Gravitomagnetismus
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als gravitomagnetisches Feld oder Gravitomagnetismus werden in der Allgemeinen Relativitätstheorie (ART) die Anteile des Gravitationsfeldes (das heißt, der Krümmung der Raumzeit) bezeichnet, die nicht durch Massen oder Energiedichten sondern durch Massen- oder Energieströme hervorgerufen werden.
Der Name beruht auf einer formalen Ähnlichkeit der linearisierten ART mit den Maxwell-Gleichungen, das heißt es besteht eine formale Analogie zwischen bewegten Massen und bewegten Ladungen – diese Ähnlichkeit existiert jedoch ausschließlich in der Näherung schwacher Felder (weak field approximation) und nichtrelativistischer Geschwindigkeiten. Mit Magnetismus im Sinne der klassischen Elektrodynamik hat der Gravitomagnetismus aber nichts zu tun.
Durch den Gravitomagnetismus wird unter anderem der postulierte Lense-Thirring-Effekt verursacht, der bewirkt, dass eine rotierende Masse die Raumzeit um sich herum mitzieht und sie dabei verdrillt. Lense und Thirring leiteten diesen kaum nachweisbaren Effekt aus der Allgemeinen Relativitätstheorie ab. Durch das satellitengestützte Experiment Gravity Probe B versucht man den Effekt experimentell nachzuweisen. Die Auswertung der Messergebnisse ist noch nicht abgeschlossen (November 2007).
[Bearbeiten] Literatur
- John Archibald Wheeler (1990) A journey into gravity and spacetime. See pp.232-233 ("Gravity's next prize: Gravitomagnetism").
- Bahram Mashhoon: Gravitoelectromagnetism: a Brief Review. 8. November 2003 (Stand: 13. März 2008). Eine aktuelle Einführung in GEM durch einen führenden Experten.
- Giulini, Domenico: Kosmische Kreisel: Inertialsysteme und Gravitomagnetismus. Physik in unserer Zeit, 4/2004, Seiten 160 - 167, DOI: 10.1002/piuz.200401042 (pdf)