Berufsoberschule
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Die Berufsoberschule (BOS) ist eine Möglichkeit für Schüler mit einem mittleren Schulabschluss (z. B. Mittlere Reife, Fachschulreife in Bayern bzw. der Fachoberschulreife in anderen Bundesländern) und einer abgeschlossenen Berufsausbildung entweder die Fachhochschulreife, die fachgebundene Hochschulreife oder auch die allgemeine Hochschulreife (mit zweiter Fremdsprache) zu erwerben.
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[Bearbeiten] Klassen
[Bearbeiten] Vorklasse
Nur für Schüler, die ihren mittleren Bildungsabschluss über die Berufsschule erworben haben, wobei auch Schüler, die einen mittleren Schulabschluss über Wirtschafts- bzw. Realschule erworben haben, zugelassen werden.
Jedoch ist der Zugang auch für Schüler, die einen mittleren Schulabschluss, wie auch immer erworben, vorweisen können, möglich. In diesem Fall muss im Vorfeld ein Aufnahmetest in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch absolviert werden, der sich auf dem Niveau der 9. Klasse Hauptschule (Bayern) bewegt, wobei die Summe der Noten nicht schlechter als 4 sein darf. Diese Schüler erwerben durch den erfolgreichen Besuch der Vorklasse (keine Note schlechter als 4 bzw. 4 Punkte), automatisch, d. h. ohne gesonderte Prüfung, den mittleren Bildungsabschluss (mittlere Reife).
Die Anzahl bzw. die Auswahl der Fächer, die unterrichtet werden, variiert von BOS zu BOS bzw. von Jahr zu Jahr, je nachdem welche Mittel bzw. wieviele Lehrer jeweils zur Verfügung stehen. Da ab 2006 auch für Schüler mit, über Wirtschafts- bzw. Realschule erworbenen, mittlerem Schulabschluss die Möglichkeit besteht, die Vorklasse zu besuchen, wird die Klassenstärke voraussichtlich zunehmen.
Die Vorklasse vermittelt den Berufsabsolventen die notwendigen Basiskenntnisse, auf denen der Unterrichtsstoff in der 12. Klasse aufbaut. Im Jahreszeugnis der Vorklasse darf keine Note schlechter als 3 sein, damit die Probezeit für die 12 Jahrgangsstufe entfällt.
[Bearbeiten] Vorkurs
Der Vorkurs ist nur für Schüler vorgesehen, die ihren mittleren Bildungsabschluss bereits vor der Berufsausbildung vorweisen konnten (meistens Realschüler). Der Vorkurs ist berufsbegleitend (entweder samstags oder unter der Woche abends). Unterrichtet werden die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch. Besucht werden kann der Vorkurs bereits im letzten Ausbildungsjahr, damit der Schüler unmittelbar nach Ende der Berufsausbildung die 12. Klasse der BOS besuchen kann. Der Vorkurs gilt als bestanden, wenn man in jedem Fach mindestens die Note 4 erreicht hat. Wer in allen Fächern im Jahreszeugnis des Vorkurses mindestens die Note 3 erzielt hat, unterliegt bei unmittelbar fortgesetztem Schulbesuch nicht der Probezeit.
[Bearbeiten] BOS 12
Die 12. Klasse der BOS führt zur Fachhochschulreife. Wer weder die Vorklasse noch die Vorstufe besucht hat, hat die ersten drei Monate eine Probezeit. Die Probezeit gilt als bestanden, wenn man maximal eine Fünf und keine Sechs im aktuellen Notenspiegel vorweisen kann. Beim Entfallen (z. B. durch die Vorklasse/Vorstufe) der Probezeit ist während den ersten drei Monaten bzw. im ganzen laufenden Schuljahr eine Fünf erlaubt um am Jahresende nach der erfolgreichen Prüfung die Fachhochschulreife zu erlangen. Die Prüfung wird mit den zusammen getragenen Noten des Schuljahres verrechnet. An einigen Schulen wird statt der BOS 12 die Klasse 12 der Fachoberschule (FOS) geführt, welche nach bestandener Abschlussprüfung zum Besuch der BOS 13 berechtigt.
Schüler, die in die 13. Klasse vorrücken möchten, müssen zusätzlich noch ein Seminar belegen, in dem sie eine Seminararbeit schreiben. Dieses findet in einem Fach bzw. einer Fächerverbindung statt und gleicht der Facharbeit am Gymnasium. Das Seminar findet meist nach den Fachhochschulreifeprüfungen statt und endet am Schuljahresanfang der 13. Klasse. Die Bearbeitungszeit beträgt ca. drei Monate (Bayern: im Oktober).
[Bearbeiten] BOS 13
Mit dem Bestehen der BOS 12 oder dem Nachweis der Fachhochschulreife und einer Berufsausbildung hat der Schüler die Möglichkeit, die 13. Klasse der BOS zu besuchen, welche entweder zur fachgebundenen Hochschulreife oder zur allgemeinen Hochschulreife führt.
[Bearbeiten] Zweite Fremdsprache
Hat der Schüler bereits in der 12. Klasse ein Wahlfach über eine zweite Fremdsprache belegt und führt dieses in der 13. Klasse fort, so führt die 13. Klasse zur allgemeinen Hochschulreife. Als zweite Fremdsprachen werden anerkannt:
- Französisch
- Spanisch
- Italienisch
- Russisch
- Latein
Es werden allerdings in nicht allen BOSen alle aufgeführten Fremdsprachen angeboten; oft besteht nur die Möglichkeit, Französisch als zweite Fremdsprache zu wählen. Sollte der Schüler während seiner Schulzeit an der BOS keine zweite Fremdsprache erlernt haben, so kann er die allgemeine Hochschulreife erhalten, wenn er ausreichende Kenntnisse über eine zweite Fremdsprache aus dem Gymnasium (mindestens 4 Jahre, abgeschlossen mit der Note 4 oder andernfalls muss das Zeugnis zur Aufnahme in die Oberstufe berechtigen) oder der Realschule (Zwei IIIF) nachweisen kann. Ansonsten besteht nach dem erfolgreichen Bestehen der BOS13 die Möglichkeit, Kenntnisse über eine zweite Fremdsprache durch eine Zusatzprüfung nachzuweisen. Hierbei ist es egal, wie lange der (ehemalige) Schüler schon nicht mehr auf der BOS ist.
Der Nachweis über eine zweite Fremdsprache kann auch über eine Berufsfachschule erbracht werden. Zum Beispiel eine Sprachschule mit staatlicher Prüfung. (Fremdsprachenkorrespondent etc.)
[Bearbeiten] Zweige
Die Berufsoberschule bietet folgende Zweige an:
[Bearbeiten] Technik
- für Schüler mit technischer Berufsausbildung (z. B. Metall- und Elektroindustrie) oder 5 Jahre in einem technischen Beruf tätig sein.
- Unterrichtsfächer: Religionslehre/Ethik, Deutsch, Englisch, Mathematik, Sozialkunde, Geschichte oder Betriebswirtschaftslehre ( abhängig von der Schule), Physik, Chemie, Technologie/Informatik
- Abschlussprüfungsfächer: Deutsch, Englisch, Mathematik, Physik oder Technologie/Informatik (abhängig von der Schule)
[Bearbeiten] Wirtschaft und Recht
- für Schüler mit kaufmännischer Berufsausbildung (z. B. Industriekaufleute, Angestellte und Beamten etc.) oder 5 Jahre in einem wirtschaftlichen Beruf tätig sein.
- Unterrichtsfächer: Religionslehre/Ethik, Deutsch, Englisch, Mathematik, Sozialkunde, BWR, Technologie / Physik / Chemie, Geschichte, VWL, Wirtschaftsinformatik
- Abschlussprüfungsfächer: Deutsch, Englisch, Mathematik, BWR
[Bearbeiten] Sozialwesen
- für Schüler mit Berufsausbildung im sozialen Bereich (z. B. Gesundheits- und Krankenpfleger(-in), Erzieher(-in))
- Unterrichtsfächer: Religionslehre/Ethik, Deutsch, Englisch, Mathematik, Geschichte, Sozialkunde, Pädagogik/Psychologie, Chemie, Biologie, Wirtschaftslehre, Rechtslehre
- Abschlussprüfungsfächer: Deutsch, Englisch, Mathematik, Pädagogik und Psychologie
[Bearbeiten] Agrarwirtschaft
- für Schüler mit Berufsausbildung im Bereich Agrar (z. B. Bäcker)
- Unterrichtsfächer: Religionslehre/Ethik, Deutsch, Englisch, Geschichte, Sozialkunde, Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Wirtschaftslehre, Technologie/Informatik
- Abschlussprüfungsfächer: Deutsch, Englisch, Mathematik, Biologie
Die in den jeweiligen Zweigen unterrichteten Fächer werden vom jeweiligen Kultusministerium des betreffenden Bundeslandes vorgegeben, weshalb die Lehrpläne und die Fächer von Bundesland zu Bundesland variieren. Man kann immer nur den BOS-Zweig besuchen, in dem man zuvor auch seine Berufsausbildung gemacht bzw. man einschlägige Berufserfahrung gesammelt hat. So kann ein gelernter Bäcker beispielsweise nicht den Wirtschaftszweig besuchen, jedoch den Sozialzweig, wenn er ein FSJ absolviert hat. Auch ist es möglich eine Ausnahmeregelung zu beantragen, wenn man ein begründetes Interesse an einer anderen Fachrichtung nachweisen kann.
[Bearbeiten] Online-Angebot einer staatlichen Berufsoberschule (Alternative)
Zusätzlich zu dem normalen Besuch einer Berufsoberschule, bietet die Berufsoberschule in Erlangen die Möglichkeit, die Fachhochschulreife über die "Vibos" zu erlangen. Den Lernstoff bekommt man hier über die Webseiten, LearnLink-Sitzungen (Sprachchat), Mailkontakt zu den Lehrern und den (nahezu) monatlich stattfinden Seminartagen vermittelt.
Dieses Angebot wurde speziell für Berufstätige entwickelt. Deshalb wurde der Lernstoff von einem auf zwei Jahre aufgeteilt, es besteht aber die Möglichkeit, dies auf ein Jahr zu reduzieren. Die Teilnahme an LearnLink-Sitzungen und Seminartagen ist freiwillig, d. h. im laufenden Jahr werden auch keine Noten vergeben. Die Noten erhält man über ein schriftliche Prüfung pro Nebenfach und über die schriftlichen Prüfungen, die auch die "normalen" BOS-Schüler absolvieren, für die Hauptfächer.
Die Vibos ist zwar staatlich gefördert aber dennoch, aufgrund des Mehraufwands, Gebührenpflichtig. Einschreiben kann man sich auch, wenn man nicht in Bayern wohnt (Anreise und evtl. Übernachtung während der Prüfungen nötig), allerdings müssen die Zugangsvoraussetzungen (siehe oben) für die BOS erfüllt sein. Auch bietet die Vibos nur die Ausbildungszweige Wirtschaft, Sozailwesen und Technik an, das Fach Religion bzw. Ethik wird nicht unterrichtet.
Über die Vibos kann man die Vorklasse und die 12. Klasse (aufgeteilt auf 12-1 und 12-2) besuchen. Geplant ist auch eine 13. Klasse, dieses wurde allerdings bisher aufgrund der geringen Teilnehmerzahl noch nicht realisiert.
[Bearbeiten] Unterschiede zur FOS (Fachoberschule)
Nicht zu verwechseln ist die BOS mit der Fachoberschule (FOS), die im Allgemeinen zur Fachhochschulreife, also zur Möglichkeit des Studiums an einer Fachhochschule, nicht aber (direkt) zur Studienmöglichkeit an einer Universität führt. Mit der Einführung einer 13. Klasse der Fachoberschule (in NRW und Bayern) hat der FOS-Schüler allerdings die gleichen Möglichkeiten wie ein Schüler einer BOS. Trotzdem bieten Fach- und Berufsoberschulen dieselben Zweige an.
Der wesentliche Unterschied zwischen BOS und FOS besteht darin, dass man die BOS nur mit mittlerer Reife und Berufsausbildung bzw. mindestens fünfjähriger Berufserfahrung besuchen darf, während für die FOS die Mittlere Reife reicht. Trotzdem ist der Lernstoff der Jahrgangsstufe 13 von BOS und FOS identisch. In der 12. Jahrgangsstufe unterscheiden sich die Schulen in dem Punkt, dass auf der FOS der Stoff zum Fachabitur von der 11. Jahrgangsstufe (mit Praktikum) bis zur Prüfung in der 12. unterrichtet. Auf der BOS hingegen führt die 11. Jahrgangsstufe (Vorklasse) lediglich zum Erwerb des mittleren Bildungsabschlusses (Niveau 10. Klasse Realschule). In der 12. Klasse erst erwirbt man das Wissen um auf das Niveau für die Fachhochschulreife zum kommen. Somit ist in der 12. BOS der gleiche Lernstoff zu bewältigen, wie auf der FOS in gut 1,5 Schuljahren. In den 13. Jahrgangsstufen ist der Stoff von FOS/BOS weitgehend identisch. In beiden Jahrgangsstufen 12. und 13. schreiben BOS und FOS die gleichen Abschlussprüfungen. In der Vorklasse und Vorstufe gibt es keine Abschlussprüfungen.