Deutscher Kaiser
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Deutscher Kaiser war der offizielle Titel der Staatsoberhäupter des Deutschen Kaiserreichs von 1871 bis 1918. Die drei Träger des Titels, Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II. (siehe auch Dreikaiserjahr), waren in Realunion Könige von Preußen. Der Titel war eine Neuschöpfung, da sich die Herrscher des 1806 erloschenen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zwar als deutsche Könige, aber nicht als Deutsche Kaiser, sondern stets als Römische Kaiser bezeichnet und verstanden hatten.
Nachdem die süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund 1871 beigetreten waren, wurde dessen Name in Deutsches Reich umgewandelt. Zugleich wurde die Funktionsbezeichnung des Bundespräsidiums (also des Vorsitzes im Bunde) mit dem Titel eines Deutschen Kaisers verknüpft. Inhaber des Bundespräsidiums – und damit ab 1871 Deutscher Kaiser – war laut Verfassung der König von Preußen als mächtigster Bundesfürst.
[Bearbeiten] Annahme der Kaiserwürde und des Titels seitens Wilhelms I.
König Wilhelm I. hatte sich gegen die Annahme des Titels zunächst vehement gesträubt, da er sich primär als Preußen, nicht als Deutschen sah. Kaiserwürde und -titel nahm Wilhelm erst nach Zustimmung aller Bundesfürsten an, blieb aber in erster Linie König von Preußen. Er hätte die Titulierung als Präsident oder Kaiser von Deutschland bevorzugt. Ersteres war aber aus protokollarischen Gründen nicht opportun, da die süddeutschen Könige von Bayern und Württemberg sich nur dem Träger eines höherrangigen Titels unterzuordnen bereit waren. Letzteres hätte dagegen Konflikte mit Österreich-Ungarn heraufbeschworen, das zwar nach seiner Niederlage gegen Preußen im Jahr 1866 aus dem Deutschen Bund ausgeschieden war, sich mit seinen österreichischen Landesteilen aber immer noch Deutschland zugehörig fühlte. Otto von Bismarck drängte König Wilhelm daher zur Annahme des Kompromiss-Titels des Deutschen Kaisers. Durch diplomatischen Druck und mit Bestechungsgeldern aus dem Welfenfonds bewegte er zudem Ludwig II. von Bayern, König des größten süddeutschen Staats, den so genannten Kaiserbrief zu schreiben, in dem er Wilhelm I. zur Annahme des neuen Titels aufforderte. Der badische Großherzog Friedrich I. umging den Widerstand Wilhelms schließlich, indem er bei der Kaiserproklamation das erste Hoch auf Kaiser Wilhelm ausbrachte, ohne den konkreten Titel zu nennen.
In seiner Ansprache während der Kaiserproklamation im Spiegelsaal des von deutschen Bundestruppen besetzten Schlosses Versailles am 18. Januar 1871 nahm Wilhelm I. zwar Bezug auf das 1806 erloschene römisch-deutsche Kaisertum. Zwischen beiden Ämtern gab es jedoch keine direkte Kontinuität.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur und Film
- Peter Schamoni (Buch u. Regie): Majestät brauchen Sonne – Wilhelm II., Dokumentation, Deutschland/ Niederlande 1999/2000.