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Ahmet Toprak – Wikipedia

Ahmet Toprak

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ahmet Toprak (* 1970) ist ein deutscher promovierter Diplom-Pädagoge türkischer Herkunft, der als Professor für Erziehungswissenschaften an der Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften arbeitet. Als Autor widmet er sich Themen mit interkulturellem Ansatz wie interkulturelles Konfliktmanagement und der Situation deutsch-türkischer Migrantenfamilien, speziell vor allem der Beratungsarbeit mit jungen Männern. Toprak plädiert dafür, in der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen Methoden der Konfrontativen Pädagogik stärker anzuwenden und die Interkulturelle Kompetenz von Pädagogen zu fördern.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Pädagogische Arbeit mit Jugendlichen türkischer Herkunft in Deutschland

Gewalt ist ein Thema, das in jedem Kulturkreis und in allen gesellschaftlichen Milieus anzutreffen ist. In Untersuchungen [1] zu Einstellungen und Verhaltensmotiven wird immer wieder hervorgehoben, dass die in der deutschen Sozialarbeit vielfach praktizierte Strategie, bei verhaltensauffälligen oder gar straffälligen Jugendlichen erst einmal mit Verständnis und Milde zu begegnen, nicht fruchtet. Bezogen auf Jugendliche türkischer Herkunft scheinen die Fachkräfte, die sich mit dem Problem der Gewalt auseinandersetzen, mit ihrem pädagogischen Latein am Ende zu sein, weil die Jugendlichen sich meist auf die Besonderheiten ihrer kulturellen Identität berufen.

Ziel der pädagogischen Arbeit ist es daher, zunächst die Lebensbedingungen und die kognitiven Hypothesen der vor allem türkisch-stämmigen Jungen, die zu Gewalt neigen, näher zu verstehen, um mit Fingerspitzengefühl, einer entsprechenden pädagogischen Methode und einer auf diese Zielgruppe abgestimmten Gesprächsführung erfolgreich zu arbeiten. Toprak hat dafür Methoden der Konfrontativen Pädagogik entwickelt.

[Bearbeiten] Konfrontative vs. verständnisvolle Pädagogik

Der Diplom-Pädagoge Toprak tritt ein für eine konfrontative Schulerziehung im Umgang mit Migrantenkindern. Im Kontext einer steigenden Gewalt an deutschen Schulen sieht Toprak in der Konfrontation ein respektvolles Ernstnehmen Heranwachsender, das zu einer Auseinandersetzung mit Grenzen als Lernziel und Respekt für andere führt. Seine Erfahrungen hat Toprak mit Jugendlichen in sog. Anti-Aggressivitäts-Training nach § 10 Jugendgerichtsgesetz und im Austausch mit pädagogischen Fachkräften gewonnen.

Das Handlungskonzept der „Konfrontativen und provokativen Therapie“ von Toprak beinhaltet Erziehungsziele wie „Respekt vor Autoritäten“, „Ehrenhaftigkeit“ und „Zusammengehörigkeit“, die in das Erziehungshandeln einfließen. Im Gegensatz dazu werden in den Konzepten, die Toprak mit dem Etikett „verständnisvolle Pädagogik“ belegt, vielfach andere Gewichtungen vorgenommen. Deshalb tritt Toprak dafür ein, die verschiedenen Methoden des „Prinzips der Konfrontation“, wie z. B. die Konfrontative Gesprächsführung, interaktionspädagogisches Training und theaterpädagogische Verfahren, auch in anderen pädagogischen und erzieherischen Zusammenhängen zu erproben wie beispielsweise in der Familie, im Kindergarten, der Schule und in Berufssituationen.

Seine Empfehlungen basieren auf einer Analyse der kollidierenden Erziehungsziele: Türkische Eltern verlangen beispielsweise Unterordnung und Anpassung von ihren Kindern, während die offene Gesellschaft an der Schule das Gegenteil fordert, nämlich demokratische Verständigung, Rücksicht und Fairness.

Auf die Frage nach dem Sinn von Integrationsbemühungen, wenn vor allem Männer sich jedem Integrationsversuch massiv widersetzen, antwortet er mit zahlreichen Vorschlägen für soziale Einrichtungen und Informationskampagnen, die den Handlungsspielraum betroffener Frauen erweitern würden.

[Bearbeiten] Interkulturelle Handlungskompetenz

Toprak weist allerdings darauf hin, dass sein Konzept der Konfrontativen Pädagogik kein Allheilmittel gegen die wirklichen und vermeintlichen Missstände in der gesellschaftlichen Bildungs- und Erziehungssituation sind. Als eine wesentliche Voraussetzung nennt er die Aus- und Fortbildung von in der Sozialarbeit Tätigen, hin zu interkulturell kompetent handelnden Professionellen.

Die Konzeption der „Konfrontativen Methode in der Beratungssituation“ baut auf einer „Interkulturellen Handlungskompetenz“ auf, wie sie beispielsweise Prof. Dr. Stefan Gaitanides, der an der Fachhochschule Frankfurt unterrichtet, definiert hat:

(1) 'Empathie', als die Bereitschaft und Fähigkeit zu zeigen, sich in das Denken und Handeln von Menschen anderer kultureller Herkunft hineinfühlen zu können; (2) 'Rollendistanz zu üben', als kulturelle und soziale Selbstwahrnehmung einerseits und der Fähigkeit, den Perspektivenwechsel zu vollziehen; (3) 'Ambiguitätstoleranz zu praktizieren' und die Unterschiede zur eigenen kulturellen Identität wahrzunehmen und auszuhalten, die sich aus der Konfrontation mit anderskulturellem Denken und Handeln ergeben; (4) 'Kommunikative Kompetenz' im Sinne einer Sprach-, Dialog- und Aushandlungsfähigkeit und einer Verständigungsorientierung zu handhaben.

[Bearbeiten] Zwangsehe und Doppelmoral

Toprak kritisiert, dass im Kontext der Zwangsehe das öffentliche Augenmerk vor allem auf die Frauen gerichtet ist und Männer kaum thematisiert werden. In seiner Studie „Das schwache Geschlecht - Die türkischen Männer“ beschäftigt sich der Pädagoge Ahmet Toprak mit Gewaltprävention und interkultureller Pädagogik. In acht Interviews befragte er 15 junge türkische Männer, die ihre Ehefrau durch die Eltern in deren Heimatdorf auswählen ließen, obwohl sie in Deutschland zwischen 1964 und 1982 geboren wurden bzw. aufwuchsen. Er befragt sie nach ihren Gedanken zu Zwangsehen, Familiengründung, innerfamiliärer Kommunikation und Sexualität. Diese Themen sind bisher nicht aus der Sicht der Männer beleuchtet worden. Der Autor rollt das Thema Zwangsheirat aus Sicht beispielhaft ausgewählter türkischer Männer der zweiten und dritten Generation auf.

Das Ergebnis dieser Arbeit ist die Erkenntnis, dass nicht wenige junge türkischer Männer und Familien der Zwangsehe/Ehearrangement offen gegenüberstehen oder sie sogar selbst praktizieren. Die Männer, die im Rahmen der Studie befragt worden sind, sind bewusst einseitig gewählt worden. Sie stammen allesamt aus traditionellen bildungsarmen Verhältnissen und somit ist die Studie laut dem Autor „nicht repräsentativ“[1]

Doch Toprak bleibt nicht bei der durchaus kritischen Einschätzung von Zwangsehen stehen, sondern zeigt im dritten Teil seines Buches auf, wie mit kurz- und langfristigen Anstrengungen eine Enttabuisierung der Zwangsehe zu erzielen ist, um auch diese türkischen Frauen und Männer in Deutschland zu integrieren.

[Bearbeiten] Werke

  • Ich bin eigentlich nicht aggressiv. Theorie und Praxis eines Anti-Aggressions-Kurses mit türkischstämmigen Jugendlichen. Freiburg i.Br., Lambertus Verlag 2001, ISBN 3-7841-1370-2
  • „Kulturkonflikt?“ Methoden des interkulturellen Konfliktmanagements in der Jugendhilfe. Hrsg. Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e.V. 2003, ISBN 3-9807250-6-5
  • Türöffner und Stolpersteine. Elternarbeit mit türkischen Familien als Beitrag zur Gewaltprävention. Hrsg. Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e.V. 2004, ISBN 3-9807250-9-X
  • „Wer sein Kind nicht schlägt, hat später das Nachsehen.“ Elterliche Gewaltanwendung in türkischen Migrantenfamilien und Konsequenzen für die Elternarbeit. Herbolzheim, Centaurus-Verlag 2004, ISBN 3-8255-0478-6
  • Jungen und Gewalt. Die Anwendung der konfrontativen Pädagogik in der Beratungssituation mit türkischen Jugendlichen, Herbolzheim, Centaurus-Verlag 2006, 2. Auflage ISBN 3-8255-0527-8
  • Das schwache Geschlecht - Die türkischen Männer. Zwangsheirat, häusliche Gewalt, Doppelmoral der Ehre. Freiburg i.Br., Lambertus Verlag 2007, 2. Auflage ISBN 978-3-7841-1688-4
  • „Auf Gottes Befehl und mit dem Worte des Propheten...“ Auswirkungen des Erziehungsstils auf die Partnerwahl und Eheschließung türkischer Migranten der zweiten Generation in Deutschland. Herbolzheim, Centaurus-Verlag 2002 ISBN 3-8255-0354-2
  • Sozialisation und Sprachprobleme. Eine qualitaive Untersuchung über das Sprachverhalten türkischer Migranten der zweiten Generation. IKO-Verlag, Frankfurt a. M. 2000 ISBN 3-88939-533-3
  • „Damit kommst du nicht durch...“ Konfrontative Pädagogik im pädagogischen Alltag. Hrsg. Aktion Jugendschutz Landesarbeitsstelle Bayern. e.V., München 2006.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen

  1. Rezension in socialnet von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer

[Bearbeiten] Weblinks


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