Billard
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Billard (ˈbɪljaʁt) ist ein Ballspiel, bei dem zwei oder vier Personen gegeneinander spielen.
Es wird mit Kugeln (dem Englischen entsprechend oft auch Bälle genannt) – die heute meist aus hochwertigem Phenolharz wie Aramith bestehen – und dem Queue, mit dem die weiße Kugel gestoßen wird, auf einem Billardtisch gespielt.
Die deutsche Schreibweise Billard entspricht der französischen Herkunft. Die verbreitete (falsche) Schreibweise Billiard entstammt der englischen Sprache. Das französische Wort bille bezeichnet eine kleine Kugel, einen Ball oder eine Murmel. Zum Begriff Kugel siehe auch Abgrenzung Kugel – Ball.
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[Bearbeiten] Geschichte
Es gibt keine genauen Überlieferungen, wie und zu welcher Zeit Billard entstanden ist. Auch die verschiedenen Entwicklungsstufen sind nicht hundertprozentig nachvollziehbar. Schon 2000 v. Chr. soll es bereits ähnliche Spiele gegeben haben.
Ab dem 13. Jahrhundert finden sich Hinweise auf Ball- und Sportspiele, die dem Billard ähnlich sind. In dieser Zeit wurde auf dem Boden gespielt, die Kugeln wurden mit einem Stock geschlagen. Ab der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde auf Tischen gespielt. Der Pfandleiher Bill Kew spielte mit drei Kugeln auf einem Tisch, an dessen Rand er Leisten befestigte, damit die Kugeln nicht vom Tisch herunterfielen. Es entstand der Name Billard aus dem französischen Bille, was so viel heißt wie Kugel und aus dem Wort Art de Bille, frei übersetzt also Kunst der Kugeln. Eine andere Theorie besagt allerdings, dass der Name aus dem französischen „Bille“ (Ball) und dem englischen „Jard“ (Stock, Rute) entstanden sei, und sogleich die wichtigsten Werkzeuge im Namen vereine. Dies gilt als die Geburtsstunde des Billard. Die Möglichkeiten waren beschränkt, da der Billardstock gebogen war und die Kugeln nicht am Queue hafteten. Dies änderte sich mit der Einführung des Leders an der Queuespitze.
Das Queue hatte (ab etwa 1750) seine gerade Form erhalten. Einen Defekt an der Queuespitze reparierte der Franzose Mengaud mit einem Stück Leder aus seinen Stiefeln. Da die Queuespitze nun an den Bällen haftete, war es möglich, die Kugeln mit Effet zu spielen. Seine Forschungen und Entwicklungen auf diesem Gebiet verhalfen ihm später zum Titel Professeur de Billard. Das Billardspiel entwickelte sich im Laufe der Zeit weiter, doch war es vor allem den Adligen vorbehalten. 1854 wurde das Spiel durch die Erfindung einer gummigepolsterten Bande von Michael Phelan revolutioniert (siehe Bandenholz).
Ebenso wie heute Millionen Menschen sich an dem Spiel zu erfreuen scheinen, bevorzugten auch schon im 17. und 18. Jahrhundert so berühmte Personen wie Ludwig XIV. und Napoléon Bonaparte das Billardspiel. Auch Napoleons Gattin Marie-Louise von Österreich, Mozart, Goethe, Schiller und Einstein konnten sich für dieses Spiel begeistern.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurden bereits erste Amateurweltmeisterschaften ausgetragen. Ferner entstanden verschiedene Verbände, in erster Linie der Weltbillardverband. Die beiden Weltkriege warfen die Entwicklung wieder zurück. Heutzutage hat Billard einen hohen Bekanntheitsgrad und ist weltweit verbreitet.
Mit der Zeit entstanden verschiedene Spielarten, die sich in durchaus grundlegenden Details voneinander unterscheiden.
[Bearbeiten] Spieltechnik
Es gibt mehrere Stoßtechniken. Zunächst ist zwischen einem Stoß, der die weiße Kugel exakt in der Mitte trifft (in Fortsetzung einer Geraden) und einem Effetstoß (dezentral) zu unterscheiden. Der Effetstoß dreht die weiße Kugel an und ermöglicht so entweder die angespielte Kugel zu einem bestimmten Laufverhalten zu veranlassen und/oder eine bessere Ablage der weißen Kugel zu erhalten.
Trifft man die Kugel in der (vertikalen und horizontalen) Mitte, so wird sie zunächst ein wenig geschoben, nach kurzer Laufdistanz beginnt sie jedoch wegen der Reibung auf dem Tuch zu rollen. Ein Stoß, der die weiße Kugel außerhalb der Mitte trifft, führt zu einer Drehung der Kugel um ihre eigene Achse. Zusätzlich zum Impuls, mit dem man die primäre Laufrichtung bestimmt, wird die Kugel in Rotation versetzt. Je nachdem, wo die Kugel mit dem Queue getroffen wird, hat dies unterschiedliche Wirkungen:
- Oberhalb der Mitte:
Die weiße Kugel wird, nachdem sie eine andere Kugel zentral getroffen hat, dieser nachlaufen. Daher heißt dieser Stoß Nachläufer oder auch "Laufball". - Unterhalb der Mitte:
Die weiße Kugel wird nach dem zentralen Auftreffen auf eine andere Kugel zurück laufen (daher heißt dieser Stoß Rückläufer oder Zugball), oder ihren Lauf verlangsamen oder – beim so genannten Stoppball – genau an dieser Position liegen bleiben, falls die weiße Kugel nach dem Auftreffen auf die farbige Kugel keine vorwärts- oder rückwärtsrotierende Energie besitzt..
In beiden genannten Fällen, wie auch beim Rechts- bzw. Linkseffet, wird annähernd die gesamte Translationsenergie (die Energie, die in der Vorwärtsbewegung steckt) auf den getroffenen Ball übertragen, während die im Spielball enthaltene Rotationsenergie zu dem beschriebenen Effekt führt. Wird nicht völlig zentral getroffen, teilt sich – in Relation zur Abweichung des Anspielpunktes von der Mitte – die Translationsenergie zwischen den Bällen auf und diese laufen in unterschiedliche Richtungen. Das ruhige Nachführen des Queues ist hierbei unabdingbar. Ein kurzer, abgehackter Stoß führt dazu, dass der Effet nur kurz anhält und vor Erreichen des Zielballs in zusätzliche Translationsenergie übergegangen ist (Nachläufer) oder von der Reibung kompensiert wurde (Rückläufer). Solange der Effet wirkt, rollt der Ball nicht seinen Umfang auf dem Tuch ab, sondern rutscht im Idealfall über das Tuch bis zum Erreichen des angezielten Balls.
- Rechts oder links der Mitte (seitlicher Effet):
Die weiße Kugel wird nach geradem Auftreffen auf eine Bande nicht gerade zurücklaufen. Dieser sogenannte seitliche Effet ändert den Winkel zu der Seite, auf der man die weiße Kugel angespielt hat.
Besonders bei den technischen Disziplinen im Carambolage (Freie Partie, Cadre) wird dieser Effet dazu eingesetzt, um den angespielten Ball 2 wieder korrekt zu positionieren. Die Rotation wird beim Auftreffen – wie zwischen 2 verbundenen Zahnrädern – als Gegeneffekt übertragen und wirkt sich nach dem Berühren einer Bande sichtbar aus (Serienspiel).
Alle diese Möglichkeiten lassen sich kombinieren, um beispielsweise der weißen Kugel nach dem Versenken einer anderen Kugel eine ganz bestimmte Laufrichtung zu geben. Nur so lassen sich exakte Positionen erreichen, um das Spiel fortzusetzen.
Zu beachten ist, dass sich ein gutes Poolspiel dadurch auszeichnet, dass man so wenig wie möglich von diesen „Möglichkeiten“ Gebrauch macht. Die höchste Treffwahrscheinlichkeit erreicht man immer, wenn man die Kugel in der Mitte anspielt.
Weiterhin gibt es sogenannte Kopfstöße, die besonders bei Trick-Shots und beim „Kunststoß“ (heute: Billard Artistique), aber auch regelmäßig bei den technischen Disziplinen des Carambolage Anwendung finden. Kopfstöße (Massé, Piqué) bewirken beispielsweise, dass die Kugel einen deutlich sichtbaren Bogen beschreibt, sich zunächst vorwärts und dann ohne weiteren Ball- oder Bandenkontakt rückwärts bewegt, die selbe Bande oder angrenzende Banden gleich mehrfach hintereinander berührt oder gar von der Tischplatte abhebt. Die weiße Kugel wird hierzu mit einem Winkel von ungefähr 30 bis 90° von oben gestoßen. Es gibt jedoch Regeln, die diese Trick-Shots begrenzen.
[Bearbeiten] Billard bei internationalen Sportveranstaltungen
Billard ist keine olympische Sportart. In einem Bulletin vom 29. August 2002 empfiehlt das Internationale Olympische Komitee, Billard nicht in das Programm für die Spiele 2008 in Peking aufzunehmen.
Bei den World Games 2001 in Akita und 2005 in Duisburg und bei den Asienspiele 2002 in Busan war Billard im Programm.
Wichtige Veranstaltungen, bei denen Billard im Gespräch ist, sind die Commonwealth Games, die Panafrikanische Spiele und die Panamerikanische Spiele.
[Bearbeiten] Spielarten
Beim Billard unterscheidet man bis zu 35 Spielarten. Die populärsten davon sind Poolbillard, Snooker, Carambolage, Kegelbillard, Russisches Billard und English Billards.
[Bearbeiten] Literatur
- Gaspard Gustave de Coriolis: Théorie mathématique du jeu billard, 1835
- Maurice Vignaux: Le Billard, Paris, Delarue, Libriare-Editeur, 5, Rue Des Grand-Augustins, 5, 1889 und 1895, 412 S.