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Angst – Wikipedia

Angst

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel erläutert die Empfindung, für den schweizerischen Kameramann siehe Richard Angst.
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Die Angst ist ein negatives Gefühl, das mit der tatsächlich oder vermeintlich erhöhten Wahrscheinlichkeit eines Schadens verbunden ist und bezeichnet somit eine Empfindungs- und Verhaltenssituation aus Ungewissheit und Anspannung, die durch eine eingetretene oder erwartete Bedrohung (z.B. Schmerz, Verlust, Tod) hervorgerufen wird. Der Begriff Angst grenzt sich von der Furcht dadurch ab, dass sich Furcht meist auf eine reale Bedrohung bezieht (gerichtete Angst), Angst ist dagegen meist ein ungerichteter Gefühlszustand. Im Deutschen werden "Angst" und "Furcht" allerdings oft synonym verwendet, obwohl es z.B. statt "Angst vor dem Fliegen" eigentlich "Furcht vor dem Fliegen" heißen müsste. In anderen Sprachen haben die von den lat. Wörtern "anxietas" und "pavor" abgeleiteten Wörter allerdings unterschiedliche Bedeutung, so z.B. im Französischen "anxieté" und "peur". Der Begriff Angst hat sich seit dem 8. Jahrhundert von gemein-indogermanisch *anghu-, „beengend“ über althochdeutsch angust entwickelt. Er ist urverwandt mit lateinisch angustia, „die Enge“ und angor, „das Würgen“). Das Wort „Angst“ gibt es als Wortexport auch im Englischen. Es bedeutet so viel wie Existenzangst. Sie sprechen von "angst-ridden" (von Angst geritten, im Sinne von beherrscht). Vermutlich wurde das Wort 1849 von George Eliot eingeführt.

Man muss unterscheiden zwischen realer, begründeter Angst (Furcht vor Krankheit, Unfällen, Tod, Krieg, Terror, Verlust eines nahe stehenden Menschen oder vor materiellen Verlusten) und unrealistischer oder übertriebener Angst, wie sie bei den so genannten Angsterkrankungen auftritt (z.B. Angst vor Kaufhäusern, Fahrstühlen, Mäusen, Spinnen, anderen Menschen etc.). Wenn Menschen sich wegen Ängsten in Behandlung begeben, dann leiden sie fast immer unter einer Angststörung.

Nach Sigmund Freud ist die Angst ein Abwehrmechanismus des Ich. Der Psychiater und Psychoanalytiker Stavros Mentzos hält die Angst aufgrund der sie „begleitenden vegetativen Erscheinungen sowie analoger Erscheinungen bei Tieren“ für ein „angeborenes und biologisch verankertes Reaktionsmuster“[1] und vergleicht sie mit der Schmerzreaktion. Im Anschluss an die Verhaltenstherapie fragt er sich, „ob nicht die Angst ein regelrechter Instinkt ist“. [2]

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Körperliche Reaktionen

Die körperlichen Symptome der Angst sind normale (also nicht krankhafte) physiologische Reaktionen, die bei (einer realen oder phantasierten) Gefahr die körperliche oder seelische Unversehrtheit, im Extremfall also das Überleben sichern sollen. Sie sollen ein Lebewesen auf eine "Kampf- oder Flucht-Situation" vorbereiten:

  • Erhöhte Aufmerksamkeit, Pupillen weiten sich, Seh- und Hörnerven werden empfindlicher
  • Erhöhte Muskelanspannung, erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit
  • Erhöhte Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck
  • Flachere und schnellere Atmung
  • Energiebereitstellung in Muskeln
  • Körperliche Reaktionen wie zum Beispiel Schwitzen, Zittern und Schwindelgefühl
  • Blasen-, Darm- und Magentätigkeit werden während des Zustands der Angst gehemmt.
  • Übelkeit und Atemnot tretet in manchen Fällen ebenfalls auf.

Neben diesen individuellen Reaktionen hat das Zeigen von Angst (z. B. durch den sehr charakteristischen Gesichtsausdruck oder durch Sprache) gegenüber Anderen den sozialen Sinn, um Schutz zu bitten.

Diese sinnvollen - sehr wahrscheinlich angeborenen - Reaktionen klingen nach Ende der bedrohlichen Situation relativ schnell wieder ab. Diese körperlichen Symptome entstehen in verschiedenen Gebieten des Gehirns. Ausgehend von der Amygdala (Mandelkern) werden folgende Regionen erregt: periaquäduktales Grau, Locus coeruleus, Nucleus parabrachialis, das vegetative Nervensystem über den Hypothalamus und die so genannte Stressachse (Ausschüttung von Cortisol aus der Nebennierenrinde und Adrenalin, sowie Noradrenalin aus dem Nebennierenmark), ebenfalls gesteuert über den Hypothalamus. Die körperlichen Ausdrucksformen der Angst sind die gleichen, egal, ob es sich um eine reale Bedrohung (Straßenräuber mit einem Messer) oder um eine Panikattacke aus heiterem Himmel handelt. Jeder vierte Patient mit Angststörung klagt über chronische Schmerzen. [3][4]

[Bearbeiten] Angst in verschiedenen Religionen

Theologisch gesprochen ist Angst das Gegenteil von Glaube. In allen Religionen geht es um die Entmachtung der Angst, auch dort, wo die Götter selbst als furchteinflößend erscheinen, womit eher Ehrfurcht als Furcht erzielt werden soll. Durch Rituale und Opfer versuchte der Mensch von Urzeit an, ihm unheimliche Mächte zu beeinflussen und gnädig zu stimmen.

Die Epikureer strebten einen angstfreien Zustand an, indem sie zu zeigen versuchten, dass der Tod im Grunde den Menschen nichts angehe, weil er kein Ereignis des Lebens sei. Die Angst vor den Göttern sollte dadurch entmachtet werden, dass man für die Auffassung argumentierte, dass die Götter in einer abgetrennten Sphäre existierten und sich für die Sterblichen nicht interessierten.

Im Buddhismus besteht die "Erleuchtung" darin, das Ich und sein vielfältiges Begehren als unheilvolle und leidverursachende Illusion aufzudecken. Der Erleuchtete müsse nicht mehr aus der Angst um sich selbst leben, weil er erkannt habe, dass sein individuelles Selbst nur eine Täuschung sei: Er sei vom Ich befreit.

Der christliche Glaube versteht sich ursprünglich als die Gemeinschaft des Menschen mit Gott, der in Jesus von Nazaret Mensch geworden ist, um dem Menschen seine wahre Wirklichkeit, nämlich sein unbedingtes Geborgensein in der Liebe Gottes im mitmenschlichen Wort zu offenbaren. Gott ist der in allem Mächtige, derjenige, ohne den nichts sein kann und ohne den nichts ist. Wer Anteil habe am Verhältnis Jesu zu Gott, ist nach der christlichen Botschaft zu wahrer Menschlichkeit befreit. Der Glaubende stehe nicht mehr unter der Macht der Angst um sich selbst, sondern werde eben durch den Glauben davon befreit, irgendetwas in der Welt zu vergöttern bzw. an der Welt zu verzweifeln, wenn ihm das fälschlich Vergötterte genommen wird: Darin bestehe die Erlösung des Menschen. Denn die Liebe Gottes sei stärker als alle Angst um sich selbst und stärker sogar als der Tod.

Im frühchristlichen Sonntagsgottesdienst war es darum ausdrücklich verboten zu knien, um auszudrücken, dass der Christ Gott angstfrei auf Augenhöhe begegnen kann. Im Gegensatz dazu ist in der weiteren Geschichte des Christentums der Begriff der Ehrfurcht oft missverstanden worden. Vor der Reformation herrschte beispielsweise eine allgemeine Jenseitsangst unter den Menschen, die Erwartung einer neuen Sintflut war weit verbreitet. Insofern war die Frage Martin Luthers nach dem "gnädigen Gott" in seiner Zeit eine existentielle. Auch der Hexenwahn kann als Ausdruck von kollektiven Ängsten betrachtet werden. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein sahen in Deutschland Katecheten beider Konfessionen die Drohung mit der Hölle als adäquates erzieherisches Mittel an.

Ekklesiogene Neurosen und psychotische Wahnvorstellungen hängen oft mit angstbesetzten religiösen Vorstellungen zusammen.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Stavros Mentzos, Neurotische Konfliktverarbeitung, Einführung in die psychoanalytische Neurosenlehre unter Berücksichtigung neuer Perspektiven, Frankfurt am Main 1984, S. 30
  2. Stavros Mentzos, Neurotische Konfliktverarbeitung, Einführung in die psychoanalytische Neurosenlehre unter Berücksichtigung neuer Perspektiven, Frankfurt am Main 1984, S. 30
  3. "Angststörung kann Schmerzen bereiten", Ärzte-Zeitung, 18. Januar 2007, S. 11
  4. Analyse der Einweisungsdiagnose in einer universitären Schmerzambulanz unter dem besonderen Aspekt des Anteils therapiebedürftiger psychischer Störungen (u. a. Angst) bei Patienten mit (chr. Schmerzen), Dissertation, 2002, PDF, etwa 2,5 MB

[Bearbeiten] Literatur

  • Harro Albrecht, Cornelia Stolze: Fehlalarm im Mandelkern. In: Die Zeit, 29. Dezember 2005 Nr. 1, Online-Text (Artikel über Panikattacken - Phobien und die gestörte Biochemie im Hirn. Mit einer Abbildung von Karl Wesker, die das Gehirn von der Wahrnehmung eines Schattens bis hin zur Meldung „Fehlalarm“ erklärt.)
  • Borwin Bandelow: Das Angstbuch. Woher Ängste kommen und wie man sie bekämpfen kann. Rowohlt, Reinbek 2006, ISBN 3-499-61949-0
  • Holger Bertrand Flöttmann: Angst-Ursprung und Überwindung. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2005, 5. Aufl., ISBN 3-17-018754-6
  • Sören Kierkegaard: Der Begriff Angst. Deutsch u. a. bei Reclam, Stuttgart 1992, ISBN 3-15-008792-9
  • Verena Kast: Vom Sinn der Angst. Wie Ängste sich festsetzen und wie sie sich verwandeln lassen ISBN: 978-3451058394
  • Stavros Mentzos, Neurotische Konfliktverarbeitung, Einführung in die psychoanalytische Neurosenlehre unter Berücksichtigung neuer Perspektiven, Frankfurt am Main 1984
  • Theo R. Payk: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. 131 Tabellen. (= Checklisten der aktuellen Medizin). 3. Auflage. Thieme, Stuttgart u. a. 1998, ISBN 3-13-710203-0
  • Fritz Riemann: Grundformen der Angst. Eine tiefenpsychologische Studie. Zahlreiche Auflagen. Zuletzt: Reinhart, München 1992, ISBN 3-497-00749-8
  • Detlef H. Rost, Franz J. Schermer: Leistungsängstlichkeit. In: Detlef H. Rost (Hrsg.): Handwörterbuch Pädagogische Psychologie. 3. Auflage. Beltz, Weinheim 2006, ISBN 3-621-27585-1
  • Wolfgang Schmidbauer: Lebensgefühl Angst. 1. Auflage. Herder, Frankfurt 2005, ISBN 3-451-28615-7

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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Wiktionary
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