Bilderhandschrift
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Eine Bilderhandschrift ist ein Manuskript, das im Gegensatz zu einer reinen Texthandschrift selbständige Illustrationen enthält. Es ist dabei unerheblich, ob die Illustrationen auf den Text Bezug nehmen oder lediglich der Dekoration dienen, sie gehen aber im Gegensatz zur nicht-illustrativen Illumination über eine bloße Dekoration des Schriftbildes selbst (durch verzierte Initialen oder Ränder usw.) hinaus, wobei insbesondere bei reich dekorierten Initialen der Übergang von der bloßen nichtfigürlichen Dekoration zur vollwertigen Illustration natürlich fließend sein kann.
“Was die Geographie nur summarisch von der Welt sagt, dasselbe erzählt der Topograph oder Ortsbeschreiber alles nacheinander, legt jedes Teil gesondert auseinander und dem Leser so vor Augen, als sähe er die Stadt, davon geredet wird, persönlich vor sich liegen”, erläuterte Georg Braun die Kunst der Bilderhandschrift gegen Ende des 16. Jahrhunderts.
Bildhandschriften wurden seit der Antike angefertigt. Es ist aber eine Entwicklung des Spätmittelalters im Speziellen, dass die Buchmalerei in Prunkhandschriften den Text an Wichtigkeit zu überflügeln beginnt (Très Riches Heures), und besonders im 15. Jahrhundert wird der "profane Bilderhunger" (C. Pfaff) durch reich illustrierte Hausbücher und Bilderchroniken gestillt. Auch im Bereich der pragmatischen Schriftlichkeit werden in dieser Zeit Illustrationen beliebter (Leonardo da Vinci, Fechtbuch), die pragmatischen Handschriften des Spätmittelalters werden jedoch mit dem Siegeszug der Druckerpresse im 16. Jh. bereits wieder weitgehend durch gedruckte Bücher, illustriert mit Stichen und Holzschnitten, ersetzt.
Der Kölner Dekan Georg Braun und der aus den Niederlanden stammende Frans Hogenberg schufen mit ihrem Werk „Civitates orbis terrarum“ (im Deutschen „Beschreibung und Contrafactur der vornembster Staet der Welt“) Ende des 16. Jahrhunderts (der erste Band erschien 1572) einen neuen Maßstab. Dabei nutzten sie bereits den Kupferstich.
[Bearbeiten] Werke
- Georg Braun, Frans Hogenberg: Civitates orbis terrarum, 16. Jahrhundert
- Matthäus Merian: Topographie, 1642
- Sebastian Münster: Cosmographia, 1592
- Stralsunder Bilderhandschrift, 1611–1615
[Bearbeiten] Literatur
- Herbert Ewe: Stralsunder Bilderhandschrift. Hinstorff Verlag, Rostock 1979