Heinz Erhardt
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Heinz Erhardt (* 20. Februar 1909 in Riga; † 5. Juni 1979 in Hamburg) war ein deutscher Komiker, Musiker, Entertainer, Schauspieler und Dichter.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Kindheit
Erhardt war der Sohn des deutsch-baltischen Kapellmeisters Gustl Erhardt. Erhardt wuchs größtenteils bei seinen Großeltern in der lettischen Hauptstadt Riga auf, wo sein Großvater Paul Nelder ein Musikhaus führte. In der Zeit von 1919 bis 1924 lebte er in Hannover, in Barsinghausen, wo er zur Schule ging, und in der Wennigser Mark. Über seinen Großvater kam Heinz Erhardt auch zum Klavierspiel. Erhardts Jugendtraum, Pianist zu werden, wurde aber von den Großeltern nicht unterstützt. Sein Großvater wollte, dass Erhardt eine kaufmännische Ausbildung erhält, und stellte seinen Enkelsohn als Lehrling in seinem Musikhaus ein.
[Bearbeiten] Ehe
1935 heiratete Heinz Erhardt die Konsulstochter Gilda Zanetti, die er, wie er schreibt, in einem Fahrstuhl kennengelernt hatte. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Grit (1936), Verena (1940), Gero (1943) und Marita (1944). Gero Erhardt wurde Kameramann und Regisseur. Enkel Marek Erhardt ist Schauspieler.
[Bearbeiten] Karriere
1938 holte Willy Schaeffers Heinz Erhardt in Berlin an das Kabarett der Komiker. Im Zweiten Weltkrieg wurde auch Erhardt als Soldat einberufen. Bei zwei Musterungen wurde er wieder nach Hause geschickt, bei der dritten kam er – als Nichtschwimmer und Brillenträger – nach Stralsund zur Marine, die für ihr Orchester einen Klavierspieler suchte. In der Folgezeit war er an verschiedenen Orten in der Truppenbetreuung tätig und hat – abgesehen von der Grundausbildung – nie mehr eine Waffe in der Hand gehabt. Nach dem Krieg ließ sich Erhardt mit seiner Familie in Hamburg-Wellingsbüttel nieder und arbeitete als Radiomoderator beim NWDR, der 1948 auch den Komponisten Erhardt mit seiner 10-Pfennig-Oper ins Programm nahm.
[Bearbeiten] Humor
Sein Humor baut in erster Linie auf Wortspielen und verdrehten Redewendungen auf. In vielen seiner Filmrollen spielt er eine Art netten, aber etwas verwirrten und schüchternen Familienvater oder Onkel, der gerne Unsinn erzählt. Gleichzeitig versuchte er in seinen Filmen meist, den typischen Deutschen aus der Zeit des Wirtschaftswunders darzustellen. Unter anderem diente er Otto Waalkes und Willy Astor als Vorbild. Berühmt ist Heinz Erhardt auch für seine zahlreichen witzigen Gedichte. Seine Darbietungen schlossen Klavierspiel, Intonierung und Tanz, meist im kleinen Format, mit ein, was sein Profil als Alleinunterhalter gut abrundete. Dennoch kamen auch etliche Partner-Nummern, so etwa im Film mit Hans-Joachim Kulenkampff oder Peter Alexander und auf der Bühne mit Rudi Carrell oder Udo Jürgens, zustande.
[Bearbeiten] Eigenheiten
Auffallend an Erhardt war, dass er an sehr ausgeprägtem Lampenfieber litt. Für seine Bühnenauftritte hatte er sich deshalb angeblich eine Brille mit Fensterglas zugelegt. Er war auf der Bühne also mehr oder minder fast blind, musste aber auch sein Publikum nicht sehen. Seine Tochter sagte jedoch in einer Dokumentation, dass er im Gegenteil lediglich Brillengestelle ohne Gläser getragen hat und dies darin begründet war, dass sich sonst die Scheinwerfer in den Brillengläsern gespiegelt hätten. Zudem nahm Erhardt vor Auftritten unter dem Vorwand, hinsichtlich der Bühnenbeleuchtung noch etwas klären zu müssen, oft einen „doppelten Doornkaat“ (ein Kornbrand, von ihm kurz als „Dodo“ bezeichnet) zu sich. Mit dem vorgeschobenen Grund wollte Erhardt diese Angewohnheit vor seiner Frau verbergen.
Seit 1960 war Horst Klemmer sein Manager.
[Bearbeiten] Ehrungen, Krankheit und Tod
Am 11. Dezember 1971 erlitt Erhardt einen Schlaganfall, bei dem das Sprachzentrum in seinem Gehirn in Mitleidenschaft gezogen wurde, sodass er zwar lesen und verstehen, aber nicht mehr sprechen und schreiben konnte. Bedingt durch diese Aphasie zog er sich weitgehend ins Privatleben zurück.
1978/79 arbeitete er mit seinem Sohn Gero Erhardt an der Fernsehfassung der komischen Oper „Noch 'ne Oper“, die Heinz Erhardt bereits in den 30er Jahren geschrieben hatte. Am 21. Februar 1979, einen Tag nach Heinz Erhardts 70. Geburtstag, wurde diese Fernsehfassung nach 21 Uhr im ZDF ausgestrahlt; mit dabei waren viele berühmte Kollegen wie Paul Kuhn, Hans-Joachim Kulenkampff, Rudolf Schock, Ilse Werner und Helga Feddersen. Heinz Erhardts Stimme wurde aus früheren Rundfunkaufnahmen hinzugemischt, Sohn Gero stand hinter der Kamera.
Von der 1972 veröffentlichten LP „Was bin ich wieder für ein Schelm“ wurden bis 1978 über 200.000 Exemplare verkauft. Die Plattenfirma TELDEC und der Verlag Klemner und Müller überreichten Heinz Erhardt dafür am 31. Mai 1978 „Das Goldene Gedicht“, eine kilogrammschwere Tafel mit Erhardts Gedicht vom „Blähboy“. Diese LP erschien sogar in der DDR und war auch dort ein großer Erfolg.
Am 1. Juni 1979, vier Tage vor seinem Tod, wurde Heinz Erhardt das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland nachträglich zum 70. Geburtstag verliehen.
Erhardt starb am 5. Juni 1979 und wurde auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf in Hamburg beigesetzt.
Im Nachlass von Heinz Erhardt fanden sich eine Reihe von Klavier-Kompositionen, die er zwischen 1925 und 1931 geschrieben hat, und von denen 23 Stücke 1994 auf CD veröffentlicht wurden.
Heinz Erhardt ist ein Stern im Walk of Fame des Kabaretts gewidmet.
Mit dem „Heinz-Erhardt-Platz“ an der Stelle, wo Erhardt als Polizist Dobermann in dem Film Natürlich die Autofahrer den Straßenverkehr regelte, setzte die Stadt Göttingen dem großen Komiker ein Denkmal (Mai 2003).
Im Jahr 2007 kam Heinz Erhardt bei der Wahl zum besten deutschsprachigen Komiker in der ZDF-Sendung „Unsere Besten – Komiker & Co." auf den zweiten Platz hinter Loriot.
[Bearbeiten] Werke
[Bearbeiten] Gedichte (Auswahl)
|
|
[Bearbeiten] Musiktitel
|
|
[Bearbeiten] Musiktitel aus Filmen
|
|
[Bearbeiten] Filme
|
|
[Bearbeiten] Fernsehen
|
|
[Bearbeiten] Theaterstücke
- 1967 Aktien und Lorbeer
- 1969 Das hat man nun davon (Nach dem Lustspiel „Wem Gott ein Amt gibt“ von Wilhelm Lichtenberg, Fernsehaufzeichnung Anfang 1970 im Düsseldorfer Theater an der Berliner Allee, Ausstrahlung im ZDF am 1. Januar 1971)
Allein in dem Lustspiel Das hat man nun davon, das Heinz Erhardt wie jedes Theaterstück selbst bearbeitete, stand er über 500 Mal auf der Bühne in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ein einmaliger Rekord. Heinz Erhardt sagte zu den Besucherzahlen: „Von den 509 Vorstellungen waren 90 Prozent ausverkauft, neun Prozent gut besucht, nur ein Prozent war schlecht.“
[Bearbeiten] Musik
- Die Zehnpfennigoper (1948), herausgegeben 1979 bei Haer, Hamburg, Nr. 200279
- Noch ’ne Oper (ZDF, 1979), Regie: Claus Peter Witt
- Heinz Erhardt: Klavierkompositionen, Eurostar GmbH
[Bearbeiten] Diskografie
- Heinz Erhardt – Wie er leibt und lebt, 1969/1999 (LP/CD)
- Heinz Erhardt – Heute wieder ein Schelm, 1972 (LP)
- Heinz Erhardt – Was bin ich wieder für ein Schelm, 1972 (2 LPs)
- Heinz Erhardt – Das große Lachen, 1977 (2 LPs)
- Noch’n Lied – Unvergessener Heinz Erhardt, 1979 (LP)
- Heinz Erhardt als „Willi Winzig“ in „Das hat man nun davon“, 1979/2005 (2 LPs/1 CD)
- Portrait Heinz Erhardt, 1981 (2 LPs)
- Heinz Erhardt – Noch’n Gedicht, 1983 (4 LPs)
- Heinz Erhardt – Humor ist Trumpf, 1984 (2 LPs)
- Heinz Erhardt – Seine größten Erfolge, 1984 (LP)
- Heinz Erhardt – Noch’n Gedicht und andere Ungereimtheiten, 1987 (CD)
- Heinz Erhardt – Schalk im Nacken – frisch vom Rill, 1987 (CD)
- Heinz Erhardt – Da gibt’s gar nichts zu lachen, 1993 (2 CDs)
- Heinz Erhardt – Ein Portrait, 1998 (CD)
- Heinz Erhardt – Ein Scherz jagt denselben, 2006 (CD)
[Bearbeiten] Literatur
[Bearbeiten] Von Heinz Erhardt
- Heinz Erhardt: Noch'n Gedicht. ISBN 3830330472
- Heinz Erhardt: Das große Heinz-Erhardt-Buch. ISBN 3442066786
- Heinz Erhardt: Das Neueste von Heinz Erhardt. ISBN 3980010708 (Mit Grußworten von Peter Frankenfeld, Chris Howland und Jürgen Marcus)
- Heinz Erhardt: Von der Pampelmuse geküßt. Gedichte, Prosa, Szenen. Hrsg. von Heinrich Detering. Stuttgart 2002/2005. ISBN 3-15-018332-4
[Bearbeiten] Über Heinz Erhardt
- Grit Berthold, Verena Haaker, Marita Malicke: Heinz Erhardt privat. Fackelträger, Oldenburg 2000, ISBN 3-7716-2164-X (geschrieben von den Töchtern Heinz Erhardts)
- Rainer Berg, Norbert Klugmann: Heinz Erhardt, dieser Schelm - Die Lebensgeschichte des großen Komikers. Heyne, München 1993, ISBN 3453061381 (Copyright: Fackelträger, Hannover 1987)
- Manfred Hobsch, Michael Petzel: Heinz Erhardt: mopsfidel im Wirtschaftswunderland. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-498-1 (ein hervorragender Bildband über die schönsten Filme Heinz Erhardts aus den fünfziger und sechziger Jahren)
- Rolf Thissen: Heinz Erhardt und seine Filme. Heyne, München 1986, ISBN 3-453-86089-6
- Unvergeßlicher Heinz Erhardt. Rowohlt, Reinbek 1980, ISBN 3-499-14245-7
- Covertext von Horst Klemmer auf der Doppel-LP Heinz Erhardt − Das große Lachen (TELDEC, 1977)
[Bearbeiten] Weblinks
- Heinz Erhardt in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Heinz Erhardt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Internetseite
- Heinz-Erhardt-Revue
- Heinz-Erhardt-Gedichte
Personendaten | |
---|---|
NAME | Erhardt, Heinz |
KURZBESCHREIBUNG | Komiker, Musiker, Entertainer, Schauspieler, Dichter |
GEBURTSDATUM | 20. Februar 1909 |
GEBURTSORT | Riga, Lettland |
STERBEDATUM | 5. Juni 1979 |
STERBEORT | Hamburg, Deutschland |