Altweibermühle
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Die Altweibermühle ist eine Variation des Jungbrunnen-Motives, das in Märchen, Sagen und Fabeln anzutreffen ist. In ihr werden auf - üblicherweise nicht näher erläuterte - magische Weise alte Weiber wieder in junge Frauen verwandelt; es findet somit nur bedingt eine Transformation oder Metamorphose, also die Verleihung einer neuen physischen Gestalt, statt, sondern vielmehr die Wiederherstellung eines früheren Zustandes.
Um 1787 schrieb der fürstenbergische Schulvisitator Georg Anton Bredelin in Wolfach im Schwarzwald unter dem Titel „Die Weibermühle von Tripstrill“ ein Fastnachtssingspiel, das dort bis heute aufgeführt wird und nicht zuletzt durch seine eingängige Melodie große Bekanntheit erlangte. Es ist das älteste derzeit noch aufgeführte Fastnachtsspiel. Die Handlung lässt sich in einen Prolog, sechs Szenen und einen Epilog gliedern. Nachdem der Müllermeister Cyprian seine Wundermühle angepriesen hat, bringen nacheinander fünf Männer – ein Weber, ein Schneider, ein Schuster, ein Bauer und ein Schreiber – ihre alten Weiber zur Mühle und klagen dem Müller ihr Leid, wobei sich gelegentlich auch der Hanswurst Stolprian mit spöttischen Kommentaren einmischt. Die alten Weiber landen trotz Gegenwehr in der Mühle. Bei jedem Mahlvorgang stimmt Cyprian sein Zauberlied an, damit die Verwandlung auch gelinge. Nach ihrer Verjüngung will nun das Weib nichts mehr von ihrem alt gebliebenen Mann wissen, der sich darum lebhaft beschwert, doch bleibt ihm nur der Spott des Müllermeisters oder Hanswursts für sein törichtes Handeln. Nachdem der Hanswurst gesehen hat, wohin die Verjüngung der Weiber führt, bringt auch er sein Weib zur Mühle in der Hoffnung, dass dieses ihn danach verlassen werde, doch wendet sich das Schicksal gegen ihn. Es folgen als Epilog drei Strophen, in denen die Männer, der Hanswurst und die Weiber ihre jeweils eigenen Schlüsse aus der Handlung ziehen.
„Altweibermühle“ nennt sich auch das 1929 bei Tripsdrill in der Nähe von Bönnigheim in Baden-Württemberg errichtete Mühlengebäude, welches gegen Entgelt dazu einlädt, auf Fußmatten eine etwa 50 m lange Rutsche zu befahren. Nach und nach entwickelte sich rund um die Mühle ein Freizeitpark.
In der Erzählung "Die Altweibermühle" nimmt Jürgen Bernt-Bärtl ebenfalls das Motiv der Altweibermühle auf. [1]
[Bearbeiten] Weblinks
- Ausführliche Abhandlung über Bredelins "Weibermühle von Tripstrill" (Pdf-Datei 3,3 Mb)
- Altweibermühle in Reckendorf
- Altweibermühle in Tripsdrill
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ J. Bernt-Bärtl: Spiralhopser, Halle, 1967. sowie in "Die Altweibermühle. Eine Anthologie", Berlin 1987 ISBN 3-351-00377-3