Autolack
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Der Autolack hat, technisch betrachtet, hauptsächlich die Aufgabe, das Blech von Fahrzeugen vor Korrosion zu schützen.
In der Anfangszeit des Automobils war die Lackierung ein langwieriger Vorgang, bei dem eine langsam trocknende Flüssigkeit in mehreren Schichten über mehrere Tage oder sogar Wochen auf die Karosse aufgetragen wurde. Mit dem Beginn der Serienproduktion in den 20er Jahren musste auch die Chemie schneller werden, und die ersten Cellulose bzw. Nitro-basierenden Lacke kamen zum Einsatz, die zwar schnell trockneten, aber noch aufwändig auf Hochglanz poliert werden mussten.
Erst die nächste Generation, die Alkydharz-basierenden Lacke der 60er Jahre, lösten auch dieses Problem und boten auch schon einen vernünftigen Schutz gegen chemische, mechanische und umweltbedingte Einflüsse.
In den achtziger und neunziger Jahren wurden hauptsächlich Acrylharze als Bindemittel eingesetzt, die eine lange Haltbarkeit, gute Verarbeitung, exzellenten UV-Schutz und hohe Beständigkeit z. B. gegen Kraftstoffe, Säuren, Steinschläge etc. auszeichnet.
Seit einigen Jahren werden in der Serienproduktion, und mittlerweile auch in der Reparatur, von Autos Lacke auf Wasserbasis eingesetzt; bisher waren die Harze und Pigmente immer in Lösemitteln gelöst. Durch das Verdunsten der organischen Lösemittel bzw. des Wassers setzen sich Harze und Pigmente ab, bei Zweikomponenten-Systemen werden diese durch Zugabe von Härtern (i. d. R. Isocyanaten) vernetzt und bilden eine harte und belastbare Oberfläche.
Einkomponentige Systeme (z. B. Nitrolacke, Alkydharz-Lacke) trocknen an der Luft und härten dabei aus, zweikomponentige Systeme (z. B. Acrylharz-Basis) nur durch Zugabe von Härtern.
Weiter unterscheidet man zwischen einschichtigen Systemen, sog. Decklacken (der Härter wird in den farbigen, also pigmentierten Lack gegeben und dieser bildet dann eine harte und glänzende Deckschicht), und Zweischicht-Systemen. Beim Zweischicht-System ist die farbgebende Schicht nur eine ungeschützte Pigmentschicht, die wie Wasserfarbe nur trocknet aber dabei auch matt wird. Dieser sog. Basislack wird dann mit einem i. d. R. zweikomponentigen Klarlack überzogen, in den Härter beigemischt wird und der dann eine glänzende und hochfeste Schutzschicht über der Farbe bildet. Diese Systeme sind vor allem bezüglich UV-Schutz, Kratzfestigkeit und mechanischem Schutz den Einschicht-Systemen deutlich überlegen und kommen heute in der Automobil-Produktion fast ausschließlich zum Einsatz.
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[Bearbeiten] Aufbau
Der klassische Aufbau des Lacks sieht so aus:
A) Reparaturlackierung:
- Grundierung: auf das nackte Blech wird eine Korrosionsschutz-Grundierung aufgetragen, die zu einer sehr guten Haftung mit dem Blech führt und damit Korrosion verhindert oder zumindest verlangsamt.
- Füller: Der Füller hat die Aufgabe, Unebenheiten im Untergrund „aufzufüllen“, damit diese nicht anschließend in der sehr dünnen Decklackierung sichtbar werden. Der Füller wird nach dem trocknen absolut glatt geschliffen.
- Basislack: Die farbgebende Schicht, heute in der Regel wasserlöslich und häufig mit Effektpigmenten z. B. Metallic, Perleffekt, farbwechselnden Effekten je nach Lichteinfall etc. versehen.
- Klarlack: Wird als letzte Schicht aufgetragen und schützt den gesamten Aufbau gegen mechanische, chemische und umweltbedingte Belastungen.
[Bearbeiten] Hersteller
Bekannte Hersteller von Autoreparaturlacken sind zum Beispiel die Marken Standox, Spies Hecker und DuPont Refinish, die alle zum amerikanischen DuPont-Konzern gehören, Glasurit und R-M, die zum BASF-Konzern gehören, PPG, Nexa (früher ICI) und Max-Meyer, die zur PPG Gruppe (ebenfalls USA) gehören sowie Sikkens und Lesonal, beide Teil der Akzo Nobel Gruppe (Niederlande).
Darüber hinaus gibt es viele kleinere Marken und unabhängige Hersteller wie Mipa, Regensburger Lackfabrik, Lechler, DeBeer, Profix etc.
[Bearbeiten] Geschichte
Ursprünglich fanden Naturlacke aus Harz, Leinöl und Terpentinöl als Lösungsmittel Verwendung. 1910 entwickelte Dr. Ludwig Berend das erste öllösliche Lackkunstharz, das nach dem Ersten Weltkrieg als Kolophoniumharz wesentlich verbessert (vor allem schneller trocknend) durch die Dr. Kurt Albert GmbH in Mainz-Amöneburg unter dem Namen "Albertol" produziert wurde. Schnell trocknende Nitrocelluloselacke revolutionierten dann Mitte der 1920er Jahre die Autolackierung weltweit. Bald darauf wurden in den USA die ersten Alkydharze auf den Markt gebracht (1929). Verbesserungen der Metallic-Lackierung ergaben sich 1957 durch Acrylatharze. Seit 1959 werden wasserverdünnbare Kunstharze eingesetzt. Erste Fließbandlackierungen für Einzelteile gab es bereits 1949 in den USA.
[Bearbeiten] Literatur
- Charles E. Oliver: Die Technik der Auto- und Kutschenlackierung. Stuttgart 1930
- Ernst Schwenk: Eine glänzende Geschichte. 100 Jahre Automobilbau, 100 Jahre Automobil-Lackierung. Kunstharz Nachrichten, Sonderheft, Frankfurt a.M. 1986
- Hans-Joachim Streitberger: BASF Handbuch Lackiertechnik By Artur Goldschmidt
- Anselm: Die Kfz-Reparaturlackierung, Vogel Buchverlag, ISBN 3-8023-1768-8
- Pavel Svejda: Prozesse und Applikationsverfahren in der industriellen Lackiertechnik, 2003