Chewa
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Die Chewa sind ein Bantu-Volk, das vor allem in der südlichen Hälfte des südostafrikanischen Staates Malawi lebt, ferner auch im Osten von Sambia sowie in den Regionen Niassa, Tete und Milange in Mosambik, bis hinein nach Simbabwe. Portugiesische Aufzeichnungen nennen Kontakte mit Chewa sowie deren Unterstämmen Banda und Phiri in diesem Gebiet. Die Chewa bilden heute die größte und dominierende Volksgruppe in der Republik Malawi, ihr Unterstamm bzw. Klan der Phiri konzentriert sich dabei auf Leitungsaufgaben, der Unterstamm bzw. Klan der Banda auf Heilen und Schamanismus. Eine weitere Bezeichnung für die Chewa ist Nyanja, in Mosambik werden sie Sena genannt.
Die Sprache der Chewa heißt Chichewa („Sprache der Chewa“), außerhalb von Malawi auch Chinyanja, Chisena oder Banti. Chichewa ist neben Englisch offizielle Amtssprache in Malawi und wird dort von 50 % der Bevölkerung als Muttersprache gesprochen, außerdem ist sie die in Zentralafrika am dritthäufigsten gesprochene Sprache nach Shona und Ndebele. Chichewa ist auch die Bezeichnung für die Kultur der Chewa.
Der Ursprung der Chewa wird im Süden des Kongobeckens vermutet, genauer in Malombo im Luba-Gebiet in der Demokratischen Republik Kongo. Die Chewa wanderten vor dem Ende des 1. Jahrtausends (laut schwächeren Quellen erst um 1480) über den Norden von Sambia nach Süden und gründeten dort angeblich das sagenhafte Königreich Maravi. Die ersten schriftlichen Zeugen sind portugiesische Berichte über Kontakte mit den Chewa um 1608 und 1667, sie machen jedoch keine Angaben zu deren Kultur und erwähnen nichts von einem Königreich. Bis 1900 gibt es so gut wie keine weiteren Quellen.
Die Chewa glaubten an einen Gott (Chiuta oder Chaunta), der die Welt auf dem Berg Kapirintiwa an der Grenze zwischen Westmosambik und dem zentralen Hochland von Malawi (evtl. der Kapiriuta, 1.336 Meter, südlich von Lilongwe) während eines Gewittersturms schuf. Obwohl sie an einen Gott glaubten, meinten sie, dass die Geister von Mensch und Tier mit den Lebenden in Kontakt bleiben. Mittel zu diesem Kontakt unter allen Geistern von Toten und Lebenden ist für sie der Tanz. Zur Abgrenzung gegenüber den zahlreich nach Malawi eingewanderten Stämmen, insbesondere den im 19. Jahrhundert aus dem Süden zuwandernden Ngoni, pflegten die Chewa besonders ihre spezifischen Traditionen: die Tätowierungen, ihre Sprache und die animistischen Geheimgesellschaften (Nyau), die als Begräbnisritual Tänze mit als heilig empfundenen weißen Masken praktizieren.
Die Chewa haben bis heute eine matrilineare Erbfolge für Besitz und Rechte. Mbele bedeutet „Nachkommen von derselben Brust“. Diese bilden die Familie, die Mbumba. Ältere Brüder der Mutter werden Nkhoswe genannt, sind Anführer der Linie und Mentoren der Söhne ihrer Schwestern. Es wird angenommen, dass die weißen Felsmalereien im Chongoni-Gebiet unter anderem als Teil von weiblichen Initiationsriten entstanden sind.
Offizielles Oberhaupt aller Chewa in den drei Staaten Malawi, Sambia and Mosambik ist seit 2004 Fred Daka, der Nachfolger des beliebten Chief Kalonga Gawa Undi. Sein traditioneller Sitz liegt in Mkaika östlich von Petauke in Sambia. Der erste Präsident (und spätere Diktator) der 1966 von ihm selbst ausgerufenen Republik Malawi war Hastings Kamuzu Banda (1896–1997), ein Chewa aus dem Banda-Stamm, der Chichewa zur offiziellen Amtssprache machte.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Ilka Lehnen-Beyel: Kühe sind der Tod des Matriarchats (wissenschaft.de 2003, Vergleich von Chewa & Gabbra)
- Isabella Andrej: Matrilineare Gesellschaften: Traditionen der Maravi-Nachfolgebevölkerung (Wien 1998, Diplomarbeit online)
- Clare Janaki Holden; Ruth Mace: Spread of cattle led to the loss of matrilineal descent in Africa: a coevolutionary analysis (London 2003, PDF-Datei, 124 KB, Vergleich von Chewa & Gabbra)
- St. Martin's College: Chewa Religion (Lancaster UK, engl.)
- Kings M. Phiri: Pre-Colonial Migrations And Agricultural Change On The Western Side Of Lake Malawi (OSSREA, Äthiopien)
- Evaluation der Felsmalereien von Chongoni für das Welterbekommittee, ICOMOS 2006 (englisch)