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Écarté – Wikipedia

Écarté

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Paul Cézanne: Die Kartenspieler
Paul Cézanne: Die Kartenspieler

Écarté auch Ekartee (von écarter, franz. weglegen) ist ein ursprünglich französisches Kartenspiel für zwei Personen. Écarté war bis in die 1950er Jahre auch in Deutschland weit verbreitet. Um der Einstufung als Glücksspiel zu entgehen, wurde Écarté in verschiedenen Variationen unter den Namen Casino (nicht zu verwechseln mit Casino, siehe dort), Ramso und Bara (kurz für Bayrisch Rams) gespielt. In Frankreich kann man auch heute noch in vielen Clubs und Spielbanken Écarté spielen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die Regeln

[Bearbeiten] Karten

Écarté wird mit Pikettkarte, d.h. mit 32 Blatt französischer Spielkarten gespielt. Jeder erhält fünf Blätter, das elfte Blatt wird offen aufgeschlagen und bestimmt die Trumpffarbe (Atout), die übrigen Blätter werden als Talon verdeckt danebengelegt. Die Reihenfolge der Karten lautet: König, Dame, Bube, Ass (!), Zehn, Neun, Acht, Sieben.

[Bearbeiten] Partie

Eine Partie ist beendet, sobald ein Spieler fünf Punkte erreicht (anlegt, markiert). Eine Partie besteht aus mehreren Spielen. Vor Beginn der Partie zieht jeder Spieler eine Karte. Wer die höhere Karte zieht, teilt die Karten; das Recht zu geben wechselt nach jedem einzelnen Spiel.

Man kann vereinbaren, dass der Gewinn der Partie

  • dreifach zählt, wenn der Verlierer keinen Punkt markieren konnte,
  • doppelt zählt, wenn der Verlierer einen oder zwei Punkte markieren konnte,
  • einfach zählt, wenn der Verlierer drei oder vier Punkte markieren konnte.

Beim Spiel in der Chouette (s.u.) findet diese Regel jedoch keine Anwendung.

[Bearbeiten] Punkte für den Atout-König

Deckt der Geber als 11. Karte einen König auf, so schreibt er augenblicklich einen Punkt. Hat der Geber bereits vier Punkte erreicht und schlägt einen König als Atout auf, so ist die Partie damit zu Ende.

Hat ein Spieler den Atout-König auf der Hand und meldet ihn, bevor er sein erstes Blatt ausspielt, so erhält der Spieler einen Punkt; das heißt der Geber braucht den Atout-König erst dann zu melden, nachdem Vorhand zum ersten Stich ausgespielt hat; will Vorhand den Atout-König melden, so muss er dies vor dem ersten Ausspiel tun.

Ein Spieler ist nicht verpflichtet, den Atout-König zu melden. Hat ein Spieler bereits vier Punkte erreicht und hält den Atout-König in der Hand, so darf er ihn sofort melden und damit die Partie beenden.

[Bearbeiten] Punkte für Stiche

Macht ein Spieler drei oder vier Stiche, so schreibt er einen Punkt; macht ein Spieler alle fünf Stiche (d.h. die Vole), so schreibt er zwei Punkte.

[Bearbeiten] Ekartieren

Glaubt die Vorhand 3 Stiche zu machen, so spielt sie aus, wenn nicht, sagt sie: „Je propose!“ („Ich proponiere!“). Der Geber darf dann dies Anerbieten mit: „Jouez!“ („Spielen Sie!“) zurückweisen; hat er aber auch schlechte Karten, so fragt er: „Combien?“ oder er erwidert: „Ich acceptiere!“ Dann werfen beide ihre schlechten Blätter weg, und der Geber gibt vom Talon neue. Das Weglegen (Ekartieren) kann fortgesetzt werden, bis ein Teil auf „Spielen“ dringt oder der Talon aufgebraucht ist, wobei die aufgeschlagene Atoutkarte nicht verwendet werden darf. Ist der Talon aufgebraucht, so muss Vorhand das Spiel beginnen. .

Wer das erstmalige Ekartieren ablehnt, muss 3 Stiche machen, sonst legt der Gegner einen zusätzlichen Point an.

  • Macht der Geber zumindest drei Stiche, obwohl Vorhand nicht proponiert hat, so erhält der Geber einen zusätzlichen Point.
  • Macht Vorhand zumindest drei Stiche, obwohl der Geber seine erste Proposition abgelehnt hat, so schreibt Vorhand einen zusätzlichen Point.

[Bearbeiten] Farb- und Stichzwang

Es herrscht Farb- und Stichzwang, d.h. hat ein Spieler zu einem Stich ausgespielt, so muss der Gegner

  • mit einer höheren Karte derselben Farbe stechen. Kann er das nicht, so muss er
  • eine niedrigere Karte derselben Farbe zugeben. Ist das nicht möglich, so muss er
  • mit einer Trumpfkarte stechen, und falls auch das nicht geschehen kann,
  • eine beliebige andere Karte abwerfen.

Ein Verstoß gegen diese Regel (Renonce) wird wie folgt bestraft: Wenn ein Spieler Renonce gemacht hat, müssen alle bereits gespielten Karten in die Hand zurückgenommen werden. Der Spieler, der den Fehler gemacht hat, muss sein Blatt offen auflegen, und das Spiel wird erneut durchgeführt. Der Spieler, der Renonce gemacht hat, darf nur dann einen Punkt markieren, wenn er alle fünf Stiche macht.

Der Spieler, der den Stich gewonnen hat, spielt zum nächsten Stich aus. Es ist üblich, dass ein Spieler, der zu einem Stich ausspielt, die Farbe (nicht aber den Wert) der ausgespielten Karte nennt, spielt jemand z.B.  7, so sagt er "Herz".

[Bearbeiten] Jeux de règle

Beim Écarté gelten gewisse Blätter, die geeignet sind, frei Stiche zu machen, als sogenannte Jeux de règle (Regelspiele). Wenn der Nicht-Teiler solch ein Blatt in der Hand hat, soll er spielen, ohne zu kaufen. Hat der Teiler ein solches Blatt in der Hand, dann soll er die Kauf-Proposition des Nicht-Teilers ablehnen. Als Jeux de règle gelten

a) drei Trümpfe im Blatt

b) zwei Trümpfe mit

  • drei Karten der gleichen Farbe
  • zwei Karten der gleichen Farbe, wenn eine derselben eine Dame oder ein König ist,
  • zwei Karten der gleichen Farbe (mindestens Bube und Ass) und einem Buben in einer anderen Farbe

c) ein Trumpf mit

  • vier Karten der gleichen Farbe, darunter den König
  • drei Karten der gleichen Farbe (mindestens Dame) und einem König in einer anderen Farbe,
  • zwei Karten der gleichen Farbe und zwei Königen.

d) ohne Trumpf, jedoch

  • zwei Könige und zwei Karten der gleichen Farbe (Dame),
  • vier Figurenkarten, darunter zwei Damen.

[Bearbeiten] Chouette

Chouette ist eine Methode, wie Écarté zu drei oder mehr Personen gespielt werden kann. Vor Beginn wird durch Ziehen von Karten eine Reihenfolge bestimmt: der Spieler mit der höchsten Karte wird Bankhalter (Alleinspieler), der Spieler mit der zweithöchsten Karte wird Ponte, die übrigen Spieler folgen in der Rangfolge ihrer Karten.

Der Bankhalter legt nun seinen Einsatz (das Banco) in die Bank, die anderen Spieler setzen dagegen. Setzen die Gegenspieler mehr als in der Bank liegt, so kann der Bankhalter die Banksumme erhöhen, oder es können Spieler auf Seite des Bankhalters mitsetzen, ansonsten gelten die Einsätze gemäß der Rangfolge der Spieler. Setzen die Gegenspieler weniger als in der Bank enthalten ist, so darf der Bankhalter den überschüssigen Betrag entnehmen (vgl Baccara Chemin de fer).

Der Ponte spielt nun wie beim Spiel zu zweit gegen den Bankhalter, wobei die übrigen Teilnehmer als Partner des Ponte diesen während der Partie beraten dürfen.

Während beim Spiel zu zweit das Geben nach jedem einzelnen Spiel wechselt, so teilt in einer Chouette der Bankhalter während der gesamten Partie; Vorhand ist immer der Ponte.

Nach jeder Partie ändert sich die Rangfolge der Spieler:

  • Gewinnt der Ponte, so wird er neuer Bankhalter, der verlierende Bankhalter wird an das Ende der Liste gereiht, der höchstrangige Berater des Ponte wird Ponte in der nächsten Partie; die übrigen Teilnehmer rücken entsprechend auf.
  • Gewinnt der Bankhalter, so darf er weiter die Bank halten – er darf aber dann kein Kapital daraus entnehmen – der verlierende Ponte wird an das Ende der Liste gereiht, der höchstrangige Berater des Ponte wird Ponte in der nächsten Partie; die übrigen Teilnehmer rücken entsprechend auf.
  • Möchte der Bankhalter nach einer gewonnenen Partie seinen Gewinn entnehmen, so muss er die Bank abgeben. Die neue Reihenfolge ist dann wie folgt: der ranghöchste Spieler nach dem bisherigen Ponte wird Bankhalter, der nächstfolgende Spieler wird Ponte, die übrigen Spieler rücken auf, der geschlagene Ponte rückt an die vorletzte Stelle und der abgebende Bankhalter an die letzte.

Das Prinzip der Chouette findet sich auch bei Backgammon (siehe dort), Piquet, Gin Rummy, etc.

[Bearbeiten] Literatur

Eine ausführliche deutschsprachige Beschreibung findet sich unter [1]

  • Peter Arnold, Editor: The Complete Book of Card Games, Chancellor Press, London 2002
  • Claus D. Grupp: Glücksspiele mit Kugel, Würfel und Karten, Falken-Verlag, Wiesbaden 1976
  • Meyers Konversationslexikon, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, 4. Auflage, 1888-1890
  • Albert H. Morehead, Richard L. Frey, Geoffrey Mott-Smith: The New Complete Hoyle Revised, Doubleday, New York 1991
  • David Parlett: The Oxford Dictionary of Card Games, Oxford University Press Oxford, New York 1992/96
  • David Parlett: The Oxford Guide to Card Games, Oxford University Press Oxford, New York 1990
  • Alexander B. Szanto: Poker, Ekarté und Starpoker, Verlag Perlen-Reihe, Band 651, Wien 19??
  • Règles spéciales applicables à l’écarté., La réglementation des jeux dans les casinos en France [2]


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