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CL-Netz – Wikipedia

CL-Netz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Logo des CL-Netzes
Logo des CL-Netzes

Das CL-Netz ist heute eine Sammlung von Internetforen auf Basis von Usenet-Technologie, die auch über mehrere Webportale und per RSS-Feed zugänglich sind. Inhaltlich ist das CL-Netz dem Graswurzel-Journalismus und Konzepten der linken Gegenöffentlichkeit verpflichtet. Eine ehrenamtlich arbeitende Redaktion sichtet eingehende Pressemitteilungen, Meldungen und Beiträge der User sowie aus den Medien und stellt sie nach Ressorts geordnet zur Verfügung.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Das Netz war Anfang der 1990er Jahre in Deutschland die erste bedeutende Infrastruktur zur Computervernetzung von Friedens-, Menschenrechts- und Umweltgruppen und -organisationen im deutschsprachigen Raum. Technisch nutzten viele der Mailboxsysteme die Software "Zerberus" und nahmen auch am Z-Netz teil. Zu den ersten Systemen zählten die 1987 gegründeten Bionic aus Bielefeld, LINKS aus München (daraus entstand LINK-M) sowie die 1988 gegründete OLN aus Hannover.

Das CL-Netz entstand 1991 aus dem Zusammenschluss der beiden Netze Compost und LinkSysteme, aus denen das Kunstwort ComLink, abgekürzt CL (später als Computernetzwerk Linksysteme gedeutet) gebildet wurde. Der Zusammenschluss wurde notwendig, um den Anschluss an die internationalen Netze organisatorisch gewährleisten zu können. Das CL-Netz wurde der deutschsprachige Partner der internationalen Association for progressive communications (APC) mit Netzen in USA, Lateinamerika, Australien, Skandinavien, der Sowjetunion und weiteren Regionen.

Seine größte Verbreitung hatte das CL-Netz etwa 1996. Zu dieser Zeit bestand es aus mehr als 200 Einwahl-Systemen im gesamten deutschsprachigen Raum und in einigen anderen Ländern (Türkei, Italien, Balkan).

Im Jahr 2007 feiert das CL-Netz sein 20jähriges Bestehen mit einem Kongress unter dem Titel Wem gehört das Internet?.

[Bearbeiten] Technik

Das CL-Netz basierte bei seiner Gründung fast ausschließlich auf einzelnen, vernetzten Mailbox-Systemen, die nach dem ZConnect-Standard funktionierten und nach dem Store-and-forward-Prinzip private und öffentliche Mitteilungen austauschten.

Bereits ab 1988 konnten E-Mails und News netzübergreifend verwendet und empfangen werden. So gelangten im August 1989 Nachrichten einer Bürgerrechtsgruppe aus der DDR ins Netz. 1990 bestand während des Putsches in Moskau eine regelmäßige Nachrichtenverbindung zum Partnernetzwerk „GlasNet“ über dezentrale Mailbox-Systeme in Weißrussland, Estland und Finnland.

[Bearbeiten] Inhalte

Neben der Möglichkeit, E-Mails auszutauschen, konnten die Teilnehmer lange vor Verbreitung des Internet über öffentliche Foren, die damals im CL-Netz Bretter genannt wurden, Nachrichten austauschen. Die Inhalte deckten ein breites Spektrum der politischen Themen ab. Viele politisch arbeitende Organisationen, Gruppen und Einzelpersonen sahen in den neuen Möglichkeiten der elektronischen Kommunikation einen Vorteil für ihre Arbeit. Die Systeme des CL-Netzes mussten sich aber auch mit Skepsis dieser Zielgruppe gegenüber der modernen Technik auseinandersetzen.

So wurden ab 1989 die „urgent actions“ von amnesty international (ai) über das CL-Netz verbreitet. Da die deutsche Sektion von ai Vorbehalte gegen die IT hatte, musste ein ehrenamtlicher Helfer die Texte, die bei ai bereits elektronisch gespeichert wurden, nochmals von Papier abtippen. Erst nach einigen Jahren gelang der direkte Datenaustausch.

Während des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien standen täglich in der Rubrik CL/EUROPA/BALKAN Nachrichten in deutscher, serbokroatischer oder englischer Sprache, verfasst von Friedensgruppen in Zagreb, Belgrad, Ljubljana aus dem „ZAMIR“-Netz (serbokroatisch: za mir = für den Frieden). Der niederländische Friedensaktivist Wam Kat verfasste tagesaktuell sein „Zagreb Diary“.

Das CL-Netz bot von Anfang an für Menschen mit Handycap Erleichterung, da die Foren textbasiert waren. Seit 1990 gab es eigene Foren, ab 1992 eigene Seminare für Hörgeschädigte und Gehörlose, für Sehbehinderte und Blinde. Rollstuhlfahrer zählten mit zu den ersten Nutzern des CL-Netzes. Der gemeinnützige Verein Kompetenz für barrierefreies Internet (KfbI) führt diese Aktivitäten bis heute fort.

Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt war die Dokumentation rechtsextremer und ausländerfeindlicher Vorkommnisse. Die rechtsextreme Szene beobachtete das CL-Netz deshalb sehr genau und versuchte zeitweise, es mit eigenen Mailboxen (Thule-Netz) zu kopieren.

Da das CL-Netz von Journalisten gegründet worden war und viele der Mitarbeiter journalistisch tätig waren, wurde auf eine Trennung von Information und Meinung Wert gelegt. Zu jedem „Brett“ gab es dementsprechend ein „Diskussionsbrett“. Tatsächlich hat dieses Unterbrechen des Diskussionsstrangs (thread) die User irritiert; das Verfahren ließ sich trotz diverser technischer Hilfskonstruktionen nicht konsequent durchhalten.

Das CL-Netz war basisdemokratisch organisiert. Alle Beteiligten arbeiteten weitgehend ehrenamtlich. Wie bei vielen anderen Mailbox-Netzen auch fanden auch auf der Koordinationsebene des CL-Netzes lange strategische Diskussionen über Ausrichtung, Offenheit und Finanzierung statt.

Aufgrund der lockeren Vernetzung arbeiteten im CL-Netz Mitglieder der großen Parteien bzw. ihrer Jugendorganisationen ebenso mit, wie Mitglieder von Umwelt- oder Menschenrechtsinitiativen. Da daneben auch Mitglieder verschiedenster linker Splittergruppen mitlasen und -schrieben, geriet das CL-Netz rasch ins Visier der Verfassungsschützer.

[Bearbeiten] Beobachtung durch den Verfassungsschutz

„CL-Netz"-Nutzung durch Linksextremisten' ‚Um eine elektronische Vernetzung von „linken“ politischen Gruppen und Organisationen zu verwirklichen, wurde 1987 der Verein „Kommunikation und Neue Medien e. V.“ gegründet zur Finanzierung und Organisation eines Mailboxbetriebs, der zunächst mit zehn Mailboxen startete. Zur Anbindung an die internationale Netzwerkorganisation „Association for Progressive Communication“ (APC) konstituierte sich 1992 der Verein "ComLink e. V.". Daraus entstand das sogenannte CL-Netz, das den Namen "Computernetzwerk Linksysteme" führt.(…)
(Quelle: Verfassungsschutzbericht Baden-Württemberg 1999)

[Bearbeiten] Heute

Das CL-Netz hat Ende der 1990er Jahre, unter anderem durch langjährige Ablehnung gegenüber der offeneren, aber auch unkontrollierbareren und aus damaliger Sicht kostenintensiven Zugangstechnik „Internet“ (respektive „Webbrowser“), seine Position zugunsten Plattformen wie indymedia oder politik-digital verloren. Die Anzahl der klassischen, per Modem anwählbaren Mailbox-Systeme nahm im Zeitraum 2000 bis 2005 auf unter ein Dutzend ab. Das CL-Netz liegt heute als News-Hierarchie cl.* bei Newsservern auf und ist zudem über mehrere Websites nutzbar.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks


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