Adoptivkaiser
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Adoptivkaiser nennt man die sechs römischen Kaiser Nerva, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Mark Aurel und Lucius Verus, die das Prinzip der Adoption des ihnen am geeignetsten erscheinenden Nachfolgers praktizierten. Die Zuordnung Nervas ist allerdings nicht eindeutig, da er selbst nicht durch Adoption an die Macht kam. Andererseits wird bisweilen auch Mark Aurels Sohn und Nachfolger Commodus noch zu den Adoptivkaisern gerechnet.
Schon in der römischen Republik hatten einzelne Adlige Angehörige eines anderen Adelsgeschlechts adoptiert, um so den Fortbestand des eigenen Geschlechts zu sichern. Der an Stelle des Sohnes Adoptierte erhielt den Namen, das Geld und das Klientel des Adoptivvaters und wurde rechtlich genau wie ein leiblicher Sohn behandelt. Das Fehlen geeigneter männlicher Leibeserben zwang auch Caesar und Augustus, sich zur Sicherung ihrer Nachfolge der Adoption zu bedienen. Auch Claudius adoptierte seinen Stiefsohn Nero - und dies, obwohl er einen eigenen Sohn, Britannicus, hatte, der jünger als Nero war und von diesem daher beiseite gedrängt wurde.
Schon der kinderlose Kaiser Galba versuchte im Januar 69 vergeblich, seine Position durch die Adoption eines jüngeren Senators (Piso) zu sichern. Doch erst im 2. Jahrhundert wurde die Adoption als angebliche „Auswahl der Besten“ propagandistisch aufgewertet (Vernachlässigung der Blutverwandtschaft, Beteiligung des Senats an der Nachfolge; jeder Senator konnte adoptiert werden). Da das Kaisertum nun nicht mehr an eine (biologische) Familie gebunden sei und daher jeder Geeignete princeps werden könne, kehre ein Teil der alten Freiheit zurück (so Tacitus). In der Realität war dieses Vorgehen allerdings nur das Resultat der Kinderlosigkeit der jeweiligen Vorgänger. Die leibliche Erbfolge (streng genommen war übrigens nicht das Kaisertum erblich, sondern nur das Privatvermögen der Herrscher) wurde nicht grundsätzlich aufgehoben, denn ein leiblicher Sohn eines Kaisers oder zumindest sein Umfeld hätten einen Bürgerkrieg provozieren können, wenn er nicht Kaiser wurde. Auch zeichnete sich der „beste“ Nachfolger meist weniger durch seine Qualifikation als durch seine Verwandtschaft zum amtierenden Kaiser aus; so war etwa Hadrian der engste männliche Verwandte von Trajan (der ihn möglicherweise gar nicht als Nachfolger vorgesehen hatte).
Mark Aurel, der als erster Kaiser seit 96 wieder einen regierungsfähigen Sohn hatte, brach dann auch sogleich mit dieser Praxis und erwählte seinen Sohn Commodus zum Nachfolger: Als Sohn des Kaisers sei er selbstverständlich der bestmögliche Herrscher. Die nachfolgenden Kaiser versuchten denn auch alle eine eigene Dynastie zu begründen. Doch noch in der Spätantike spielte bei kinderlosen Kaisern die Adoption als Zeichen der Designation des präsumtiven Nachfolgers eine wichtige Rolle. Die Vorgänge um die Kaisererhebung Konstantins I. im Jahr 306 machten dabei deutlich, dass das dynastische Prinzip im Zweifelsfall immer eine entscheidende Rolle spielte.
Die Herrschaft der sechs Kaiser von 96 bis 180 n. Chr. gilt auch heute noch als Glanzzeit des Römischen Reiches und als Vorbild guter monarchischer Herrschaft. Unter Trajan erreichte die römische Herrschaft ihre größte territoriale Ausdehnung.
Diese Kaiser werden, besonders im Englischen, auch als die „fünf guten Kaiser“ - Verus wird hier nicht mitgezählt - bezeichnet.
Siehe auch: