwagen zur Verfügung. Am Palmenbad bestand Anschluss zur städtischen Straßenbahn. Kurz nach der Eröffnung, im Dezember 1905, wurde die Herkulesbahn in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. In den Jahren 1912 bis 1915 beförderte die Herkulesbahn etwa 550.000 Personen, die höchste Beförderungsleistung an einem Tag war am 3. August 1913 mit 10.621 Fahrgästen. Bereits 1927 übernahm die Große Kasseler Straßenbahn die Aktienmehrheit der Herkulesbahn, die Zeit der Konkurrenz war vorüber. Erst im Jahre 1960 wurden beide Betriebe verschmolzen. Nachdem der Bergbau im Habichtswald nach dem Zweiten Weltkrieg drastisch zurückgegangen war, wurde der Güterverkehr unrentabel und im Juli 1961 eingestellt; bis dahin wurden täglich bis zu 500 Tonnen Ladung transportiert. In der Zeit von 1920 bis 1924 verkehrten die Kohlenzüge sogar 24 Stunden am Tag. 1962 wurde im Aufsichtsrat der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG) beschlossen, die Herkulesbahn auf Normalspur umzuspuren und sie mit dem normalspurigen Netz der Straßenbahn an der Endhaltstelle Druseltal zu verbinden. Im oberen Teil der Strecke zur Endhaltestelle Herkules wurden auch schon entsprechende Schwellen eingebaut. 1963 wurden Überlegungen der Bundeswehr bekannt, den Standortübungsplatz von der Dönche nach Ehlen zu verlegen und die Druseltalstraße als für Panzer geeignete Straße auszubauen. Nach Berechnungen der KVG war dann der Busbetrieb günstiger als die Umspurung und es wurde dem Magistrat der Stadt Kassel empfohlen, den Betrieb der Herkulesbahn mit dem Beginn des Ausbaus der Druseltalstraße einzustellen.

Seit 2002 setzt sich der Förderverein „Neue Herkulesbahn Kassel e.V.“ für eine Verlängerung der bestehenden Straßenbahnlinie zum Druseltal bis zum Herkules ein. Die Schienenführung soll weitestgehend der der Herkulesbahn entsprechen. Man verspricht sich dadurch vor allem eine bessere und zugleich schonendere touristische Erschließung des Bergparks Wilhelmshöhe.

[Bearbeiten] Streckennetz

Streckennetz der Herkulesbahn
Streckennetz der Herkulesbahn

Zu Beginn hatte das Netz der Herkulesbahn eine Ausdehnung von 6,5 Kilometern (4,6 km Güter; 4,42 km Personen) Länge. Bereits 1906 wurde eine 1,4 km lange Verlängerung der Strecke bis zum Kirchweg an der Wilhelmshöher Allee geplant. Da aber die Stadt Kassel hierfür die Genehmigung erteilen musste und eine Konkurrenz für den stadteigenen Straßenbahnbetrieb befürchtete, verzögerte sich die Eröffnung bis zum Jahre 1909. 1911 konnte das Angebot für den Personenverkehr durch die Eröffnung der 1,5 km langen Strecke zur Gartenstadt Brasselsberg abermals erweitert werden. Es war geplant und schon von allen Instanzen genehmigt, die Strecke von der Kohlenstraße bis an die Karlsaue zu führen, doch mit Kriegsausbruch wurden die Pläne nicht weiter ausgeführt. Durch den erhöhten Rohstoffbedarf im Ersten Weltkrieg werden weitere Zechen an das Netz der Herkulesbahn angeschlossen. Ein kleiner Abzweig zur Zeche Herkules wurde im Jahre 1916 fertig gestellt, 1918 erfolgte die Eröffnung der Strecke zum Hohen Gras mit der Zeche Roter Stollen. Diese von Neuholland abzweigende Streckenverlängerung betrug etwa 2,25 km und wurde hauptsächlich von Kriegsgefangenen gebaut. Seit 1925 wurden auch Personen zum Hohen Gras gefahren. Nach der Eröffnung dieser Teilstrecke erreichte das Netz 1920 seine größte Ausdehnung mit 11,24 km. Mehrere Faktoren führten 1927 zur Einstellung des Personenbetriebs auf der Strecke zum Palmenbad. Zum einen wurde bereits 1918 das Elektrizitätswerk sowie das Palmenbad stillgelegt, zum anderen expandierte die Große Kasseler Straßenbahn und ein neuer Anknüpfungspunkt der Netze im Druseltal war vorhanden. Die Strecke wurde auf Normalspur umgebaut und diente seither als Verbindung vom Depot der Herkulesbahn zur Hauptwerkstatt im Betriebshof Wilhelmshöhe der Großen Kasseler Straßenbahn. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Zechen Herkules und Roter Stollen stillgelegt und 1940 auch die entsprechenden Streckenabschnitte. In den frühen 1950er Jahren gab es Pläne, die Strecke vom Brasselsberg bis in die Nachbargemeinde Elgershausen zu verlängern sowie das gesamte Netz auf Normalspur umzuspuren und mit dem Netz der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft zu verschmelzen. Beide Pläne scheiterten.

Nachdem bereits am 1. Dezember 1965 die Verbindung vom Luisenhaus zum Brasselsberg auf Omnibusbetrieb umgestellt wurde, fuhr am 11. April 1966 kurz nach 23 Uhr letztmals ein Triebwagen vom Herkules talabwärts. Seit dem 12. April 1966 wurde auch der Herkules mit dem Kirchweg durch Busse verbunden.

[Bearbeiten] Wagenpark

Triebwagen für Personenverkehr und Güterverkehr in der Druseltalstraße, um 1910
Triebwagen für Personenverkehr und Güterverkehr in der Druseltalstraße, um 1910
Güterwagen

Die auf der Strecke eingesetzten Gütertriebwagen gingen auf Entwürfe von Gustav Henkel zurück. Auf ihrer Plattform trugen sie kurze Quergleise, auf denen Loren aufgesetzt werden konnten. Dieses Prinzip macht das Verladen in den Zechen und Steinbrüchen besonders flexibel. Der Führerstand war erhöht in der Mitte aufgebaut, was neben einem eigentümlichen Aussehen dem Fahrer eine bessere Sicht einbrachte. Anfangs standen drei vierachsige Gütermaschinen zur Verfügung. Der Bestand wurde bis 1923 auf sieben Wagen ähnlicher Bauart aufgestockt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden mehrere entsprechende Beiwagen angeschafft.

Ab 1923 wurden in die Gütermaschinen Widerstandsbremsen mit Stromrückgewinnung eingebaut, wodurch sich der Stromverbrauch dieser Fahrzeuge um etwa ein Viertel reduzierte. Eingebaut wurden Anlagen von AEG (System Welsch). Diese Technik wurde in Straßenbahnen erst Jahrzehnte später verwendet und die Herkulesbahn war für diese Technik bahnbrechend.

Personenwagen

In den ersten Jahren zielte die Herkulesbahn eher auf Ausflügler ab. Anfangs standen nur drei zweiachsige Triebwagen zur Verfügung. Zwei dieser Wagen waren obendrein als offene Sommertriebwagen ausgeführt. Der Wagenpark wurde schrittweise um Neufahrzeuge erweitert. Später wurden nur noch gebrauchte Trieb- und Beiwagen angeschafft, zuletzt (1960) junge Nachkriegsfahrzeuge von den Stadtwerken Solingen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Gustav Adam Stör: Die Herkulesbahn in Kassel. Kassel 1982, ISBN 3-7982-0435-7
  • Gustav Adam Stör: 50 Jahre Herkulesbahn. Kassel 1953
  • Wolfgang Kimpel: Die Herkulesbahn in Kassel. Kassel 1997
  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Band 8: Hessen. Freiburg im Breisgau 2004, ISBN 3-88255-667-6

[Bearbeiten] Weblinks

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