Cembalokonzerte (Bach)
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Von Johann Sebastian Bach sind sieben Konzerte für ein Cembalo, Streicher und Basso Continuo in einer gemeinsamen Sammelhandschrift erhalten – eins davon setzt zusätzlich zwei Blockflöten ein. Darüber hinaus existieren drei Konzerte für zwei Cembali, zwei für drei und ein Konzert für vier Cembali, jeweils mit Streichern und Basso Continuo.
Nicht Gegenstand dieses Artikels sind Bachs Konzerte für Cembalo solo ohne Orchester. Dies ist zum einen eine Sammlung von sechzehn Bearbeitungen von Konzerten fremder Autoren (BWV 972 bis 987), die Bach in Weimar vorgenommen hatte, um das neue Genre zu studieren, sowie andererseits das Italienische Konzert BWV 971, das Bach 1734 innerhalb des zweiten Teils der Clavierübung veröffentlichte.
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[Bearbeiten] Entstehung
Die Cembalokonzerte entstanden in Leipzig etwa zwischen 1729 und 1740, als Bach das von Telemann gegründete Collegium Musicum leitete und Konzerte im „Zimmermannischen Caffee-Hauß“ veranstaltete. Nach einem ersten Experiment 1720/21 im fünften Brandenburgischen Konzert setzte Bach hier erstmalig in größerem Umfang das Cembalo als Soloinstrument ein. Die Biographen nehmen an, dass Bach in den Konzerten mit mehreren Solocembali auch seinen beiden ältesten Söhnen Gelegenheit geben wollte, solistisch aufzutreten und entsprechende Erfahrungen zu sammeln.
In den allermeisten Fällen zeigen erhaltene Urfassungen, Untersuchungen der Handschrift sowie stilistische Überlegungen, dass Bach ein bereits existierendes Konzert für ein anderes Instrument bearbeitete. Einzelsätze der Konzerte kommen daneben als instrumentale Einleitungssätze von Kantaten vor und gehen dabei in jedem Fall unabhängig ebenfalls auf die zugrundeliegende Urform, also nicht auf deren Version als Cembalokonzert zurück.
Bei einem Original mit Violine sah sich Bach gezwungen, wegen des Tonumfangs (bei der Violine bis e’’’, beim Cembalo nur bis d’’’) das Konzert um einen Ganzton nach unten zu transponieren. Zwei Bearbeitungsmethoden lassen sich unterscheiden: Entweder ist die linke Hand des Soloinstruments Träger der ursprünglichen Basslinie, und Cello und Bass des Orchesters werden nur in den Tuttipassagen hinzugefügt, oder der Orchesterbass behält seine Basslinie, und Bach fügte eine neue Stimme hinzu für die linke Hand des Cembalos.
Die Musikpraxis akzeptiert bis heute nicht voll, dass Bach eine Violine durch ein Cembalo ersetzen wollte, obwohl viele Detailverbesserungen und die gesamte Art der Umarbeitung der Solostimmen (beim Ersetzen violintypischer Figuren durch Cembalo-geeignete Passagen) genug Sorgfalt und Interesse des Autors erkennen lassen; es handelt sich sicher nicht um ungeliebte Gelegenheitsarbeiten. Bis auf eine Ausnahme sind keine Continuostimmen erhalten, und hier wird vermutet, dass sie zum zugrundeliegenden Oboenkonzert gehörten, denn es ist sehr zweifelhaft, dass die Stücke mit zusätzlichem Continuocembalo gespielt wurden. In diesen Werken und einigen kammermusikalischen Sonaten mit obligatem Cembalo sehen viele Forscher Bachs Bestreben, sich von der gängigen Basso-Continuo-Praxis zu lösen und tendiert inzwischen dazu, in diesen Konzerten Fassungen letzter Hand zu sehen, die nach Bachs Willen an Stelle der Originalversionen treten sollten.
[Bearbeiten] Die Konzerte der autographen Handschrift
Diese Handschrift umfasst sieben dreisätzige Konzerte für ein Cembalo (eins davon auch in einer zweiten Fassung) sowie ein Fragment eines Einleitungssatzes.
[Bearbeiten] Konzert d-Moll BWV 1052
- Sätze
- Allegro ¢ d-Moll
- Adagio 3/4 g-Moll
- Allegro 3/4 d-Moll
- Weitere Fassungen
- Eine Frühform, ebenfalls als Cembalokonzert: BWV 1052a
- Satz 1 in Kantate 146 Wir müssen durch viel Trübsal mit konzertierender Orgel
- Satz 2 ebenfalls in Kantate 146, mit konzertierender Orgel und hinzugefügtem Chorsatz.
- Satz 3 als Eingangssatz zu Kantate 188 Ich habe meine Zuversicht mit konzertierender Orgel, nur bruchstückhaft überliefert
- Werk
Stilistische Gründe und solche des Tonumfangs legen eine Urform in d-Moll für Violine und Streicher nahe; besonders die unbegleiteten Soli spielen sehr deutlich mit den Möglichkeiten der leeren d- und a-Saite einer Violine (ein sogenannter Bariolage-Effekt). Auffällig ist der rein dreistimmige Streichersatz im Schlusssatz; eine nähere Untersuchung zeigt, dass auch im ersten Satz keine echte Vierstimmigkeit entsteht. Möglicherweise basieren beide Sätze ursprünglich auf einem Konzert mit dreistimmigem Tutti; der tatsächlich vierstimmige Mittelsatz weist aber nur einen geringen Tonumfang des Soloinstruments auf und könnte aus einer anderen Quelle stammen. Allgemein vermutet die Forschung eine Erstfassung eines anderen Komponisten (als Violinkonzert), die Bach (ebenfalls für Violine) bearbeitete und um einen eigenen Mittelsatz ergänzte. Auf dieser Basis hätte er anschließend einerseits Kantatensätze mit konzertierender Orgel, andererseits das Cembalokonzert erstellt.
Das wohl am häufigsten aufgeführte Werk dieser Gruppe zeichnet sich durch eine ungewöhnlich leidenschaftliche Stimmung aus; Zweifel an Bachs Autorschaft wurde etwa von Albert Schweizer mit der Gegenfrage begegnet: Wer außer Bach hätte denn ein solches Werk schreiben können? Die reichen Verzierungen der Solostimme im Mittelsatz verdecken ein wenig die Tatsache, dass sie und die Linie der ersten Violine einander imitieren.
[Bearbeiten] Konzert E-Dur BWV 1053
- Sätze
- (ohne Bezeichnung) c E-Dur
- Siciliano 12/8 cis-Moll
- Allegro 3/8 E-Dur
- Weitere Fassungen
- 1. Satz in Kantate 169 Gott soll allein mein Herze haben (mit obligater Orgel)
- 2. Satz als Arie Stirb in mir, Welt, ebenfalls in Kantate 169 (mit Solo-Orgel und Altstimme).
- 3. Satz als Einleitungssinfonie in Kantate 49 Ich geh und suche mit Verlangen mit obligater Orgel.
- Werk
Bei diesem Konzert legt der geringe Tonumfang ein Konzert für Blasinstrument als Urfassung nahe; da als gesichert gilt, dass das Original in Es-Dur gestanden hat, kommt nur ein Oboenkonzert in Betracht[1]. In jüngerer Zeit wurde auch die Bratsche als Soloinstrument vorgeschlagen; dem ist entgegenzuhalten, dass es zu wenig barockes Vergleichsmaterial für dieses Instrument gibt, um diese These zu stützen – Bach selbst hat im Sechsten Brandenburgischen Konzert eine virtuosere Behandlung der Bratsche vorgestellt, als sie dieses Konzert bieten würde. Auch quellenkritische Betrachtungen[2] sprechen gegen eine Viola.
Christoph Wolff[3] hält es für ein originales Orgelkonzert und bringt die Komposition mit Bachs Auftritt am 21. September 1725 in Dresden in Verbindung, wo er nachweisbar ein oder mehrere Konzerte mit Streichern aufführte: „Alle anderen hypothetischen ursprünglichen Soloinstrumente [...] werfen ernsthafte Probleme auf; wenn beispielsweise eine Flöte oder Oboe den Schlusssatz spielt, bleibt dem Spieler keine Zeit zum Atemholen.“
[Bearbeiten] Konzert D-Dur BWV 1054
- Sätze
- (ohne Bezeichnung) ¢ D-Dur
- Adagio e piano sempre 3/4 h-Moll
- Allegro 3/8 D-Dur
- Weitere Fassungen
- Das Werk ist eine Bearbeitung des Violinkonzerts BWV 1042 (E-Dur).
- Werk
Das Werk ist eine sorgfältige Überarbeitung des bekannten Violinkonzerts. Der erste Satz ist ungewöhnlich durch seine dichte motivische Arbeit: Fast ununterbrochen zitiert die Begleitung Motive aus dem Thema; in Kombination mit einem klaren ABA-Aufbau (der erste Teil wird ganz ohne Veränderungen vollständig wiederholt) wirkt der Satz innerhalb von Bachs Gesamtschaffen sehr „modern“. Ähnliches lässt sich über den Schlusssatz mit seiner Rondoform sagen, die das Thema nur in der Grundtonart bringt und dazwischen vier – zunehmend virtuosere – Soloabschnitte setzt, die Bach für das Cembalo entsprechend adaptierte.
Der Mittelsatz deutet zu Beginn eine Passacaglia an, verlässt jedoch schnell die strenge Bindung an das vorgestellte Thema und verwendet nur noch das Motiv des Themas im Bass sowie die abschließende Schlusskadenz.
[Bearbeiten] Konzert A-Dur BWV 1055
- Sätze
- Allegro ¢ A-Dur
- Larghetto 12/8 fis-Moll
- Allegro 3/8 A-Dur
- Weitere Fassungen
- (keine erhalten)
- Werk
Der Tonumfang (bis auf die einleitenden Arpeggien während des Tuttithemas) legt ein ursprüngliches Konzert für Oboe d’amore nahe. In dieser Form wird das Konzert häufig aufgeführt. In allen drei Sätzen heben sich Tutti- und Solothema deutlich von einander ab. Die großen Intervalle der ersten Violine und die stark dissonanz- und vorhaltgeprägte Harmonik lassen den Mittelsatz ungewöhnlich ausdrucksstark wirken. Der Schlusssatz stellt eine Art bäuerlichen Tanz mit behäbig fortschreitender Harmonik den glitzernden Zweiunddreißigsteln in Streichern und Soloinstrument gegenüber.
[Bearbeiten] Konzert f-Moll BWV 1056
- Sätze
- (ohne Bezeichnung) 2/4 f-Moll
- Largo c As-Dur
- Presto 3/8 f-Moll
- Weitere Fassungen
- Eine kürzere Version des Mittelsatzes ist als Sinfonia zu Kantate 156 Ich steh mit einem Fuß im Grabe erhalten, dort für Solo-Oboe und Streicher pizzicato.
- Werk
Ein auffällig kurzes Werk mit eher kleingliedriger Struktur, das daher allgemein als eine frühe Komposition Bachs angesehen wird. Dennoch wird es – nach dem d-Moll-Konzert BWV 1052 – wahrscheinlich am zweithäufigsten aus dieser Serie aufgeführt. Dass die Schlussfloskel des Ritornells im ersten Satz unterschiedlich behandelt wird, legt eine Originaltonart g-Moll nahe; der Tonumfang der Ecksätze und einige stilistische Details lassen eine Violine als Originalinstrument vermuten. Allerdings passt dazu der Mittelsatz weder in der Tonart noch im Umfang − er dürfte aus einem anderen Konzert stammen, und der erhaltene Kantatensatz legt hier eine Oboe nahe. Bach transponierte den Satz nach As-Dur und stellte am Schluss durch eine ungewöhnliche Modulation die Verbindung zur Grundtonart her.
[Bearbeiten] Konzert F-Dur BWV 1057
- Sätze
- (ohne Bezeichnung) 3/8 F-Dur
- Andante 3/4 d-Moll
- Allegro assai c/ F-Dur
- Weitere Fassungen
- Urfom ist das Vierte Brandenburgische Konzert (BWV 1049) in G-Dur
- Werk
Die Besetzungsangabe lautet Cembalo certato, due Fiauti a bec, due Violini, Viola e Cont.; Bach fügt also noch zwei Blockflöten hinzu. Es handelt sich um eine Bearbeitung des Vierten Brandenburgischen Konzerts und setzt wieder einmal das Cembalo an Stelle der originalen Violine. Der erste Satz fällt durch seine ungemein lebendige Periodik auf, die immer wieder Takte einschiebt, die Taktschwerpunkte der einzelnen Instrumentalgruppen gegen einander versetzt und durch häufige Hemiolen Spannung schafft. So ist gleich der erste Themeneinsatz sechs Takte lang (Takte 5 und 6 als Sequenz der Vorhergehenden); in der anschließenden transponierten Wiederholung wird noch ein weiterer Takt eingeschoben, etc. Den Mittelsatz bildet eine stilisierte Sarabande, bei der das Cembalo im Stil der Mehrchörigkeit gegen die Streicher eingesetzt wird (es übernimmt hier die Partien des originalen Flöten-/Violintrios). Der Schlussatz ist eine großangelegte Fuge mit umfangreichen Soli, besonders wieder natürlich für das Cembalo.
[Bearbeiten] Konzert g-Moll BWV 1058
- Sätze
- (ohne Bezeichnung) g-Moll 2/4
- Andante c B-Dur
- Allegro assai g-Moll 9/8
- Weitere Fassungen
- Das Werk ist eine Bearbeitung des Violinkonzerts BWV 1041 (a-Moll).
- Werk
In der Fassung als Violinkonzert in a-Moll gehört das Werk zu den bekanntesten Konzerten Bachs. Der langsame Satz ist eine Passacaglia (hat also einen durchgehend gleichbleibenden Bass); im dritten fällt der durchgehende Triolenrhythmus auf gemütlich voranschreitenden Bassvierteln auf, der nur von der Soliovioline durch virtuose Sechzehntel unterbrochen wird.
[Bearbeiten] Fragment d-Moll BWV 1059
- Satzbezeichnung
- (ohne Bezeichnung) ¢ d-Moll
- Weitere Fassungen
- Einleitungssinfonie Kantate 35 Geist und Seele wird verwirret (mit obligater Orgel)
- Werk
Das neuntaktige Bruchstück trägt die Bezeichnung „Cembalo solo, una Oboe, due Violini, Viola, e Cont.“. Da Kantate 35 noch einen weiteren Instrumentalsatz zum Beginn des zweiten Teils enthält, wird vermutet, dass diese beiden Sätze die Ecksätze des ursprünglichen Konzerts bildeten. Da die Eingangsarie der Kantate ebenfalls eine obligate Orgel als Soloinstrument verwendet (und eine Altstimme hinzufügt) sehen einzelne Forscher hier den Mittelsatz des Konzerts.
Da die Versuche der Rekonstruktion sich hier aber genötigt sehen, eine originale Solostimme aus Partien der Orgel und des Alt zusammenzumontieren, wird dies von anderen Forschern bestritten. Eine andere Theorie würde auch den fragmentarischen Status und die Besetzung erklären: Die Umfänge legen nahe, dass Bach ein Oboenkonzert bearbeiten wollte, und im Mittelsatz das Originalinstrument solistisch einsetzen wollte (möglicherweise mit einer hinzugefügten Cembalostimme). Ein langsamer Satz für Oboe und Streicher in passender Tonart ist als Einleitungssatz zu Kantate 156 erhalten und würde gut in das Werk passen; hier könnte es sich also um den originalen Mittelsatz handeln. Bach hätte demzufolge nach neun Takten festgestellt, dass er diesen Satz bereits im Konzert f-Moll (BWV 1056) verwendet hatte und daher die weitere Arbeit abgebrochen. – Doch all das sind Vermutungen, und die wenigen Rekonstruktionsversuche der Komposition haben sich in der Konzertpraxis nicht recht durchgesetzt.
[Bearbeiten] Weitere Konzerte mit einem Solo-Cembalo
Zwei weitere Konzerte sind nicht in der Sammelhandschrift enthalten, aber als konzertante Werke mit Solocembalo zu erwähnen. Sie sind in weitem Zeitabstand ganz unabhängig von einander entstanden, haben aber gleiche Besetzung - eine Gruppe aus Solocembalo, -Flöte und -Violine, die den Streichern und dem Basso Continuo entgegentreten; in beiden Werken wird der Mittelsatz ausschließlich durch die Solisten gespielt.
[Bearbeiten] Fünftes Brandenburgisches Konzert BWV 1050
(Siehe 5. Brandenburgisches Konzert)
- Sätze
- Allegro ¢ D-Dur
- Affettuoso c h-Moll
- Allegro 2/4 D-Dur
- Werk
Dies ist das früheste Werk von Bach mit konzertierendem Cembalo (spätestens 1720) und sicher eins der ersten Konzerte mit solistischen Cembalo in der gesamten Musikgeschichte. Am Orchestersatz fällt auf, dass die zweite Geige fehlt – vermutlich ist das Werk für ein ganz kleines Ensemble mit solistischen Streichern geschrieben.
[Bearbeiten] Tripelkonzert a-Moll BWV 1044
- Sätze
- Allegro c a-Moll
- Adagio ma non tanto e dolce 6/8 C-Dur
- Alla breve ¢ a-Moll
- Werk
Dieses Konzert ist mindestens zwanzig Jahre später als die oben besprochenen Cembalokonzerte entstanden. Es handelt sich ebenfalls um eine Bearbeitung: Als einziger bekannter derartiger Fall wurden seine Ecksätze aus einem Präludium und einer Fuge für Cembalo (BWV 894) gewonnen. In seinen Präludien und Fugen in der frühen Weimarer Zeit hatte Bach die neue italienische Konzertform zu adaptieren begonnen; dieser Hintergrund mag beigetragen haben, das Werk für diesen Zweck geeignet erscheinen zu lassen.
Zum Mittelsatz verwendete Bach das Adagio der Triosonate d-Moll für Orgel (BWV 527); er fügte zu dem dreistimmigen Satz eine vierte begleitende Stimme hinzu und verteilte dann die drei Oberstimmen abwechselnd auf die Soloinstrumente.
Der Orchestersatz ist ungewohnt farbig durch die Verwendung von Doppelgriffen, Pizzicato und einer sehr fein abgestuften Dynamik; dies findet bei Bach erst Parallelen in den späten Leipziger Jahren und könnte auf den Einfluss seines Sohns Carl Philipp Emanuel zurückgehen. Auch der große Tonumfang des Solocembalos (der dem der Kunst der Fuge entspricht) führt dazu, das Werk auf nach 1740 zu datieren[4] und möglicherweise mit einem der Besuche Bachs in Berlin (1741 und 1747) in Verbindung zu bringen.
[Bearbeiten] Konzerte für zwei Cembali
[Bearbeiten] Konzert c-Moll für zwei Cembali BWV 1060
- Sätze
- Allegro c c-Moll
- Adagio 12/8 Es-Dur
- Allegro 2/4 c-Moll
- Ursprung
Die Tonumfänge und die unterschiedliche Behandlung der beiden Instrumente haben schon früh zu der Erkenntnis geführt, dass ein Konzert für Violine und Oboe zugrunde liegt. Das größere Problem ist die Frage seiner Originaltonart. Heute wird es meist in d-Moll gespielt, aber eine unauffällige Stelle in den Figurationen der Solovioline ist nur erklärbar, wenn die Urfassung (oder eine Zwischenfassung mit Violine) ebenfalls in c-Moll war.
[Bearbeiten] Konzert C-Dur für zwei Cembali BWV 1061
- Sätze
- (ohne Bezeichnung) c C-Dur
- Adagio ovvero Largo „(Quartetto tacet)“ 6/8 a-Moll
- Fuga c C-Dur
- Ursprung
Die sehr cembaloidiomatische Schreibweise und die geringe Rolle des Orchesters, das nur vorhandene Linien verdoppelt und im Mittelsatz ganz schweigt, legen nahe, dass das Werk ursprünglich für zwei Cembali alleine konzipiert war – eine Besetzung, die bei Bach sonst nur bei zwei Contrapuncten in der Kunst der Fuge vorkommt.
[Bearbeiten] Konzert c-Moll für zwei Cembali BWV 1062
- Sätze
- (ohne Bezeichnung) c c-Moll
- Andante 12/8 Es-Dur
- Allegro assai 3/4 c-Moll
- Ursprung
Das Werk ist eine Bearbeitung des d-Moll-Konzerts für zwei Violinen (BWV 1043). Es fällt auf, dass der langsame Satz in der Violinversion mit „Largo“ bezeichnet ist: Entweder ist als Zählzeit dort das punktierte Viertel gemeint und hier das Achtel, oder Bach hätte tatsächlich für Cembalo ein deutlich schnelleres Tempo zugrundegelegt als für Violinen.
[Bearbeiten] Konzerte für drei und vier Cembali
[Bearbeiten] Konzert d-Moll für drei Cembali BWV 1063
- Sätze
- (ohne Bezeichnung) 3/8 d-Moll
- Alla Siciliana 6/8 F-Dur
- Allegro 2/4 d-Moll
- Ursprung
Die drei Sätze der Komposition unterscheiden sich erheblich in ihren satztechnischen Details, was eine gemeinsame Originalquelle unwahrscheinlich erscheinen lässt. So setzt der Mittelsatz in der überlieferten Form nur das erste Cembalo solistisch ein, spricht also deutlich gegen ein Konzert mit mehreren gleichberechtigten Soloinstrumenten. Die abschließende Fuge ist fünfstimmig, so dass die vierstimmige Streicherbesetzung ebenfalls mehr wie das Resultat der Bearbeitung wirkt – bis zum Frühjahr 1715 war Bachs Orchestersatz noch fünfstimmig (mit geteilten Bratschen)[5]; wenn das Original tatsächlich von Bach ist, dürften hier demnach Reste eines Werks aus den ersten Weimarer Jahren vorliegen.
Bei Überlegungen zu der Originalbesetzung müssen die Sätze also offenbar unabhängig von einander betrachtet werden; derartige Überlegungen bleiben aber spekulativ, solange das Autograph der Bearbeitung nicht vorliegt.
- Musik
Den Anfangssatz mit seinem wuchtigen Unisonothema, das so immer wieder zur Gliederung eingesetzt wird, aber auch imitatorisch verarbeitet wird, ist typisch für ein barockes Mollthema, das vom deutlichen Ausspielen der verminderten Septime zwischen tiefer sechster und erhöhter siebter Stufe lebt.
[Bearbeiten] Konzert C-Dur für drei Cembali BWV 1064
- Sätze
- Allegro c C-Dur
- Adagio c a-Moll
- Allegro ¢ C-Dur
- Ursprung
Eine weitere Fassung des Konzerts liegt nicht vor. Auffällig ist, dass die drei Soloinstrumente immer wieder unisono gegen die Violinen des Orchesters geführt werden – diese Satzweise legt nicht nur Violinen als Soloinstrumente nahe, sie führte auch zu der Vermutung, dass der Orchsterpart erst später hinzugefügt wurde, es sich mithin zunächst also um ein Konzert für drei Violinen und Continuo (ohne Orchester) handelte[6]. Diese Frühfassung wurde in die späte Weimarer Zeit datiert, beispielsweise um 1716[7] oder 1718[8].
[Bearbeiten] Konzert a-Moll für vier Cembali BWV 1065
- Sätze
- (ohne Bezeichnung) c a-Moll
- Largo 3/4 a-Moll
- Allegro 6/8 a-Moll
- Ursprung
Die Komposition ist eine Bearbeitung von Antonio Vivaldis Konzert h-Moll für vier Violinen und Streicher (Opus 3, 10, aus dessen Sammlung „L'Estro Armonico“). Bach ergänzte das Werk durch zusätzliche Chromatik, lebendigere Bassstimmen und viele ähnliche Details und schob im letzten Satz einen Takt ein.
- Musik
Interessant ist für den Hörer sicher der Vergleich zwischen den beiden Versionen. Bachs Fassung wirkt deutlich reifer und ausgearbeiteter, nimmt aber von der ursprünglichen Frische und genial-unbedarften Neuartigkeit, die das Werk Vivaldis auszeichnet.
[Bearbeiten] Einzelverweise
- ↑ Ulrich Siegele: Kompositionsweise und Bearbeitungstechnik in der Instrumentalmusik Joh. Seb. Bachs, 1956, ISBN 3-7751-0117-9
- ↑ Joshua Rifkin: Verlorene Quellen, verlorene Werke (Fußnote) in: Martin Geck (Her.): Bachs Orchesterwerke. Bericht über das 1. Dortmunder Bach-Symposion 1996. Witten 1997, ISBN 3-932676-04-1
- ↑ Christoph Wolff, Johann Sebastian Bach, 2. Auflage 2007. S. Fischer, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-596-16739-5
- ↑ Peter Wollny, Überlegungen zum Tripelkonzert a-Moll BWV 1044 in Martin Geck (Her.): Bachs Orchesterwerke (s. oben)
- ↑ Christoph Wolff, an gleicher Stelle
- ↑ Werner Breig: Zur Chronologie von Johann Sebastian Bachs Konzertschaffen in: Archiv für Musikwissenschaft 40 (1983)
- ↑ Jean-Caude Zehnder: Zum späten Weimarer Stil Johann Sebastian Bachs in: Martin Geck (Her.): Bachs Orchesterwerke (s. oben).
- ↑ Gregory Butler, Toward a More Precise Chronology for Bach's Concerto for Three Violins and Strings in: Martin Geck (Her.): Bachs Orchesterwerke (s. oben)
[Bearbeiten] Weitere Literatur
- Werner Breig: Johann Sebastian Bach und die Entstehung des Klavierkonzerts, in: Archiv für Musikwissenschaft, 36. Jahrg., H. 1. (1979), pp. 21-48 doi:10.2307/930578