Alser Straße
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Die Alser Straße in Wien verbindet die Innere Stadt mit den Bezirken Ottakring und Hernals. Sie verläuft zwischen Landesgerichtsstraße und Hernalser Gürtel entlang der Bezirksgrenze zwischen den Bezirken Josefstadt und Alsergrund. Ihren Namen verdankt die Alser Straße dem heute kanalisierten Alserbach.
Ausgehend von der Landesgerichtsstraße zieht der Straßenverkehr und die Straßenbahnlinien 43 und 44, vorbei an kleineren und größeren Geschäftslokalen und Sehenswürdigkeiten wie dem Alten AKH, in dem sich heute Campus der Universität Wien und zahlreiche Gastronomiebetriebe befinden, an der Alserkirche (Kirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit) und am Kloster der Minoriten, das eine reichhaltige Bibliothek beherbergt.
Im Westen mündet die Alser Straße in eine der am stärksten befahrenen Landesstraßen Österreichs, die Gürtelstraße, die von den Wienern schlicht als „Gürtel“ bezeichnet wird. An der Kreuzung mit dem Gürtel befindet sich die U-Bahnstation „Alser Straße“ der Linie U6.
Der Namensgeber Alserbach war einer der Wienerwaldbäche, deren Wässer häufig ihre Ufer verließen und die Gegend überschwemmten. Heute mündet der Alserbach, vereinigt mit dem Währinger Bach, als Bachkanal in den rechten Hauptsammelkanal der Stadt und endet somit in der Hauptkläranlage Wien.
[Bearbeiten] Geschichte
Für das Jahr 1211 ist die Erwähnung der „Alsaer Strazze“ als Siedlungsgebiet vor dem Schottentor bekannt. Später findet man die Namen Alstergasse (1628), In der vordern Alstergassen (1766), Große Gasse und Alsergrund Hauptstraße. Seit 1862 trägt sie ihren heutigen Namen Alser Straße.
Der heutige Verlauf der Alser Straße wurde im Jahr 1684 nach der zweiten Wiener Türkenbelagerung (15. Juli bis 12. September 1683), bei der große Teile der Vorstädte zerstört wurden, festgelegt. Ab 1684 entstanden auch Häuser links und rechts der Alser Straße.
An der heutigen Alser Straße Nr. 2 wurde 1688 die Landschaftsakademie der niederösterreichischen Stände zur Bildung der adeligen Söhne eröffnet.
1688 beginnen die Trinitarier („Weißspanier“) an der Alser Straße mit der Errichtung eines Klosters. 1784 ziehen die Minoriten in das Kloster ein ein. Kaiser Josef II hatte die Ordensleute, die zuvor am Minoritenplatz um die Minoritenkirche ansässig waren, in die Alser Straße geschickt. Die Minoriten übernahmen die Seelsorge für das nahegelegene Allgemeine Krankenhaus und später auch für das Gefangenenhaus des Landesgerichts. In den Jahren 1694 bis 1704 wurde im unmittelbaren Anschluss an das Kloster die Alserkirche errichtet.
Kaiser Leopold I ordnete 1693 an jener Stelle, an der sich heute das alte AKH befindet, die Errichtung des Großarmen- und Invalidenhauses an. Dieses wurde später mehrfach erweitert und wurde schließlich auf Veranlassung von Kaiser Josef II. umgeplant und am 16. August 1784 als Allgemeines Krankenhaus (heute altes AKH), eines der damals wohl weltweit modernsten Spitäler, neu eröffnet.
Das Wiener Findelhaus wurde am 1. Juli 1788 in die Alser Straße verlegt, wo es bis zu seiner Übersiedlung nach Gersthof 1910 blieb. Bei der Eröffnung war Kaiser Joseph II persönlich anwesend. Das Findelhaus beherbergte und versorgte Kinder von ledigen Müttern, die sich aufgrund ihrer persönlichen Lebensumstände nicht in der Lage sahen ihre Kinder zu behalten. Das Findelhaus bewahrte die Anonymität der Mütter. Nach der Verlegung nach Gersthof wurde das Haus verkauft und das Grundstück parzelliert. Das Gebäude stand im Bereich der heutigen Häuser Alser Straße 21 und 23. Teilweise befinden sich heute an Stelle des ehemaligen Findelhauses Verkehrsflächen.
1806 wurde das K.k. Civil-Mädchen-Pensionat in einem Trakt des Klosters der Minoriten untergebracht. Dieses Pensionat bildete Mädchen zu Lehrerinnen und Erzieherinnen aus. Die Räumlichkeiten waren allerdings für diesen Zweck ungeeignet und die Schlafsäle der Mädchen bald überfüllt. Zudem empfand man die Nachbarschaft des Findelhauses als unpassend. 1841 übersiedelte das Pensionat ins Palais Strozzi in der Josefstadt.
In der Alser Straße 30 lebte für einige Zeit Ludwig van Beethoven, der sehr häufig seinen Wohnsitz wechselte und von dem zahlreiche Wohnadressen in und um Wien bekannt sind. In der Alserkirche wurde am 29. März 1827 Beethovens Leichnam eingesegnet.
In der Alservorstadt siedelten sich zahlreiche Buchdrucker und Verleger an. 1805 gründete Georg Ueberreuter seine eigene Druckerei im Haus „Zum Pelikan“ (heute Alser Straße 24). Die Geschäftsführung des Ueberreuter-Verlags befindet sich noch heute an dieser Stelle. Zum Zeitpunkt der Gründung der Ueberreuter-Druckerei gab es noch keine Hausnummern. Die Häuser wurden durch Hauszeichen gekennzeichnet, die sich über der Haustür oder an einer Hausecke befanden. Die Hauszeichen wurden im sog. „Häuserschematismus“ veröffentlicht.
Mit der Eingemeindung der Vorstädte im 19. Jahrhundert mussten viele Straßen neu bezeichnet werden, um doppelte Bezeichnungen auszuschließen (viele der Vorstädte hatten zuvor eine eigene Kirchengasse usw.). Gleichzeitig beschloss man eine neue Nummerierung der Straßen. Die Häuser wurden für jede Straße, beginnend mit der Nummer 1 links und der Nummer 2 rechts usw, durchnummeriert. Dieses Schema gilt auch für die Alser Straße bis heute.
Am 4. Oktober 1865 wurde der Betrieb der 1. Pferdetramway vom Schottentor durch die Alser Straße nach Hernals aufgenommen. Die Wagen hatten 36 Plätze und wurden anfangs von zwei, ab 1879 nur mehr von einem Pferd gezogen. Auf der Strecke der Pferdetramway in der Alser Straße fahren heute moderne Straßenbahnzüge der Linien 43 und 44.
Der Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Viktor Frankl, ordinierte in seiner Praxis im Haus Alser Straße 32, Wohnung Nummer 12.
In der Alser Straße 26 befindet sich eine Gedenktafel an Gabriele Possanner. Sie war die erste Ärztin Österreichs und hatte ab 1907 Wohnsitz und Praxis an dieser Stelle. Das Haus wurde 1944 bei einem Bombenangriff zerstört.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Kurze Geschichte des Alsergrundes und Alser Straße auf den Seiten des Bezirksmuseums Alsergrund