Deutsch-Wagram
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Wappen | Karte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Gänserndorf (GF) | |
Fläche: | 30,61 km² | |
Koordinaten: | 48° 18′ N, 16° 34′ OKoordinaten: 48° 17′ 58″ N, 16° 33′ 52″ O | |
Höhe: | 159 m ü. A. | |
Einwohner: | 7221 (31. Dez. 2005) | |
Bevölkerungsdichte: | 236 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 2232 | |
Vorwahl: | 02247 | |
Gemeindekennziffer: | 3 08 08 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Bahnhofstraße 1 2232 Deutsch-Wagram |
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Offizielle Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Friedrich Quirgst (ÖVP) | |
Gemeinderat: (2005) (29 Mitglieder) |
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Lage der Stadt Deutsch-Wagram im Bezirk Gänserndorf | ||
Deutsch-Wagram ist eine Stadt in Niederösterreich. Unmittelbar an der nord-östlichen Stadtgrenze Wiens, der Nordbahn, sowie der künftigen Außenring Schnellstraße gelegen zählt sie 7.353 Einwohner.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Lage
Pillichsdorf Gerasdorf |
Großengersdorf | Bockfließ |
Wien | Strasshof an der Nordbahn | |
Aderklaa | Raasdorf | Markgrafneusiedl Parbasdorf |
[Bearbeiten] Nutzung
Die Fläche der Stadtgemeinde umfasst 30,61 km². Davon werden 17,62 km² landwirtschaftlich genutzt.[1] 5,7 Prozent der Fläche sind bewaldet.
[Bearbeiten] Gewässer
- Rußbach
- Mühlbach
- Abzugsgraben (Seyringer Bach)
[Bearbeiten] Marchfeldkanal
Seit Jahrzehnten sinkt der Grundwasserspiegel im Marchfeld. Bereits im voringen Jahrhundert fanden Überlegungen statt wie diesem Problem begegnet werden kann. Ab 1986 wurde mit dem Bau eines Kanales begonnen, der das Grundwasser mit Donauwasser anreichert. 1995 konnte das Hauptgerinne zwischen Langenzersdorf und Deutsch-Wagram fertiggestellt werden. Zum Marchfeldkanalsystem zählen seither der Marchfeldkanal, der Rußbach, der Obersiebenbrunner Kanal und der Stempfelbach. Sitz der Betriebsgesellschaft Marchfeldkanal ist Deutsch-Wagram.
[Bearbeiten] Ortsteile
Katastralgemeinden sind
- Deutsch-Wagram (mit dem alten Angerdorf)
- Helmahof (mit der 3. Siedlung)
- das unbesiedelte Stallingerfeld (benannt nach der 1512 verödeten Ortschaft Stallern)
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Etymologie
Der Name Wagram leitet sich von Wogengrenze (wac = Woge, ram/rain = Grenze) ab. Gemeint ist damit jene Geländestufe welche Richtung Süden entlang der Parbasdorferstraße verläuft und das Ufer eines inzwischen verschwundenen Donauarmes bildete. Nicht zu verwechseln mit dem 50 Kilometer entfernten Höhenzug namens Wagram bei Krems. Die erste schriftliche Nennung des Namens stammt aus der Zeit des österreichischen Interregnums unter König Ottokar II. und findet sich in dem 1258 erstellten Rationarium Austriacum einem Zehentverzeichnis des Landesfürsten. Den Zusatz Deutsch erhielt Wagram um 1560 zur Unterscheidung vom nahe gelegenen gleichnamigen Kroatisch-Wagram, einer nach der Türkeninvasion von 1529 entstandenen kroatischen Siedlung, die sich heute Wagram an der Donau nennt und 1971 Eckartsau eingemeindet wurde.
[Bearbeiten] Ursprung
Die Ursprünge von Wagram gehen vermutlich auf die Zeit der Kolonisation im 11. und 12. Jahrhundert zurück. Das einstige Kolonistendorf hatte die typische Form eines Angerdorfes, welche auch heute noch vorhanden ist. Der Anger wird von der heutigen Franz-Mair-Straße und der Rohrergasse eingeschlossen, wurde allerdings im 19. Jahrhundert teilweise verbaut. Die Größe des alten Ortes hat sich über die Jahrhunderte hindurch kaum verändert (1258: 44 Häuser, 1452: 44 Häuser, 1590: 46 Häuser, 1595: 47 Häuser). Bis 1787 stießen zur ursprünglich rein bäuerlichen Bevölkerung einige andere Berufe wie Fleischhauer, Schuster, Bäcker, Weber und Schneider hinzu und die Anzahl der Häuser stieg leicht auf 58.
Durch den Dorfanger floss der Rußbach, der bis zu seiner endgültigen Regulierung ein recht gefährlicher Bach war. Die alten Wagramer fertigten deshalb Wasserbretter an, die in die Türrahmen der Häuser passten und mit Sandsäcken verstärkt wurden. Trotzdem musste man sich häufig auf die höhergelegene Haide flüchten. 1772 wurde der Rußbach umgeleitet und fließt seither südwestlich der Ortschaft. Die Bedrohung für den Ort wurde aber erst durch die Regulierung in den Jahren 1899–90 bzw. 1908/09 beseitigt.
[Bearbeiten] Herrschaftszugehörigkeit
Das ursprünglich im landesfürstlichen Besitz befindliche Dorf stand im 14. und 15. Jahrhundert im Besitz der Herren von Eckartsau, im 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Besitz der Herren von Puchaim. Um 1560 bringt Barbara von Puchaim Wagram als Heiratsgut in die Ehe mit Sigmund Graf von Landau ein, welcher es mit der Herrschaft Süßenbrunn vereinigt. Nachdem sich die Grafen von Landau 1580 zum Protestantismus bekannten, folgt eine kurze evangelische Periode in Wagram. Als Georg und Erasmus von Landau soweit gingen, Kaiser Ferdinand II. die Erbhuldigung zu verweigern, wurden sie in weiterer Folge geächtet, ihre Güter konfisziert und der Verwaltung der Hofkammer unterstellt und sie selbst des Landes verwiesen. Von 1667 bis 1802 übten die Grafen Grundemann von Falkenberg die Grundherrschaft über Deutsch Wagram aus.
[Bearbeiten] Koalitionskriege
Historische Bedeutung gewann der Ort im Jahre 1809 als Schauplatz der Schlacht bei Wagram. 180.000 Soldaten kämpften hier auf französischer Seite unter Napoleon und 120.000 auf österreichischer Seite unter dem Generalissimus Erzherzog Karl der sein Hauptquartier im heutigen Erzherzog-Carl-Haus nahm.
[Bearbeiten] Eisenbahn
Im Jahre 1835 bestand Wagram noch aus 73 Häusern. Dies änderte sich mit dem Bau der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, der ersten dampfbetriebenen Eisenbahnstrecke Österreichs, rasant. Einerseits wurden 1.500 Eisenbahnarbeiter in zahlreichen Baracken bei Wagram untergebracht, andererseits erschloß die Bahnline das Dorf für die Großstadt und Wagram wurde beliebtes Ausflugsziel der Wiener. Innerhalb weniger Monate fuhren 176.000 Personen auf dem neuen am 23. November 1837 eröffneten ersten Teilstück zwischen Floridsdorf und Deutsch-Wagram.
[Bearbeiten] 19./20. Jahrhundert
Im Jahre 1929 war Wagram mit 4.000 Einwohnern die größte Ortschaft des Marchfeldes und wurde in den Rang einer Marktgemeinde erhoben. Im selben Jahr wurde ein Strandbad eröffnet, welches allerdings wenige Jahre später aufgrund des gesunkenen Grundwasserspiegels wieder geschlossen werden musste.
Im Mai 1945 wurde wegen des nahen Militärflugplatzes ein großes Kontingent sowjetischer Besatzungstruppen in Deutsch-Wagram stationiert. Die Nachkriegszeit war bestimmt vom Zusammenleben mit den Russen.
Die weitere Nachkriegszeit ist geprägt von starkem Bevölkerungswachstum. Im Jahre 1962 wurde die Schnellbahn als Zubringerbahn nach Wien in Betrieb genommen. Dadurch wurde die Attraktivität für Pendler weiter gesteigert. Mit dem weiteren Bevölkerungswachstum wurde Deutsch Wagram 1984 zur Stadtgemeinde erhoben.
[Bearbeiten] Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung
Daten lt. Statistik Austria [1] |
[Bearbeiten] Bevölkerungsentwicklunng
Die Bevölkerungsentwicklung von Deutsch-Wagram ist geprächt von einem starken, welches auf eine positive Zuwanderungsbilanz zurückzuführen ist. Die Geburtenbilanz war bis zum Jahre 2005 negativ. Erst im letzten Jahr (2006) leicht positiv (0,1%). Der Zuzug ist auf die gute verkehrmäßige Anbindung an Wien zurückzuführen. (Speckgürtel)
[Bearbeiten] Bevölkerungsstruktur
Die Wagramer Bevölkerung ist geprägt durch den Zuzug junger Familien. Daher ist der Anteil an über 60-jährigen mit 18,8% deutlich niedriger als in Wien. Ebenso der Anteil an unter 15-jährigen mit 18,6% (vgl. Wien 14,7%). Die Akademikerquote liegt mit 5,6% deutlich unter der von Wien (10,4%)
[Bearbeiten] Herkunft und Sprache
In Deutsch-Wagram leben zu 92,9% Inländer. Die größte Gruppe der Ausländer stellen Staatsbürger der Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) mit 2,5% gefolgt von Türken 0,9% und Deutschen 0,7%. Umgangssprache ist zu 89,2% Deutsch gefolgt von Serbisch 2,7% und Türkisch 1,3%.
[Bearbeiten] Religionen
Größte Religionsgemeinschaft ist die Römisch-katholische Kirche, der 66,1 % der Einwohner angehören. 3,0 % sind evangelisch, jeweils 2,8 % bekennen sich zur Orthodoxen Kirche bzw. zum Islam. Ohne religiöses Bekenntnis sind 21,8 % der Einwohner.
Deutsch-Wagram ist Sitz einer römisch-katholischen Pfarre, die auch auf die benachbarten Orte Parbasdorf und Aderklaa umfasst und dem Dekanat Gänserndorf zugeordnet ist. Pfarrer ist Mag.Peter Paskalis.
[Bearbeiten] Politik
Bürgermeister:
- Michael Wieland (1902–1908)
- Leopold Bauer ( –1922)
- Franz Deußner (1922–1924)
- Paul Schilder (1924–1928)
- Heinrich Widmayer (1928– )
- Karl Stibernitz (1945–1962)
- Otto Hübner (1962–1982)
- Hans Muzik (1982–1998)
- Rudolf Melzer (1998-2001)
- Walter Wimberger (2001–2005)
- Friedrich Quirgst (2005– )
Bürgermeister der Stadtgemeinde ist Friedrich Quirgst (ÖVP), Vizebürgermeisterin Amrita Enzinger (Grüne). Im Stadtgemeinderat gibt es bei insgesamt 29 Sitzen nach der Gemeinderatswahl vom 6. März 2005 folgende Mandatsverteilung: ÖVP 12, SPÖ 12, Grüne 5. Die seit 1945 die Stadt regierende SPÖ wurde nach der Wahl 2005 durch eine Koalition zwischen ÖVP und Grünen abgelöst.
[Bearbeiten] Wappen
Das Wagramer Wappen wurde erstmals im Jahre 1810 zur Bekräftigung eines Zehent-Pacht-Vertrages mit der Herrschaft Süßenbrunn verwendet. Die amtliche Beschreibung lautet: "Ein von Gelb auf Blau schräglinks geteilter Schild, belegt mit einer grünen, aus einem Rasen emporwachsenden Ähre, die rechts von einem silbernen Pflugmesser und links von einer silbernen Pflugschar begleitet wird."[2]
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Museen
- Heimatkundliches Museum
- Eisenbahnmuseum
[Bearbeiten] Bauwerke
[Bearbeiten] Pfarrkirche
Die heutige Pfarrkirche wurde als Wehrkirche auf einer Anhöhe des alten Angerdorfes errichtet. Sie ist umgeben von einer Wehrmauer, deren Abschluss nicht mehr erhalten ist. Noch heute sind die Bastionen aus dem Jahre 1671 sichtbar. In den Jahren 1956–1958 wurde die Kirche wesentlich erweitert und auf ein Fassungsvermögen von 1000 Personen ausgebaut. Die Achse der neuen Kirche steht im rechten Winkel zur Achse der alten Kirche, wobei das Querschiff der neuen Kirche dem abgetragenen Langhaus der alten Kirche entspricht.
[Bearbeiten] Monumentalkapelle
[Bearbeiten] ältester Bahnhof Österreichs
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Arbeit und Wirtschaft
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 260, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 27.
Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 3164, während 2591 Personen auspendelten, davon fast 2000 nach Wien. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 47,94 Prozent.
Ebenfalls ansässig ist das Unternehmen Glock, Hersteller von Handfeuerwaffen seit 1963.
[Bearbeiten] Verkehr
Deutsch-Wagram ist durch die Angerner Straße B 8 und durch die Nordbahn mit Wien ebenso wie mit der Bezirkshauptstadt Gänserndorf verbunden.
[Bearbeiten] Bildung
Neben einer Volksschule und einer Hauptschule beherbergt Deutsch-Wagram seit 2007 ein Oberstufenrealgymnasium mit den Schwerpunkten Sprachen (Englisch, Spanisch, Slowakisch) und Kreativität/Neue Medien, welches als Privatgymnasium der Stadtgemeinde geführt wird. Die Volkshochschule bietet regelmäßige Kurse an. Weiters ist in Wagram eine Musikschule ansässig.
Die NÖ Landesakademie unterhält in Deutsch-Wagram das niederösterreichische Sprachkompetenzzentrum, welches als Informationsdrehscheibe und Servicestelle für Sprachdienstleistungen in den Sprachen Tschechisch und Slowakisch fungiert.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Johann Faimann
- Johann Mayer, Landeshauptmann von Niederösterreich
- Johann Heilinger
- Ottokar Weyrich, Schuldirektor
- Eduard Erb-Rudtorfer
- Josef Kirschner
- Karl Buresch
- Franz Krischke
- Karl Renner, Bundespräsident
- Paul Schilder, Bürgermeister
- Ferdinand Pečka
- Alois Hofbauer
- Norbert Kienzl
- Franz Wieland
- Karl Wiesinger (1958), Oberschulrat
- Karl Stibernitz, Bürgermeister
- Otto Hübner, Bürgermeister
- Josef Bonet (2008), Pfarrer
Persönlichkeiten, die in Deutsch-Wagram geboren wurden
- Johann Sahulka (1857–1927), Wissenschafter.
- Anton Pfalz, Sprachwissenschaftler
- Thomas Forstner, Musiker
- Gabriela Hegedüs, Schauspielerin
Persönlichkeiten, die in Verbindung mit der Stadt standen
- Jürgen Melzer, Tennisspieler
- Günter Haiden, Bundesminister
- Gaston Glock, Fabrikant
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Anton Pfalz: Geschichte der Ortsgemeinde Deutsch-Wagram. 1912
- Otto Schilder: Deutsch-Wagram Gegenwart und Vergangenheit. Selbstverlag der Gemeinde 1979
- Otto Schilder: Deutsch-Wagram Vom Angerdorf zur Stadtgemeinde. 1984 Gewerbe, Handel und Industrie Deutsch-Wagram
- Gerhard Radvan: 200 Jahre Deutsch-Wagram Band 1. Selbstverlag der Gemeinde 1994
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Statistisches Jahrbuch
- ↑ Amt der niederösterreichischen Landesregierung Zl. L-A. MM/3-a-124 vom 26. April 1958
[Bearbeiten] Weblinks
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