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Bettler – Wikipedia

Bettler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Menschen Bettler. Das Wort bezeichnet auch die Kartenspielansage, keinen Stich zu machen, etwa in Bauernschnapsen oder Königrufen.
Bettler-Skulptur (Santo Spirito Hospital, Rom)
Bettler-Skulptur (Santo Spirito Hospital, Rom)
bettelndes Mädchen am Rande eines Einkaufszentrums in Djakarta
bettelndes Mädchen am Rande eines Einkaufszentrums in Djakarta
Slowakischer Bettler mit amputierten Beinen in München
Slowakischer Bettler mit amputierten Beinen in München
Bettler am Wegesrand (Darstellung von 1568)
Bettler am Wegesrand (Darstellung von 1568)
Bettler in den Vereinigten Staaten
Bettler in den Vereinigten Staaten

Bettler sind Menschen, die ihren Lebensunterhalt ganz oder teilweise aus Almosen, milden Gaben anderer, bestreiten. Meistens wird um Geld gebettelt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ursachen

Die Ursachen des Bettelns sind vielfältig, besonders in wirtschaftlich unterentwickelten Ländern sind Bettler verbreitet. Arbeitslosigkeit, Unfälle, Alter, Faulheit oder die Verweigerung von Sozialhilfe gelten als (weitere) Gründe.

Das Leben als Bettler kann auch selbst gewählt sein und hat bisweilen eine eigene Würde, besonders bei Bettelorden oder Einsiedlern.

[Bearbeiten] Geschichte

In früheren Jahrhunderten, als es noch keine Sozialversicherungen gab, wuchsen die Bettler in den europäischen Städten zu Scharen an. Die Kirche und private Wohlfahrtseinrichtungen nahmen sich ihrer an. Doch bereits im Mittelalter empfand die Obrigkeit das erhebliche Anwachsen des Lumpenproletariats als Gefahr für ihre Herrschaft: Man begann, durch polizeiliche Anordnung den unberechtigten Bettel zu unterdrücken, anerkannte aber andererseits bei gewissen hilflosen und gebrechlichen Personen durch Ausstellung behördlicher Bettelbriefe ein Recht auf Mildtätigkeit.

Als älteste Bettlerordnung in Deutschland gilt die Nürnberger von 1478. Außerdem sollten insbesondere der Reichsabschied von 1512, der Landfrieden von 1551 und die Reichspolizeiordnung von 1577 der Bettelei entgegenwirken. Zahlreiche landespolizeiliche Verordnungen sollten in den deutschen Territorien das Betteln eindämmen, zumal nach dem Dreißigjährigen Krieg. Die englische Gesetzgebung bestrafte im 16. Jahrhundert Bettler und Landstreicher sogar durch Auspeitschungen und Brandmarkungen.

Zum Bettelwesen für das ausgehende 19. Jahrhundert, insbesondere zum Einsatz von Kindern zur Bettelei schreibt Meyers Enzyklopädie von 1888:

Am allerwenigsten darf der Mißbrauch der Kinder zum Zweck des Bettelns geduldet werden. Das deutsche Strafgesetzbuch bestraft Bettelei als Polizeiübertretung mit Haft (§ 361), gewohnheitsmäßige Bettler und solche, welche unter Drohungen oder mit Waffen gebettelt haben, können nach verbüßter Haft bis zu 2 Jahren in ein Arbeitshaus eingesperrt werden (§ 362). Den selbst Bettelnden sind diejenigen gleichgestellt, welche Kinder zum Betteln anleiten oder ausschicken oder die ihrer Aufsicht untergebenen, zu ihrer Hausgenossenschaft gehörigen Personen vom Betteln abzuhalten unterlassen. Bettelei unter Vorspiegelung körperlicher Gebrechen oder unter Behauptung falscher Thatsachen wird als Betrug durch die Gerichte geahndet.

Aus religiöser Sicht ist die Unterstützung, Verpflegung und Beherbergung von Armen und Kranken ein Werk der Barmherzigkeit. Dabei ist Sachleistungen (Essen, warme Quartiere) der Vorzug zu geben, aus den oben genannten Bedingungen.

Die Erforschung der Genealogie der Bettler wie auch der Gauner, Räuber und anderer Randexistenzen ist ein schwieriges Spezialgebiet, das sich auf oft umfangreiche Gerichts- und Polizeiakten, Steckbriefe usw. stützen kann.

[Bearbeiten] Besonderheiten

[Bearbeiten] Brandbettel

Die auch heute noch gebräuchliche Benutzung der Bezeichnung Brandbrief als eine Ein- und Aufforderung zur schnellen Hilfe geht auf das als Brandbettelbrief bekannt gewordene Schriftstück zurück. Dieser Brandbettelbrief war ein Schreiben von Behörden, das sogenannten Abgebrannten, also Menschen die Hab und Gut und Haus durch einen Brand verloren hatten, zum Zwecke der Bettelei, die örtlich zum Teil streng verboten war, ausgegeben wurde. Da auch teilweise Missbrauch damit einherging, wurde mit Einführung der Feuerpflichtversicherungen die Brandbettelei abgeschafft.

[Bearbeiten] Beruf in Indien

Bis in die 1980er Jahre wurde Bettler in den offiziellen indischen Statistiken als anerkannter Beruf geführt. Dort gibt es, wie in vielen armen asiatischen Ländern, „Bettelmafias“. Dies sind geheime Untergrundorganisationen, die Kinder kaufen oder entführen und zum Betteln zwingen.

[Bearbeiten] Rechtslage

[Bearbeiten] Deutschland

Betteln ist in Deutschland grundsätzlich erlaubt, doch Vortäuschung falscher Verhältnisse (z. B. "bin obdachlos", "Geldbörse gestohlen") kann einen Bettelbetrug darstellen und aufdringliches Betteln kann in Deutschland als Ordnungswidrigkeit geahndet werden.[1] Bettler sind z. T. obdachlos.

Betteln ist in Deutschland steuerfrei, d. h. Einkünfte hieraus unterliegen nicht der Einkommensteuer.

[Bearbeiten] Einzelnachweis

  1. § 118 Abs. 1 OWiG

[Bearbeiten] Weblinks

Wiktionary
 Wiktionary: Bettler – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik
Commons
 Commons: Betteln – Bilder, Videos und Audiodateien
Wikiquote
 Wikiquote: Bettler – Zitate


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